Vernissage in der Produzentengalerie Burgkunstadt

Die neue Galerie war voller Kunstfreunde. /Foto: Tim Birkner

Die neue Galerie war voller Kunstfreunde. /Foto: Tim Birkner

Mit der 30. Ausstellung der Produzentengalerie Burgkunstadt beginnt ein neues Kapitel. Heidemarie Schellwanich-Fries und Lothar Seruset sind die ersten beiden Künstler, die in den neuen Räumen am Schönberg ausstellen. Die Ausstellung ist noch bis zum 11. August zu sehen. Zur Vernissage am vergangenen Samstag machten sich Freunde der Galerie und Freunde der Künstler auf den Weg, um dabei zu sein. Sie kamen aus Bamberg und Coburg, aus Kronach und Kulmbach, aus Bad Staffelstein oder Lichtenfels. Und sie erlebten Großartiges. Der neue Galerieraum ist hell und hoch, die Kunstwerke können auch mit dem notwendigen Abstand betrachtet werden. Vom Eingang an der Lichtenfelser Straße in Burgkunstadt schlängelt sich ein Weg durch den Garten hinauf zur Galerie. Dieser Raum wurde in die Ausstellungseröffnung mit einbezogen. Zum einen mit „Dance“ einer Skulptur von Klaus Rieck. „Wir wollen noch weitere Skulpturen namhafter Bildhauer hier zeigen“, sagt Kuratorin Lucia Scheid-Nam. Zum anderen mit der Party, zu der die Eröffnung wurde. Drinnen und draußen, Kunst und Feier verschmolzen zu einem Ganzen. So wie auch Heidemarie Schellwanich-Fries Schicht für Schicht ihre Farben zu einem Kunstwerk wachsen lässt.

Kunsthistoriker Matthias Liebel führte in ihr Werk und das von Lothar Seruset ein. Erlernt hat Heidemarie Schellwanich ihr bildnerisches Gestalten in Kursen an Kunst- und Designschulen in Zürich, Luzern und in Schönenwerd: beseelt von dem Wunsch, in ihr ruhende kreative Fähigkeiten und Talente zum Leben zu erwecken und als Kursleiterin in ihrem eigenen Atelier an andere weiterzugeben. „Ich will Menschen begleiten, die sich auch neu orientieren wollen, die ihre schlummernden Wünsche und Träume verwirklichen wollen“, so Schellwanich-Fries. Über das Anfertigen von Objekten aus Metall, Glas und Spiegeln gelangte sie zur Schaffung von plastischen Arbeiten und schließlich zur Malerei – einer überwiegend abstrakten Malerei, die bestenfalls ansatzweise gegenständliche Motive zu erkennen gibt und dem Betrachter Freiraum genug belässt; das Ganze ausgeführt in bunten Farben, teils mit dem Pinsel, teils mit dem Spachtel auf die Bildfläche gebracht, bisweilen ergänzt um zeichnerische Elemente mit Farbstiften und Kreiden. Dabei greift Heidemarie Schellwanich auf unterschiedliche Malgründe zurück: auf Leinwand, ganz klassisch, aber auch auf MDF-Platten oder auf Holz und auf Papier.

Fasziniert von den Strukturen des Farbauftrages und der Wirkung halb-transparent einander überlagernder Malschichten, entwickeln die Bilder ein gestalterisches Eigenleben, dem die Künstlerin während des Arbeitens an ihnen Raum gibt, sich nach dem Prinzip des gelegten Zufalls frei zu entfalten. „Mit meiner eigenen Farb- und Formensprache beschreibe ich die Welt, wie sie sich mir zeigt, wie ich sie wahrnehme und was mich provoziert und lebendig hält. Ungewissheiten, offene Fragen und Ängste bleiben eine Herausforderung. Im kreativen Arbeiten erfahre ich die ursprüngliche Kraft und Lebensfreude“, sagt die Künstlerin. Für die Betrachter geht es vor allem darum, wie die Werke wirken: Wecken sie Entdeckerfreude, entfachen sie eine Lust auf Farben und Formen, eine Freude an der Kunst? Inspirieren sie zu eigenen Gedanken, zu neuen Wahrnehmungen unserer selbst und der Welt um uns herum? „In der Tat ist das, was wir motivisch auf den Gemälden von Heidemarie Schellwanich zu sehen bekommen oder zu sehen glauben, in weiten Teilen das Produkt unserer eigenen projektiven Phantasie“, sagt Liebel an die Gäste der Vernissage gerichtet.

In diesem Klima für Gedanken und Gefühle gedeiht die Musik von Moritz Eisentraut und Dave Baily im Inneren der Galerie wunderbar. Mit Gitarre, Klarinette und Altsaxofon füllen sie die Luft zwischen den Gemälden und Skulpturen mit Klang. „Von expressiver Ausdruckskraft, jetzt allerdings sehr wohl gegenständlich gebunden, sind demgegenüber die Skulpturen von Lothar Seruset aus der Nähe von Neuruppin“, sagt Kunsthistoriker Liebel. Leitthema seiner vollplastischen Arbeiten ist der Mensch: als archetypische Erscheinung und eingebunden in einen erzählerischen Kontext. Bisweilen sind es zwei oder mehrere Figuren, die aufeinander herumturnen und versuchen, sich gegenseitig in der Balance zu halten. Als Einzelwesen stehen sie auf Kugeln oder auf Stelen, auf einem Auto oder auf einer Ansammlung von Totenköpfen. Andere Figuren versuchen, auf Tieren ihr Gleichgewicht zu halten, oder balancieren weitere Bildelemente auf ihrem Kopf: eine Krone, einen Fisch, ein ganzes Waldplateau oder das Ulmer Münster. „Wiewohl wir die narrativen Zusammenhänge dieser Darstellungen vielleicht nicht immer auf Anhieb verstehen, wird uns beim Betrachten der Arbeiten von Lothar Seruset, die manchmal in Keramik geformt, manchmal in Bronze gegossen, meist aber aus Holz geschnitzt und anschließend bemalt wurden, doch ziemlich rasch klar, dass sie inhaltlich für sehr viel mehr stehen, als es auf den ersten Blick scheint. Sie thematisieren unseren Umgang mit der Natur, unser Verhältnis zum Tod, zu unserem persönlichen familiären Umfeld und zu unseren Mitmenschen“, so Kunsthistoriker Liebel. Draußen geht die Party in einem neuen Lebensraum für Kunst weiter. Und die Gäste der Vernissage feiern bei Musik von Dave´n´mor – jetzt gesellt sich noch ein Schlagzeug hinzu – noch lange. Der Umzug in die neuen Innen- und Außenräume hätte nicht besser gelingen können.

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