Sonntagsgedanken: Ein Platz im Himmel

Symbolbild Religion

Meine Freunde,

kennen Sie den Roman: „Der veruntreute Himmel“, von Franz Werfel? Werfel erzählt darin die Geschichte der einfachen Köchin Thea Linek, die alles daran setzt, einmal im Himmel einen Platz zu erhalten. Deswegen unterstützt sie ihren Neffen, der ihr verspricht, Priester zu werden, und spart sich für ihn alles vom Mund ab. Aber er hat sie ein Leben lang betrogen, ja sogar an der Nase herumgeführt. Er verprasst ihr Erspartes und hat nie im Traum daran gedacht, Priester zu werden. Linek erkennt irgendwann, dass es falsch gewesen ist, zu glauben, den „Platz im Himmel kaufen zu können“. Erst auf einer Pilgerreise nach Rom findet sie wieder ihren Seelenfrieden und kann mit sich und Gott versöhnt sterben.

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel …

Ich habe ihn gelesen, diesen Roman, und ich frage mich, ob die Person der Thea Linek nicht auch für viele andere Menschen stehen könnte. So manche meinen, sich einen Platz im Himmel bereits hier auf Erden schon sichern zu können und setzen ebenfalls alles daran.

Aber ist das wirklich so? Ich bin überzeugt, dass wir nie und nimmer uns einen Platz im Himmel sichern können. Und wenn ich mich noch so abmühe, ich werde vielleicht an der Himmelstür dannhören: „Sehr gut, du war ganz tüchtig, aber eines fehl dir noch!“

Den Platz im Himmel, im Reich Gottes, den können und müssen wir uns gar nicht verdienen, denn er wird uns von Gott selber geschenkt. Denn wenn ich ihn verdienen wollte, müsste ich vollkommen, also perfekt sein, aber das bin ich nicht. Wenn es einer aber zu sein scheint, wäre es eigentlich kein Mensch mehr.

Das Gute ist: Ich brauche mir diesen Platz nicht zu sichern, weil Gott uns Menschen so liebt, egal wer oder was wir sind, dass er uns längst einen Platz vorbereitet hat.
Aber wenn er einen Platz für uns im Himmel vorgesehen hat, dann für alle Menschen. Das ist nun der springende Punkt. Wie oft kritisieren wir andere, nur, weil die „nicht fromm genug seien“, „nicht in den Gottesdienst gingen!“, weil die „nicht getauft sind“, „aus er Kirche ausgetreten sind“. Wir fragen nicht nach deren Gründe, aber brechen so oft den Stab über sie. Wir sollten jedoch im Hinterkopf haben, dass Gott allen, auch denen, denen wir das absprechen wollen, einen Platz im Himmel zugesichert hat.
Wenn nun er keinen verurteilt, warum tun wir es? Warum verurteilen wir andere? Warum urteilen wir, brechen den Stab über ihnen, oder schließen sie aus; auch in den Kirchen?

Den Platz können wir uns nicht verdienen, nein, aber wir können ein Stück Himmel auf Erden erleben: durch menschliche Werte, wie Nächstenliebe, einem Miteinander, im Füreinanderdasein, wenn wir den Egoismus durch Menschlichkeit ersetzen.

Nein, erkaufen können wir den Himmel nicht, aber schenken lassen dürfen wir ihn uns: Sie und ich und alle, die es wollen.

Klaus Weigand


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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand

  • Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
  • Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
  • Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
  • Priesterweihe 1998
  • Tätigkeiten:
  • Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
  • Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
  • seit 2015 in Heroldsbach und Hausen

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