Bayreuther Caritas engagiert sich für Frauen mit Gewalterfahrung
Im Beisein zahlreicher Vertreter aus der Landes-, Regional- und Lokalpolitik legte der Caritasverband Bayreuth am 24.10. den Grundstein für eine Einrichtung, die sich speziell an Frauen richtet: das „Haus Monika“. Es will Frauen aus der Region, die Gewalt erfahren haben, sowie deren Kindern ab 2026 eine Möglichkeit für einen Neuanfang bieten.
Nach dem Frauenhaus in Bayreuth, der proaktiven Beratungsstelle gegen häusliche Gewalt und dem Second Stage-Projekt, das Frauen nach dem Frauenhausaufenthalt unterstützt, kommt jetzt mit dem „Haus Monika“ eine weitere Einrichtung hinzu. Die nach der heiligen Monika, Schutzpatronin der Frauen, Mütter und Kinder, benannte Einrichtung soll Frauen nach einem Aufenthalt im Frauenhaus langfristig ein Umfeld bieten, in welchem die Betroffenen leben, wohnen und in Ruhe erste Schritte in ein neues, selbständiges und gewaltfreies Leben unternehmen können.
Ort der Hoffnung
„Wir legen heute den Grundstein für ein Haus, welches sechs Frauen und deren Kindern Schutz und die Möglichkeit für einen Neuanfang bietet.“ Mit diesen Worten eröffnete Bozena Schiepert, geschäftsführende Vorständin des Caritasverbandes Bayreuth, die Grundsteinlegung in der Anselm-Feuerbach-Str. in Bayreuth. Ihr sei durchaus bewusst, dass der Bedarf an solchen Einrichtungen sehr groß sei und dass die Caritas mit diesem Haus nicht alle Frauen, die Gewalt erfahren haben, erreiche. Aber für jene, die hier einziehen, mache es einen wesentlichen Unterschied. Denn: „Haus Monika ist mehr als nur ein Gebäude. Es ist ein Ort der Hoffnung, ein Zufluchtsort, an welchem das Leben neu beginnen kann – frei von Angst und Gewalt“, so Schiepert.
Schiepert bedankte sich bei allen Projektbeteiligten, insbesondere beim Land Bayern, der Erzdiözese Bamberg, der Regierung von Oberfranken sowie der Oberfrankenstiftung für die großzügige finanzielle Unterstützung, ohne die das Haus Monika nicht in die Realität hätte umgesetzt werden können.
Alle 60 Minuten 14 Frauen Opfer von Gewalt
Die Dringlichkeit, insbesondere im Nachsorge-Bereich die Kapazitäten speziell für Frauen auszubauen, sei laut Schiepert geradezu erschreckend hoch. Einer Erhebung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Jahr 2022 zufolge würden alle 60 Minuten mehr als 14 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Mit dem „Haus Monika“ wolle der Caritasverband Bayreuth diese immer noch große Nachsorge-Lücke wenigstens ein Stück weit schließen, so Schiepert.
Haus Monika bietet Frauen langfristige Unterstützung
„Das Haus Monika ist ein starkes Signal an Frauen in schwierigen Lebenssituationen. Es bietet Frauen und ihren Kindern auch langfristig Unterstützung“, betonte Michael Endres, Vorstandsvorsitzender des Caritasverbandes für die Erzdiözese Bamberg, in seinem Grußwort. Dass dies möglich sei, dafür gebühre allen Unterstützern und Förderern großer Dank, erklärte Endres und beglückwünschte den Caritasverband Bayreuth zu seinem Projekt.
Bezahlbarer Wohnraum
Die Ministerialdirektorin des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr, Ingrid Simet, hob in Ihren Festrede hervor, dass mit dem Haus Monika erstmals ein Projekt entstehe, das in Gemeinschaft mit der Caritas einerseits bezahlbaren Wohnraum schaffe, sich aber andererseits an einen ganz besonderen Personenkreis richte, „nämlich misshandelte Frauen und deren Kinder“. Gerade die Partnerschaft mit der Caritas in diesem Projekt sei etwas ganz Besonderes, denn sie schaffe auch ein kompetentes Beratungsangebot, welches Frauen nachhaltig unterstütze. Ein weiterer ausschlaggebender Aspekt: der Baustandard Kfw 55. Er ermögliche nachhaltiges Bauen. Aus den genannten Gründen sei es laut Simet ein Leichtes gewesen, eine Förderungszusage zu geben. Der Freistaat Bayern unterstützt das Projekt mit insgesamt 1,3 Mio. Euro und übernimmt damit den Großteil der Finanzierung.
