Grundschule Wildenheid-Haarbrücken legt ein „Sandarium“ an
Wenn der Schulgarten zum Unterschlupf für gefährdete Wildbienen wird
Viele Naturfreunde haben mittlerweile aus Sorge um unsere heimischen Wildbienen ein Insektenhotel im Garten. Doch Dreiviertel unserer heimischen Wildbienenarten nisten nicht in Holzröhren, sondern im Boden. Deswegen ist es sinnvoll, zusätzlich zu Insektenhotels ein so genanntes Sandarium, ein Sandbeet, anzulegen.
„Aquarium? Das kennt jeder und ist für Fische. Doch was ist ein Sandarium? Das kennt kaum jemand und ist für Wildbienen“, erklärte jetzt im Juni Nicole Steinmetz vom LBV Coburg den Kindern der Klasse 3a der Grundschule Wildenheid-Haarbrücken (Neustadt bei Coburg). Die Kinder kannten den Begriff „Sandarium“ zunächst nicht und wunderten sich, warum sie an diesem Tag einen riesigen Sandkasten an ihrer Schule anlegen, der nicht zum Spielen genutzt werden darf, sondern den Wildbienen als Lebensraum dient.
Unseren heimischen Wildbienenarten setzt besonders der Futtermangel als auch der Mangel an geeigneten Nistplätzen zu. Doch der Großteil unserer bedrohten Wildbienenarten sind so genannte Erdnister. Für sie sind Bambusröhrchen zum Nisten ungeeignet. Sie brauchen offene Bodenstellen – und je nach Art gibt es auch unterschiedliche Ansprüche für die Beschaffenheit des Bodens. Da Bodennister recht standorttreu sind, kann es einige Jahre dauern, bis beim Sandarium reger Flugverkehr beobachtet werden kann. Hat sich dann aber beispielsweise eine Hosenbiene oder eine Sandbiene angesiedelt, können sich nach und nach große Kolonien dieser Arten entwickeln.
Die Standortwahl eines Sandariums ist wesentlich, da die Wildbienen sonnige offene Flächen bevorzugen. Ebenfalls benötigen sie für ihren Nestbau Totholz, welches sie abnagen, um mit dem Material ihre Neströhren zu verschließen. Auch ein Lesesteinhaufen, Trinkmöglichkeiten und eine nektarreiche Bepflanzung ist wichtig – nicht nur die bodennistenden Bienen profitieren davon. Hauptbestandteil des Sandariums ist natürlich Sand. Allerdings muss man auch hier einiges beachten: Der gewöhnliche Spielsand ist ungeeignet, da aufgrund der geringen Körnergröße die Niströhren sofort wieder einbrechen würden. Bei ungewaschenem Sand, mit unterschiedlicher Körnung, behält die Niströhre auch im getrockneten Zustand ihre Form und verschüttet die Wildbienen nicht.
Das Sandarium wurde innerhalb einer Kooperation des Quarzsandwerks Wellmersdorf, des LBV Coburg und der Grundschule Wildenheid-Haarbrücken gebaut – die perfekten Partner mit idealen Voraussetzungen für ein solches Projekt.
Projektkooperation
Die Kooperation zwischen dem Quarzsandwerk Wellmersdorf, dem gemeinnützigen Naturschutzverein LBV Coburg und der Grundschule Wildenheid-Haarbrücken besteht seit Mai 2023. Im Rahmen dieser soll im Sinne der „Bildung der nachhaltigen Entwicklung“, dem Bildungsprogramm der Vereinten Nationen, ein Bewusstsein für Artenvielfalt und Natur an Kinder weitergegeben werden. Einmal im Monat finden Exkursionen, Workshops oder Aktionen zu unterschiedlichen Naturthemen für alle dritten Klassen der Grundschule statt. Um die Synergien des Wellmersdorfer Abbauunternehmens und des Naturschutzes auszuschöpfen, unternehmen die Schulklassen neben dem Bau des Sandariums auch Exkursionen zum Werksgelände des Quarzsandwerks. Viele bedrohte Arten sind auf Abgrabungsstätten angewiesen, da ihre natürlichen Lebensräume – naturnahe Wildfluss-Auen – durch Flussregulierungen weitestgehend verschwunden sind. Rohstoffgewinnungsstätten von Ton, Sand und Kies stellen daher wichtige Ersatz-Lebensräume für verschiedene Arten dar. Unter anderem auch für seltene Pflanzenarten und solitär lebende Insektenarten wie die Wegwespe, welche nun auch an der Grundschule in Haarbrücken einen Lebensraum bekommen hat. Um auch auf dem Werksgelände als auch bei Renaturierungsmaßnahmen auf bedrohte Arten einzugehen, finden neben Umweltbildungsaktionen auch Exkursionen und Flächenberatungen des LBV auf dem Betriebsgelände des Quarsandwerks statt. Eine ähnliche Kooperation ist in Mitwitz für nächstes Schuljahr bereits geplant.
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