Gedenkveranstaltung der Banater Schwaben in Forchheim
Gedenkveranstaltung zu 80 Jahre nach Flucht aus dem Banat und Ankunft in Forchheim
Sie sollen nicht vergessen sein, die ersten Banater Schwaben in Forchheim: Sie setzten vor genau 80 Jahren zaghaft und verunsichert ihren Fuß auf Forchheimer Boden mit schrecklichen Erlebnissen im Gepäck, anstelle von dem, was man eigentlich braucht, wenn man in ein neues, unbekanntes Land „einwandert“. Die kleine Gruppe von Menschen, bestehend zumeist aus Frauen und Kindern, hatten eine 6wöchige unfreiwillige Fahrt aus einem kleinen Banater Dorf kreuz und quer durch Ungarn und Österreich bis Passau, vorbei an Regensburg, Neumarkt und Nürnberg bis Forchheim. Weitere Waggons dieses ehemaligen Güterzuges entließen weitere Banater Schwaben in Bamberg, Coburg und Rödental.
Die Flüchtlinge, wie man sie jahrelang nannte, waren ihr Leben lang schwer traumatisiert, da sie sich von ihrer geliebten Heimat nicht hatten verabschieden können und es nach ihrer geglückten Ankunft in Forchheim keinen wirklichen Weg mehr zurückgab: Gerade, als der Krieg zu Ende war, schlossen sich die „Eisernen Vorhänge“ um die sozialistisch regierten Länder, wie z.B. Rumänien. Einige Familien, die sich dennoch „hemzus“ aufgemacht hatten, fanden Haus und Hof enteignet vor und mussten sich verbittert einen folgenschweren Fehler eingestehen.
In Forchheim aber ging mit schwerem Herzschmerz das Leben aufwärts: Freundlicher Empfang durch Damen des Roten Kreuzes, Arbeit und Wohnraum von Forchheimer Betrieben wie Papierfabrik, Folienfabrik, Weberei, Ziegelei oder in der Landwirtschaft in der Umgebung wie Kersbach, Effeltrich, Pretzfeld, Freundschaften und Begleitung von einheimischen Familien, staatliche Unterstützungen.
Die jungen Familien der Banater Flüchtlinge pflegten einen starken Zusammenhalt, besonders am Sonntag Nachmittag und seit 1956 in der Landsmannschaft der Donauschwaben sowie seit 1980 in der Landsmannschaft der Banater Schwaben in Forchheim.
Ihr ganzes Leben lang sprachen die aus dem im Banat Stammenden zu Hause und untereinander noch den Schwowischen Dialekt, auf der Straße dann mit der Zeit fränkisch. Wir Kindern, die bereits in Forchheim oder Umgebung geboren waren, wussten aber nur zu gut, was mit „dahemm“ gemeint war und spitzten die Ohren, wenn jemand anfing: „Weischt noch“…
1958 begann die Familienzusammenführung, die Rumänien mit der Bundesrepublik ausgehandelt hatte, ab 1982 flohen etliche Menschen durch die Donau nach Jugoslawien oder mithilfe von großen finanziellen Opfern zu ihren Verwandten, in Österreich oder Deutschland, so dass mit der Wende alle bis auf wenige die Heimat der Banater Schwaben, die nun keine mehr war, verlassen hatten.
Warum verließen so viele das Banat:
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges forderte die Sowjetunion auch von Rumänien Reparationen in Form von ArbeiterInnen in den sibirischen Bergwerken: Die russischen Soldaten verschleppten deshalb 1945 gerade aus den deutschen Dörfern im Banat ca. 333 000 junge Frauen, auch Mütter von Kleinkindern dorthin, weitere 10 000 Menschen deportierte die rumänische Regierung 1951 in die Baragansteppe südlich von Bukarest, Bildungschancen der deutschsprachigen Bevölkerung wurden besonders erschwert und kulturelles Kulturgut wie auch z.B. Pflege von Glaubensausübung, z.B. Besuch von Gottesdiensten reglementiert.
Die Werte einer 200jährigen Geschichte konnten nicht mehr gelebt werden.
Bis heute haben meines Wissens nach Menschen aus folgenden Dörfern des rumänischen Banats Heimat gefunden:
Kleinbetschkerek, Neubeschenowa, Alexanderhausen, Bethausen, Billed, Hodoni, Ketfel, Sanktandres, Knees, Fiebisch, Bogarosch, Lovrin, Lenauheim, Hatzfeld, Lugosch, Gertianosch, Freidorf, Orzidorf, Stamora, Deutschbentschek, Ostern, Temeschburg, Steierdorf, Tschakowa, Tschene.
Mittlerweile muss es ca. 400 Familien mit Banater Wurzeln geben, in denen z.T. noch der schwowische Dialekt beherrscht wird.
Festgottesdienst in St. Martin
Im Gedenken an diese Flucht aus dem Banat und Ankunft in Forchheim hielten wir einen festlichen Gottesdienst am 28. September 2024 in St. Martin für angebracht. Domkapitular Martin Emge zelebrierte mit Pfarrer Mariadas Kalluri und sensibilisierte in seiner Predigt für das Thema, Annemarie Obernhuber ergänzte in einer Ansprache persönliche Schicksale der Geflüchteten.
Den Festgottesdienst erfüllten eine Bläsergruppe aus Banater Landsleuten (Hoffner Franz, Dörner Erich, Muth Alexander, Hehn Werner, Paulus Franz), Harry Metzger an der Gitarre und Werner Nauy am Akkordeon und eine Singgruppe unter Leitung von Franz Gottfried Huhn mit bewegender Musik. Eine kleine Gruppe in Banater Tracht erinnerte an die Kirchweihfeste im Banat und auch in Forchheim in den letzten mehr als 40 Jahren.
Folgende Gäste konnten im Gottesdienst begrüßt werden: Herr Oberbürgermeister Dr. Uwe Kirschstein, Landrat Dr. Hermann Ulm und Landtagsabgeordneter Michael Hofmann, Herr Bürgermeister Udo Schönfelder und die ehemalige Bürgermeisterin Frau Maria Wagner, die Stadträte Reiner Büttner und Dr. Atila Karabag sowie Pastoralreferent Dietmar Denzler. Den Bundesverband der Banater Schwaben und den Landesverband Bayern dieser Organisation vertrat Herr Harald Schlapansky, die Donauschwaben Forchheims, Frau Silvia Kuhn. An der Veranstaltung am Abend nahm auch die Bundestagsabgeordnete Lisa Badum teil.
Annemarie Obernhuber,
Vorsitzende der Banater Schwaben Forchheim
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