Frauen mit Gewalterfahrung eine Perspektive geben
„Was Frauen bei häuslicher Gewalt angetan wird, das betrifft auch Kinder“, sagte Henry Schramm, Präsident des Bezirkstages von Oberfranken. In ständiger Angst um sie und um sich selbst zu leben, sei eine unvorstellbare Belastung. „Deswegen ist es so wichtig, dass die Caritas das Haus Monika gebaut hat.“ Man gebe damit betroffenen Frauen und deren Kindern wieder eine Perspektive. „Als christliche Gesellschaft ist es unsere Aufgabe, sich um diejenigen zu kümmern, denen es nicht so gut geht. Denn ich bin mir sicher, eines Tages werden wir als Gesellschaft auch danach beurteilt werden, wie wir mit den Schwachen in unseren Reihen umgehen.“ Deshalb seien solche Initiativen wie das Haus Monika unbedingt zu unterstützten. Sowohl die Oberfranken-Stiftung als auch die Regierung von Oberfranken fördern das Projekt mit jeweils etwa 350.000 Euro. Schramm gratulierte der Caritas zu dem Projekt und sprach ihr für das Engagement einen großen Dank aus.
Eigenständigkeit von Frauen verbessern
„In Deutschland gibt es ca. 350 Frauenhäuser, in welchen jährlich gut 40.000 Frauen Schutz suchen“, machte Thomas Ebersberger, Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth, die Notwendigkeit des Hauses Monika deutlich. Denn das Haus Monika ergänze nicht nur die bisherige Angebotssituation, „sondern es verbessert die Eigenständigkeit betroffener Frauen auf der einen Seite, auf der anderen Seite erleichtert es ganz massiv deren Wohnungssuche.“ Problematisch sei dabei nach wie vor die allgemeine Zurückhaltung unter den Bauträgern, in den sozialen Wohnbau zu investieren. „Gerade deshalb sind auch solche Einheiten wie das Haus Monika so wichtig“, betonte Ebersberger. „Das Haus Monika reduziert die Obdachlosigkeit und baue soziale Stabilität auf.“ Ebersberger bedankte sich bei der Caritas für die langjährige Zusammenarbeit mit der Stadt Bayreuth und sprach dem Wohlfahrtsverband für sein jüngstes Projekt große Anerkennung aus.
Sechs Wohnungen mit bis zu 66 m2
Im „Haus Monika“ entstehen auf einer nutzbaren Wohnfläche von gut 280 m2 insgesamt sechs Wohneinheiten, darunter vier Drei-Zimmer-Wohnungen mit je 66 m2 und zwei Zwei-Zimmer-Wohnungen mit je 44 m2. Ziel ist es, Frauen, die, wie in den Richtlinien vorgegeben, nach sechs Wochen aus dem Frauenhaus Bayreuth ausziehen sollen, solange Wohnraum anzubieten, bis sie aus eigener Kraft in der Lage sind auszuziehen und ein gewaltfreies und unabhängiges Leben zu führen.
Ökumenischer Segen und Versieglung der Zeitkapsel
Zum Abschluss der Grundsteinlegung erteilten Domvikar Gerd-Richard Neumeier und Dekan Jürgen Hacker dem Haus Monika einen ökumenischen Segen. Danach wurde die eine Zeitkapsel mit einer Tageszeitung, Münzen, Plänen und einem Kreuz befüllt, anschließend versiegelt und unter großem Beifall in das Mauerwerk eingelassen.
Fertigstellung im Frühjahr 2026
Der Abschluss des Bauvorhabens soll im Frühjahr 2026 erfolgen. Die Kosten des Projektes belaufen sich insgesamt auf 2,4 Mio. Euro. Den größten Teil der Finanzierung deckt ein staatliches Baudarlehen. Außerdem beteiligen sich mit dem Erzbistum Bamberg (700.000 Euro), der Regierung von Oberfranken (352.000 Euro) und der Oberfranken Stiftung (349.000 Euro) an den Kosten.
Einrichtungshaus F2 spendet Möbel
Für die Möblierung des Hauses bedankte sich Bozena Schiepert ganz herzlich bei der Firma F2 aus Bayreuth. Das Einrichtungshaus spendet zahlreiche Ausstellungstücke und trage damit maßgeblich dazu bei, dass sich die Bewohnerinnen und deren Kinder im Haus Monika wohlfühlen werden.
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