Nebel über den Feldern: Seubelsdorf I unterliegt Bindlach II knapp

Auch nach dem Spiel gegen Christoph Sesselmann hatte Jürgen Gegenfurtner gut lachen./Foto: Uwe Voigt

Auch nach dem Spiel gegen Christoph Sesselmann hatte Jürgen Gegenfurtner gut lachen./Foto: Uwe Voigt

Am Morgen des 20. Oktobers schälten sich die bunten Herbstbäume aus dem Nebel über den Lichtenfelser Mainauen. Währenddessen trat die erste Mannschaft des Schachvereins Seubelsdorf in ihrem Spielheim beim TVO zu einem Heimmatch gegen TSV Bindlach Aktionär 2 an: 16 Spieler versenkten sich über schwarz-weißen Feldern in die Welt des Schachs. Da beide Teams ihre Erstrundenspiele gewonnen hatten, ernannte der Bezirksverband Oberfranken ihre Begegnung zum Spitzenspiel der Bezirksoberliga-Runde. Lag es an diesem Verantwortungsdruck, dass sich so mancher bald auch schachlich benebelt fühlte?

Tizian Wagner setzte an Brett 2 von Anfang an auf Raumvorteil am Königsflügel. Bertram Spitzl konterte in der Brettmitte und am Damenflügel und erzwang durch druckvolles Gegenspiel rasch ein Remis.

Eine Spezialität des Seubelsdorfer Spitzenspielers Jürgen Gegenfurtner ist es, mit seinen Figuren unversehens in die gegnerische Stellung einzusickern. An Brett 1 versuchte Christoph Sesselmann, ihm eine Kostprobe der eigenen Medizin zu geben, doch Gegenfurtner schmeckte dies offenbar: Er brachte seinen König in aller Seelenruhe aus der Gefahrenzone und dezimierte die Eindringlinge, so dass Sesselmann nur die Aufgabe blieb.

Nach seinem lehrbuchreifen Erstrundensieg in seinem allerersten Turnierspiel musste Andrej Schumacher an Brett 8 diesmal ein wenig Lehrgeld zahlen: Bei Rochaden zu unterschiedlichen Flügeln ließ er sich einen wichtigen Läufer abtauschen und musste das Heft des Handelns abgeben, was Serge Schäfers im Angriffsschwung zum Anschlusstreffer für Bindlach nutzte.

Matthias Bergmann gelang es an Brett 4, David Wendel einen lästigen Bauern als „Pfahl im Fleisch“ tief in dessen eigenen Reihen zu verankern. An Brett 5 baute Uwe Voigt gegen zögerliches Spiel von Viktor Benner ein mächtiges Zentrum auf, musste es aber selbst wieder auflösen, um seine Figuren in Position zu bringen. Dabei unterlief ihm ein Fingerfehler und statt Materialgewinn kam nur ein verflachender Generalabtausch zustande. Auch Bergmann musste die Abwicklung in ein spannungsloses Endspiel zulassen, so dass an beiden Brettern die Punkte geteilt wurden.

Bei andauerndem Gleichstand ließen Clemens Hanschkow an Brett 6 und Kilian Mager an Brett 7 auf erneute Seubelsdorfer Führung hoffen: Hanschkow knöpfte Kilian Ebel frühzeitig einen Bauern ab und ließ diesen dank taktischer Finessen immer weiter vorstoßen. Mager griff feindliche Zentralbauern von der Flanke her an, und als Alexander Horn sie schützen wollte, indem er seine Königsstellung auflockerte, wendete Mager seine Aufmerksamkeit und seine Figuren flugs dem gegnerischen Monarchen zu. In beiderseitiger Zeitnot ließ er sich aber nicht auf unübersichtliche Verwicklungen ein, sondern stimmte einem Remisangebot zu. Hanschkow konnte es nicht vermeiden, dass es zu einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern kam, das ebenfalls keinen Sieger sah.

In der letzten noch laufenden Partie versuchte Marko Hofmann an Brett 3 von Anfang an, die Initiative einzudämmen, die Jaroslav Tiller bis in ein Damenendspiel mit Mehrbauer behielt. Zwar schöpfte Hofmann jede sich bietende Möglichkeit aus, doch vergebens: Als er die Damen tauschen musste, war für ihn das Bauernendspiel klar und für Seubelsdorf das Match mit 3,5 : 4,5 denkbar knapp verloren.

Als die freundschaftlich verlaufene Begegnung vorbei war und sich der Nebel auf allen Feldern gelichtet hatte, stellten zwei Spieler aus den beiden Vereinen fest, dass sie einander schon vor 31 Jahren gegenübergesessen waren. Schach – ein Spiel für alle Jahreszeiten auch des Leben.

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