Meilenstein für die Bayreuther Wärmewende

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Die Stadtwerke Bayreuth bauen in der Ludwig-Thoma-Straße eine neue Wärmezentrale für ihr Fernwärmenetz. Entstehen wird dort regenerative Wärme durch eine Kombination aus Wärmepumpe und der Nutzung industrieller Abwärme der Firma Blaha. Bereits kommendes Jahr wird die Anlage regenerative Wärme liefern – so viel wie rund 400 Wärmepumpen erzeugen, die in Einfamilienhäusern eingesetzt würden.

Eine große Sache sei es, was sich in der Ludwig-Thoma-Straße anbahnt – da sind sich alle Beteiligten einig. Und etwas, von dem alle profitieren werden. Dort, wo früher die Pferde der markgräflichen Reitergarnison untergebracht waren, entsteht in den kommenden Jahren eine neue Wärmezentrale der Stadtwerke Bayreuth, die Fernwärme in Richtung Innenstadt schickt. In einem Gebäude, das unter Denkmalschutz und mit der geplanten Nutzung Vergangenheit und Zukunft Bayreuths auf besondere Art und Weise verbindet.

Stefan Prziklang (Planung, Stadtwerke Bayreuth), Carsten Lages (Geschäftsführer Blaha), Sabine Steininger (Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen und Unabhängigen), Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, Dr. Stefan Specht (Fraktionsvorsitzender CSU), Mirko Matros (CSU-Stadtrat und Vorstandsmitglied des Tierschutzvereins), Frank Hofmann (1. Vorsitzender der Bayreuther Gemeinschaft – Freie Wähler e.V.) und Markus Rützel (Geschäftsführer Stadtwerke Bayreuth)

Stefan Prziklang (Planung, Stadtwerke Bayreuth), Carsten Lages (Geschäftsführer Blaha), Sabine Steininger (Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen und Unabhängigen), Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, Dr. Stefan Specht (Fraktionsvorsitzender CSU), Mirko Matros (CSU-Stadtrat und Vorstandsmitglied des Tierschutzvereins), Frank Hofmann (1. Vorsitzender der Bayreuther Gemeinschaft – Freie Wähler e.V.) und Markus Rützel (Geschäftsführer Stadtwerke Bayreuth)

Doch von Anfang an: Das Gebäude, in dem heute noch Anlagen der Firma Blaha stehen, gehörte einer Dame, die es nach ihrem Tod dem Tierschutzverein Bayreuth vermachte. „Davon haben wir von mehreren engagierten Personen erfahren und haben Kontakt zum Nachlassverwalter gesucht“, erzählt Stadtwerke-Geschäftsführer Markus Rützel. „Und schließlich hat unser Angebot den Zuschlag bekommen – ein Glücksfall, das möchte ich ganz klar betonen.“ Glück, weil direkt gegenüber in der Röntgenstraße bereits ein Heizwerk der Stadtwerke steht, dessen Fernwärmeleitungen bis in die Friedrichstraße führen.

Die neue Heizzentrale löst zwei Herausforderungen, die dort bislang bestanden: „Zum einen haben wir in der Ludwig-Thoma-Straße deutlich mehr Platz als in unserem gegenüberliegenden Heizwerk, wodurch wir dort Stück für Stück unsere Wärmeproduktion hochfahren können“, erklärt Rützel. „Das ist wichtig, weil die Nachfrage in diesem Fernwärmenetz schon heute höher ist als unsere bisherige Kapazität. Und zum anderen erzeugen wir dort Wärme aus Erdgas mithilfe von Blockheizkraftwerken.“ Letzteres müsse sich perspektivisch ändern, um die gesetzlichen Anforderungen der Zukunft zu erfüllen, denn die Bundesregierung hat festgeschrieben, dass bis zum Jahr 2030 knapp ein Drittel der erzeugten Fernwärme aus regenerativen Energiequellen stammen müsse. „Auch an diesem Punkt kommen wir mit der neuen Heizzentrale einen entscheidenden Schritt weiter. Unser Nachbar ist die Firma Blaha, ein echter Hidden Champion und Bayreuther Traditionsunternehmen, bei dessen Textilveredelung Abwärme anfällt. Diese Prozesswärme werden wir mittels Wärmetauscher aufnehmen, die Temperatur mithilfe einer Wärmepumpe auf 70 Grad anheben und diese Wärme schließlich in unser Fernwärmenetz einleiten. Dadurch können wir auf einen Schlag die gesetzlichen Anforderungen schon deutlich früher als 2030 erfüllen. Als Vergleich: Unser neues Heizwerk hat ungefähr die Leistung von rund 400 Wärmepumpen, die in normalen Einfamilienhäusern verbaut würden.“ Die Stadtwerke planen für die erste Ausbaustufe des Heizwerks mit Investitionskosten in Höhe von rund 1,3 Millionen Euro und rechnen mit der ersten Wärmelieferung im Laufe des kommenden Jahres.

