Kirwa in Speichersdorf

Auftritt der 14 Kirwapaare in Speichersdorf @ Wolfgang Hübner

„Aeroplane“ – „Essig & Öl“ – Weinwallfahrer, und dazu 29 fesche Kirwamadla und Kirwaburschen. Sie ließen es bei der Speichersdorfer Kirwa mit einem fetzigen Musikprogramm und peppigen Gstanzlsingen einmal mehr ganz schön krachen.

Bis gestern herrschte Ausnahmezustand in Alt-Speichersdorf mit buntem Kirwa-Treiben in der Kreutzer-Halle, rund um den Dorfplatz und das „Milchbänkl“. Dabei ist dem Organisationteam um Vorsitzenden Patrick Sendelweck größter Respekt zu sollen, haben sie doch für das Kirwa-Treiben in einem logistischen Kraftakt und mit viel Liebe für das Detail die große Maschinenhalle von Grund auf in eine Party-Halle verwandelt. Vor einer Woche war die Kirwa mit Max Höreth erstmals in der Rolle des Totengräbers und mit süffisanten Versen und Reimen ausgegraben worden. Dann waren sechs Tage lang Küche, Kirche und dazu rockige und zünftige Klänge, sowie deftige Sprüche angesagt.

Wenngleich der Rockabend mit der Coverband „Aeroplane“ mehr Besucher verdient hätte, herrschte beste Stimmung in der Halle. Die Vollblutmusiker Christopher Kalaitsidis (Bass/Gitarre), Markus Backer (Schlagzeug), Paul Paladi (Gesang), Simone Weidner (Gesang) und Felix Dreyer (Gitarre) aus dem Nürnberger Land nahmen ihr Publikum mit auf eine Reise durch die Schlager-Welt und Rock- und Pop-Geschichte sowie quer Beet durch alles ihre musikalischen Genres. 1000 mal berührt, Hey Makarena, 99 Luftballons, Wenn ein Lied deine Lippen verlässt und Westerland hatte die neu formierte fünfköpfige Truppe ebenso gut drauf wie aus den 90er Jahren Hey hey hey what’s going on, Mrs Vantige, Baby don´t hurt me, Its my Life, Everbody, You are my Fire und Shut up and dance. In mehreren Medlys wurde Let’s get now, Bailando und I’m are Barby Girl gestreift.

In einer brechend vollen Halle sorgte dann am Samstagabend das Quartett „Essig und Öl“ aus der Fränkische Schweiz für einen boarisch-böhmischen Party- und Schlagerabend vom Feinsten. Bei ihrem Debüt hatte die junge, fränkische Coverband die richtige Mischung von Lieblingssongs aller Generationen von Peter Maffay bis DJ Ötzi, von Jürgen Drews bis Müller-Westernhagen im Gepäck. Mit Chartstürmern, Schlagern, Volxmusik und Popmusik, sorgten sie für gute Laune und Kirwastimmung. Zum Auftakt waren die Burschen und Madla gemeinsam in den Imhofsaal einmarschiert und hatten die Tanzfläche eröffnen.

Am Sonntag fand die Kirwa mit einem Gottesdienst, mit farbenfrohem Auftanzen und Aufspielen sowie derbem Gstanzlsingen unter den Polka-Klängen der Weinwallfahrer ihren Höhepunkt. Traditionell und trotz kurzer Nächte und angekratzter Stimmbänder gehört die „Gotteszeit, die Zeit mit und für Gott“, wie es Lektor Stefan Steininger in seiner Predigt nannte, zum Kirwa-Pflichtprogramm. Nahezu alle Kirwamadla und Kirwaburschen waren pünktlich aufmarschiert und hatten im Gemeindehaus in der ersten Reihe Platz genommen. Umrahmt von den Klängen des Posaunenchores stellte dabei Lektor Stefan Steininger die Bedeutung der Glocke für die Christen und die Kirche in den Mittelpunkt seiner Predigt. Wenn die Glocke rufe, gelte es innezuhalten und sich die Zeit zu nehmen für „Gott ist da!“.

Am frühen Nachmittag folgte dann der große Auftritt der 14 Kirwapaare. Eine riesige Schar an Zaungästen bescherte dem Aufmarsch der Kirwagesellschaft am Dorfplatz einen großen Bahnhof und eine große Kulisse. Mit dem Leiterwagen und dem nötigen Gerstensaft und begleitet von den Weinwallfahrern aus Filchendorf zogen sie zunächst über die Ringstrasse und Aubachstraße. Bei der alten Lagerhalle wurde Station gemacht, aufgespielt und aufgetanzt. Zurück am Dorfplatz trumpften die Kirwaburschen dann so richtig auf. Beim Aufsingen in über 40 Gstanzl sparten die 14 Jungs in diesem Jahr nicht an teils deftig-derben Sprüchen und beißender Ironie. Neben süffisanten Anmerkungen über das Dorfgeschehen und das Dorfgetratsch, über Bürgermeister und Pfarrer bekamen vor allem die Kirwa-Nachbarn aus Wirbenz, Neustadt am Kulm und Selbitz ihr Fett weg. Wenngleich sie so manches Mißgeschick aus den eigenen Reihen auf die Schippe nahmen sparten sie aber auch nicht mit Lob über ihre feschen Madla und Burschen.

Am Montag machten sich die Mädels und Jungs schließlich auf zum Rumspielen auf dem Bruckwagen unter den zünftigen Klängen des Gipfeltrios. Beim Besuch im Rathaus und Altenheim, in den Pfarrhäusern sowie in den Kindergärten ließen sie nicht locker und schrien lautstark hinaus, was die Tage über angesagt war: „Wer hot Kirwa, mir hom Kirwa! Wer hot Durst, Mir hom Durst…“ Am Dienstag hieß es dann schließlich wieder Abschiednehmen von der Kirwa. In einer feierlichen Zeremonie wurde sie zu Grabe getragen.

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