Bamberger Dom bekommt „Kunigundenpforte“
Metropolitankapitel stellt Pläne für eine barrierefreie Aufwertung der hinteren Pforte vor
Der Bamberger Dom bekommt einen erneuerten Zugang. Die hintere Sakristeipforte im Mesnerhof an der Domstraße wird im Zuge des Konzeptes „Barrierefreier Domberg“ aufgewertet. Konkrete Pläne für die neue „Kunigundenpforte“ wurden jetzt vorgestellt und der Auftrag für diese komplexe und hochsensible Aufgabe vom Metropolitankapitel an den Bamberger Architekten Christoph Gatz erteilt. Eine Jury hatte zuvor vier eingereichte Entwürfe gesichtet.
Die Weichen für die Wahl des rückwärtigen Zugangs zum Dom für die Erneuerung waren bereits durch das von der Stadt Bamberg vor gut zehn Jahren vorgelegte Konzept zur barrierefreien Gestaltung des Dombergs gestellt. Hier ist ein behindertengerechter Zugang in den Dom entlang der Domstraße und durch den ebenerdig erreichbaren Westeingang, die sogenannte Sakristeipforte, vorgesehen. Dort befinden sich bereits ein Behinderten-Parkplatz sowie eine barrierefreie Toilette und ein barrierefreier Belag. Die Fertigstellung des Bauabschnitts entlang des Doms ist seitens der Stadt Bamberg für 2024/25 zugesagt.
Die „Hinterhofsituation“ am westlichen Domzugang und der unzureichende Windfang des 19. Jahrhunderts gaben dem Domkapitel Anlass, im Rahmen der barrierefreien Umgestaltung das Erscheinungsbild aufzuwerten und die barrierefreie Nutzbarkeit wesentlich zu verbessern. „Die Verbesserung der Barrierefreiheit von Dom und Kapitelhaus sind uns bereits seit mehreren Jahren ein großes Anliegen“, so Summus Custos, Domkapitular und Dompfarrer Markus Kohmann. „Das Domkapitel als Eigentümer des Domes steht hier in einer großen Verantwortung sowohl für die Gläubigen und die vielen Besucherinnen und Besucher als auch für die umsichtige Anpassung eines Baudenkmals an die Erfordernisse unserer Zeit.“
Diese Bauaufgabe stellte die Erzbischöfliche Bauabteilung an ausgewählte und spezialisierte Architekturbüros. Aus einer Jurysitzung ging der Entwurf des Architekturbüros Gatz in Bamberg als Erstplatzierter hervor. An der Auswahl waren Vertreter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, der Stadt Bamberg, des Staatlichen Bauamts Bamberg, des Metropolitankapitels und des Erzbischöflichen Ordinariats beteiligt. Die Jury empfahl den Entwurf Gatz zur Weiterentwicklung, da die höchst anspruchsvolle Bauaufgabe minimalistisch mit einer vorgesetzten Wandscheibe gelöst wurde, die den Bestand respektiert und eine Pforte zeitgemäß neu interpretiert.
„Der Rundbogen ist das allesbeherrschende Motiv der Fassaden des Bamberger Domes. Es wird das Wagnis unternommen, sich in einer Art Neuinterpretation dieses Motives in diesen Formenkanon einzubinden“, so Architekt Gatz. Gleichzeitig werde durch die dreidimensionale Ausformung des Bogens und die Freistellung des Portalbauwerkes ein klarer Bezug in die Gegenwart geschaffen. Die Fassadenfront des Portals stelle die heilige Kunigunde in den Mittelpunkt der Deutung. „Das abstrakte Motiv eines Tuches nimmt Bezug auf die Lebensstationen der Heiligen als Frau, Kaiserin, Witwe und Nonne“, sagte Gatz.
Das Bauwerk, ein schmaler Vorbau, der das Bogenportal aufgreift und in vergrößerter Form wiederholt, überzeugt durch seine würdige Form, die als proportional ausgewogen und ebenso zurückhaltend wie modern eingestuft wurde. Der Entwurf, der auch eine Aufwertung des Umfelds, des Hofs und der benachbarten Kunigundenkapelle, vorsieht, nimmt mit der Benennung der neuen Pforte als Kunigundenpforte thematisch Bezug zur Umgebung und zur Bistumsgründerin. Das historische Türblatt mit seinen Beschlägen bleibt erhalten. Die Jury attestierte der Planung eine hohe geistige Durchdringung von Ort, Funktion und Aufgabe. Die Lösung sei minimalinvasiv, da sie an die Domsubstanz mit einer Fuge anschließt und letztlich reversibel sei. Mit den automatischen Türen und der erneuerten Zuwegung erfülle der Zugang nicht nur die Auflagen der Barrierefreiheit, sondern gleichzeitig einen hohen Qualitätsanspruch hinsichtlich Erscheinungsbild und Besucherleitung.
Die rein organisatorisch-logistischen Erfordernisse des Wirtschaftshofes am Zugang zu Sakristei, Anlieferung und Mesnerhaus blieben gleichzeitig berücksichtigt. Neben der sensibel und anspruchsvoll gelösten Außenansicht war der Entwurf der einzige, der auch die funktionale und optische Anpassung des Windfangs im Dominneren neben dem Veit-Stoß-Altar ins Auge fasste.
Seit Beginn des Jahres befindet sich der Entwurf in Weiterentwicklung hinsichtlich Material, Technik und Statik. Weitere Abstimmungen mit Domkapitel und Denkmalpflege stehen aus. Für das Projekt werden Kosten von rund 250.000 Euro veranschlagt, die vom Metropolitankapitel Bamberg als Eigentümer finanziert werden. Den Aufwand für den barrierefreien Umbau des Kapitelhauses und des Diözesanmuseums trägt der Freistaat Bayern als Baulastträger.
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