Das bot die Bayreuther Kosmosvorlesung mit Dr. Ingo Schwarz zum Thema „Humboldt und Bayern“

Das bot die Bayreuther Kosmosvorlesung mit Dr. Ingo Schwarz zum Thema „Humboldt und Bayern“
Dr. Ingo Schwarz fesselte das Publikum mit seinen Erkenntnissen über Alexander von Humboldt. Text und Foto: Dagmar Bauer

Traditionelle Kosmosvorlesung mit Dr. Ingo Schwarz in Bayreuth

Der ehemalige Forschungsstellenleiter der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sprach zum Thema „Humboldt und Bayern“

Es ist schon seit geraumer Zeit zur guten Tradition geworden, dass das Alexander von Humboldt Kulturforum Franken e. V. (wie es kürzlich umbenannt wurde) in der „schönsten Stube Oberfrankens“ seine alljährliche Kosmosvorlesung abhielt, unterstützt vom Regionalmanagement Bayreuth. So bezeichnete der Vereinsvorsitzende Hartmut Koschyk den ehrwürdigen Landratssaal bei der Regierung für Oberfranken, der einmal mehr als Veranstaltungsort genutzt werden durfte. Koschyk erläuterte, dass die 61 „Kosmosvorlesungen“, welche Alexander von Humboldt in den Jahren 1827/28 in der Singakademie zu Berlin abhielt, damals als absolute kulturelle Höhepunkte galten und sich unter anderem dadurch auszeichneten, dass ausdrücklich nicht nur höher gestellte männliche Wissenschaftsinteressierte, sondern schlichtweg jedermann, und vor allem auch jede Frau ausdrücklich dazu eingeladen war – durchaus nicht üblich. Aus diesen Vorlesungen entstand das fünfbändige Werk des Universalgelehrten „Kosmos – Entwurf einer physischen Weltbeschreibung“, in welchem er dem Leser eine Gesamtschau der wissenschaftlichen Welterforschung zu vermitteln suchte.

Der Referent des Abends, Dr. Ingo Schwarz, sei in Bayreuth kein Unbekannter, sagte Koschyk. Seit der Gründung des Kulturforums im Jahr 2008 könne er den gebürtigen Berliner als langjährigen Freund und Begleiter bezeichnen. Schwarz studierte nach dem Abitur an der Humboldt-Universität und wurde mit einer Arbeit zur modernen Science Fiction in den USA promoviert. Bereits in den frühen 80er Jahren forschte er über Alexander von Humboldt und die USA, wodurch der Kontakt zu Kurt Biermann, dem damaligen Leiter der Alexander von Humboldt-Forschungsstelle der DDR entstand. Ab 2008 übernahm Dr. Schwarz die Leitung der Arbeitsstelle, die er bis zum Jahr 2015 inne hatte. Sein großes Betätigungsfeld umfasste vor allem die Sammlung und Herausgabe von Briefwechseln mit bedeutenden Persönlichkeiten, die Humboldt in mannigfacher Weise pflegte. So hat Schwarz den kompletten Briefwechsel zwischen dem Kronprinzen und späteren König Maximilian II. zusammengefasst und ediert. Der Kronprinz wurde 1811 geboren, Humboldt nahm persönlich an seiner Taufe teil.

Im Lauf der Jahre entwickelte sich daraus eine enge Beziehung, wobei der König dem Gelehrten ausdrücklich erlaubte, sich jederzeit direkt an ihn wenden zu dürfen, wovon Humboldt später gerne – wenn auch sparsam – Gebrauch machte. König Maximilian II. legte großen Wert auf Humboldts Beratung bei der Entwicklung der Wissenschaften in Bayern und bei aktuellen politischen Fragen. In einem Brief stellte Humboldt eine Liste von Gelehrten zusammen, die qualifiziert waren, den zukünftigen König bei der Besetzung von Professuren an bayerischen Universitäten zu beraten. Dieses wichtige Schreiben liest sich wie ein „Who’s Who“ der damaligen führenden deutschen Forscher. In einem anderen Brief bedankte sich der König handschriftlich für die an ihn übersandten Sonette Wilhelm von Humboldts

Zu guter Letzt durfte die Episode mit dem Humboldt´schen Papagei nicht fehlen: die letzten 30 Jahre seines Lebens leistete ein aus Madagaskar stammender Vasapapagei namens „Jakob“ dem Gelehrten Gesellschaft. Er war ihm erstmals Ende 1826 auf seinem Weg von Paris nach Berlin am Hof des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach begegnet und zeigte sich sehr beeindruckt von ihm. Der betagte Großherzog vermachte ihm „Jakob“ kurzerhand in seinem Testament. Carl August wiederum hatte den Papagei von Maximilian II. als Geschenk erhalten. Überliefert ist ein berühmter Satz des gesprächigen Vogels: „Viel Zucker, viel Kaffee, Herr Seifert!“, jene Worte, mit denen Humboldt bei seinem Diener Johann Seifert seinen Kaffee bestellte.

Koschyk bedankte sich beim Referenten mit einem breit gefächerten Bücherpräsent sowie einem „Humboldtcito“ und erhielt im Gegenzug für die Bibliothek des Kulturforums die Buchneuerscheinung mit dem Titel „Politischer Versuch über die Insel Kuba“, dessen Mitherausgeber Dr. Ingo Schwarz ist.

 

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