Blaha-Geschäftsführer Carsten Lages hebt die Vorteile für alle Projektbeteiligten hervor: „Als energieintensives Unternehmen sind wir bestrebt, unsere Abläufe so effizient wie möglich zu gestalten. Das tun wir durch die Optimierung unserer Prozesse und in Form von Investitionen in neue Technologien. Vor diesem Hintergrund ist es uns wichtig, dass unsere Abwärme zu regenerativer Wärme aufgearbeitet wird. So leisten wir einen aktiven Beitrag zur Wärmewende.“

Und auch der Tierschutzverein freut sich, dass durch dessen Entscheidung für den Verkauf an die Stadtwerke ein Stück Bayreuther Zukunft entsteht, von der die Menschen profitieren werden: „Wir sind sehr zufrieden: Zum einen, weil uns der werthaltige Verkauf hilft, die Sanierung unseres Tierheims angehen zu können. Außerdem sind wir stolz darauf, einen Beitrag zur Wärmewende in unserer Stadt leisten können“, sagt Stadtrat Mirko Matros, Vorstandsmitglied des Tierschutzvereins. „Damit schaffen wir für beide Seiten Synergieeffekte“. Worte, die Stadtwerke-Geschäftsführer Markus Rützel nur zu gern bestätigt: „Ohne den Einsatz von ganz vielen Engagierten und die Entscheidung des Tierschutzvereins, an uns zu verkaufen, wäre dieses Schaufensterprojekt nicht möglich, daher möchten wir uns herzlich bedanken.“

Bei der neuen Heizzentrale in der Ludwig-Thoma-Straße soll es laut den Stadtwerken Bayreuth nicht bleiben, denn die Pläne des Gesetzgebers sehen vor, dass die Fernwärme bei der Wärmewende vor allem in innerstädtischen Bereichen eine zentrale Rolle einnimmt. Also dort, wo es wenig Platz gibt und der Gebäudebestand oftmals älter ist als in den Außenbereichen der Städte. „Das Heizungsgesetz sieht vor, dass Gebäude ab dem Jahr 2045 ausschließlich mit erneuerbaren Energien beheizt werden sollen“, erklärt Stadtwerke-Chef Markus Rützel. Möglich wären nach aktuellem Stand der Technik Wärmepumpen, Biomasseheizungen, die mit Pellets oder Hackschnitzel befeuert werden, oder Fernwärme.“ Wärmepumpen hätten in Innenstädten den entscheidenden Nachteil, dass sie im Altbau oftmals nicht effizient heizen, weil diese kaum gedämmt sind und selten über Flächenheizungen wie Fußbodenheizungen verfügen, die eine niedrige Vorlauftemperatur ermöglichen. Außerdem spiele die Lärmemission der Geräte eine Rolle, weswegen ihr Einsatz im Innenstadtbereich schwierig ist. Pellets und Hackschnitzel hätten das Problem, dass hierfür Lagerräume geschaffen werden müssten, für die oftmals schlicht der Platz fehlt. „Damit bleibt für viele Gebäude in der Innenstadt Fernwärme die derzeit einzige realistische Option. Deswegen müssen wir unser Netz erweitern und zusätzliche Heizzentralen bauen, die dann auch regenerative Wärme erzeugen müssen. Das ist auch eine finanzielle Herausforderung, weil wir mit einem Finanzierungsbedarf in deutlich zweistelliger Millionenhöhe rechnen.“

Auch Oberbürgermeister Thomas Ebersberger unterstreicht den steigenden Stellenwert der Fernwärme: „Wir wollen bis 2040 in Bayreuth klimaneutral sein. Die Wärmewende ist dafür ein wichtiger Hebel, weil der Energiebedarf hier besonders groß ist. Fernwärme spielt dabei vor allem in der Innenstadt die erste Geige. Deswegen tun wir gut daran, die Transformation hin zu regenerativer Fernwärme bereits heute voranzutreiben. Unsere Stadtwerke tun das – sogar deutlich vor den gesetzlichen Fristen –, weswegen ich die Investition in die neue Wärmezentrale in der Ludwig-Thoma-Straße als Meilenstein für die Wärmeversorgung unserer Stadt empfinde.“

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