Bauhofschulung in Pinzberg: Gemeinsam für mehr Artenvielfalt in Kommunen

Bauhofschulung, vorne Mitte: Umweltminister Thorsten Glauber, Regierungspräsident Florian Luderschmid, stellvertretende Landrätin Rosi Kraus und Bürgermeisterin Elisabeth Simmerlein./Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

Bauhofschulung, vorne Mitte: Umweltminister Thorsten Glauber, Regierungspräsident Florian Luderschmid, stellvertretende Landrätin Rosi Kraus und Bürgermeisterin Elisabeth Simmerlein./Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz

Um für heimische Insekten einen geeigneten Lebensraum mit attraktiven Nahrungsquellen vom Frühjahr bis zum Herbst sowie Bereiche zum Überwintern zu gestalten, braucht es für die Umsetzung hoch motivierte und gut geschulte Bauhofmitarbeiter. Daher fand am in Pinzberg, bereits zum 5. Mal, eine gezielte Bauhofschulung zur Gestaltung von insektenfreundlichen Flächen, zu ökologischen Mähtechniken sowie zu naturnahen Pflege statt, zu der Kreisfachberater für Gartenbau und Landespflege Hans Schilling (Landratsamt Forchheim) und die Blühpakt-Beraterin Dr. Jana Ernst (Regierung von Oberfranken) eingeladen hatten.

An dem eintägigen Schulungstag beteiligten sich Bauhofmitarbeiter aus insgesamt 11 Kommunen des Landkreises Forchheim und der Kreisbauhof Neuses, die über verschiedene Vorträge das nötige naturschutzfachliche Wissen und viele Tipps für den Erhalt sowie die Schaffung von artenreichen Lebensräumen auf kommunalen Flächen erhielten.

Die Veranstaltung startete mit einer Blüh-Challenge, bei der 19 Wildpflanzenarten in zwei Sandbeete sowie heimische Wildrosen (drei Wein-Rosen) gepflanzt wurden. Dabei legten auch der bayerische Umweltminister Thorsten Glauber, Regierungspräsident Florian Luderschmid, die stellvertretende Landrätin Rosi Kraus und Elisabeth Simmerlein als gastgebende Bürgermeisterin engagiert Hand an. In der Gemeinschaftsaktion wurden in kürzester Zeit alle 270 Pflanzen in die, vom Bauhof Pinzberg mit 40 cm hohen Sand befüllten, Beete gepflanzt. Somit wurde der Eingangsbereich zur Grünen Gruppe an der Grundschule Pinzberg insektenfreundlich und nachhaltig aufgewertet, da die Beete pflegeleicht, lange blütenreich und nicht nur für heimische Insekten attraktiv duftend sind. Heimische Wildpflanzen wie die Ochsenzunge, die Karthäusernelke, der Hornklee, der Wiesen-Salbei oder Oregano (Dost) bieten vom zeitigen Frühjahr bis in den Herbst hinein zahlreichen Käfern, Schmetterlingen, Wildbienen & Co. nun relevante Nahrungsquellen an. Doch reicht solch ein buntes Buffet für unsere Insekten aus?

Vor allem Wildbienen benötigen Unterstützung durch das Anlegen von Nisthilfen, da nur rund 30 Arten der 561 heimischen Wildbienenarten als typische Holzröhrenbrüter die sogenannten Insektenhotels nutzen. Rund drei Viertel der Wildbienen sind im Boden nistende Arten, weshalb ein „Sandarium“ aus ungewaschenem und klebrigem Sand einen wertvollen Lebensraum für solche Sandbewohner darstellt. Der strukturstabile Sand muss eine Schichtdicke von mindestens 40 cm haben, um für die Eiablage genutzt werden zu können. Somit kann über die bewusste Auswahl von heimischen Wildpflanzen und die Anlage eines geeigneten Lebensraums viel für die heimische Biodiversität auf kommunalen Flächen getan werden.

Über eine ähnliche Umsetzung im Rahmen des Blühpakt-Projektes „Starterkit 2 – blühende Kommunen“ in Pottenstein referierte daher Martin Kreisel vom Naturpark Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst. Davor wurden die Lebensweise, Gefährdung und der Schutz von Insekten von Thomas Pickel vom Verein „Die Summer“ anschaulich dargestellt. Für die Arbeit der Bauhofmitarbeiter war besonders der Vortrag von Dimitri Seidenath vom Stadtgartenamt Bayreuth interessant, der das insektenfreundliche Mähkonzept der Stadt Bayreuth erläuterte. Weiterhin wurde auch die Finanzierung kommunaler Biodiversitätsprojekte thematisiert, wobei Andreas Ronge von der Kreditanstalt für Wiederaufbau das Förderprogramm 444 „Natürlicher Klimaschutz in Kommunen“ vorstellte. Die kommunale Biodiversität kann aber auch über das Projekt KomBi unterstützt werden, wie Projektmanager Florian Lang im theoretischen Schulungsteil abschließend vortrug.

Am Nachmittag legten dann die zahlreichen Mitarbeiter der verschiedenen Bauhöfe im Praxisteil an sieben weiteren Stationen emsig und motiviert verschiedene insektenfreundliche Flächen und Strukturen an. Da Insekten artenreiche Wildblumenwiesen lieben, wurde unter anderem auf der Schulwiese ein Blühstreifen mit zertifiziertem, gebietsheimischen Wiesendruschsaatgut aus Weismain angelegt. Daneben entstand als künftige Nahrungsquelle und Lebensraum für Insekten eine vielfältige Wildobsthecke mit verschiedenen, heimischen Gehölzen wie Schwarzem Holunder, Schlehe, Traubenkirsche, Eingriffeligem Weißdorn, Traubenholunder, Vogelbeere und Haselnuss. Das Haus für Kinder freute sich über die Pflanzung einer Naschhecke mit Johannisbeeren, Brombeeren, Himbeeren sowie Stachelbeeren und eines stattlichen Feldahorns als Schattenspender im Garten. Im Eingangsbereich zur Grundschule wurde neben einer artenreichen Wiese entlang des Gebäudes auch eine Wildrosenhecke gepflanzt. Die ungefüllten, duftenden Blüten der Wein-Rose sowie der Hundrose sind nicht nur eine Pracht fürs Auge, sondern bieten im Gegensatz zu gezüchteten Rosen vielen Insektenarten und im Winter vielen Vögeln durch ihre Hagebutten reichlich Nahrung an. Die umfangreiche Bauhofschulung wies den Praktikern in den Gemeinden somit ein großes Spektrum an wichtigen Informationen zur Aufwertung vor einer Neuanlage, der Verwendung gebietsheimischen Pflanz- und Saatguts sowie der Schaffung von vielfältigen und artenreichen Flächen durch eine hohe Strukturvielfalt (z.B. Totholz, Lesesteine, Wasserstellen) auf.

Weitere relevante Aspekte zum Insektenschutz sind auch eine insektenfreundliche und ökologisch angepasste Mahd (i.d.R. ab Mitte Juni sowie im Herbst) und der Verzicht von Mulchen und Absaugen.

Nun ist es an den Gemeinden im Landkreis Forchheim, die verschiedenen Anregungen aufzugreifen und ihre kommunalen Flächen in bunte sowie vielfältige Oasen der Biodiversität zu entwickeln.

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