Sonntagsgedanken: Kleider machen Leute?

Symbolbild Religion

Bestimmt haben Sie ihn auch schon öfter gesehen, meine lieben Freunde, nämlich den Film: „Der Hauptmann von Köpenick“. Hans Rühmann spielte ihn, den Wilhelm Voigt, der nach seiner Haftstrafe als Urkundenfälscher keine Chance sah, ein anständiges Leben zu führen. Deshalb beschloss er die autoritätshörige Gesellschaft mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, indem er sich eine Uniform besorgte und dadurch der Hauptmann von Köpenick wurde.

„Kleider machen Leute.“ Das war schon immer so, damals wie heute. Aber eine Uniform macht noch keinen Hauptmann, genauso wie ein Stempel für sich noch keine Vollmacht darstellt.

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel …

Aber so wie es im Hauptmann von Köpenick deutlich gemacht wird, so ist es heute auch noch. Sobald etwas den Anschein von etwas Amtlichem hat, ist es etwas wert.

Viele legen heute einzig und allein Wert auf Äußerlichkeiten. Aber wer meint, eine Uniform mache einen Hauptmann, ein Stempel brauche keine Unterschrift oder ein Talar beweise schon das Amt, der täuscht sich leider.

Wer nur Wert auf Äußerlichkeiten legt, der muss damit rechnen, irgendwann damit zu scheitern.

Kommt es nicht vielmehr auf die inneren Werte an?

Wenn ein Priester sich hinter seinem Talar versteckt, eine Amtsperson hinter bestimmter Kleidung, dann sollte der sich überlegen, was wirklich zählt. Und was für das normale Leben gilt, das gilt auch für bestimmte Bräuche und Riten, an die wir uns längst gewöhnt haben und die uns auch ach so vertraut sind.

Denn überall dort, wo wir Bräuche und Riten über das Leben stellen – über den Wert jeden Lebens -, müssen wir uns Gedanken darüber machen, ob wir sie nicht ändern sollten. Freilich muss man sich da auf etwas Neues einstellen, aber nur so kann Leben sich entfalten. Haben wir doch keine Angst, auch einmal etwas Neues zuzulassen. Trauen wir uns auch einmal, tiefer in die Herzen von Menschen zu sehen, indem wir uns nicht über sie erheben!

Es kommt auf das Herz an, auf die innere Einstellung und die inneren Werte. Deswegen sollten wir lernen, tiefer zu sehen als nur auf den äußeren Anschein. Wir sollten auch auf die Tiere sehen und so diesen ihre Chance geben, gerade wenn es uns schwer fallen sollte.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie den Mut haben, tiefer zu sehen, nicht nur auf die Äußerlichkeiten.

Aber ich wünsche Ihnen auch, dass Sie niemals von Menschen nach dem Äußeren beurteilt werden.

Geben wir auf diese Weise jedem Menschen eine Chance und entdecken wir, wie reich und bunt und vielfältig das Leben sein kann!

Klaus Weigand


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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand

  • Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
  • Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
  • Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
  • Priesterweihe 1998
  • Tätigkeiten:
  • Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
  • Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
  • seit 2015 in Heroldsbach und Hausen

1 Antwort

  1. Tiberius Sempronius Gracchus sagt:

    Das betrifft zwar nicht den inhaltlichen Kern der Sonntagsgedanken. Ich halte es aber dennoch für erwähnenswert:

    Auch Harald Juhnke spielte den Schuster, der, als Hauptmann verkleidet, den Obrigkeitsstaat narrte. Beide Verfilmungen sind hochgradig gelungen. Harald Juhnke aber hat den Blickwinkel im Spannungsfeld von Komödie und Sozialkritik mehr zu letzterer verschoben, was seiner Version eine eigene Note verleiht..

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