Grünen erinnern an den Weltschöpfertag 2024
Am Donnerstag, 20. Juni 2024 ist laut der Umweltorganisation WWF – World Wildlife Fund – der sogenannte Welterschöpfungstag. Das bedeutet, dass die Menschheit bis zu diesem Datum so viele natürliche Ressourcen verbraucht hat, wie die Erde jährlich nachliefern kann. Ab diesem Tag lebt die Menschheit also auf Kosten der Naturreserven der Erde und der nachfolgenden Generationen. Im Jahr 2000, vor 24 Jahren, lag der Welterschöpfungstag noch am 1. November. Das bedeutet, dass die Belastung des Planeten durch die Menschheit in der jüngsten Vergangenheit dramatisch zugenommen hat. Der angebliche Umweltmusterstaat Bundesrepublik Deutschland hatte seine natürlichen Ressourcen schon am 4. Mai 2024 verbraucht und lebt seitdem auf Kosten seiner Kinder und Enkel. „Würde die gesamte Menschheit den Globus so belasten wie Deutschland, bräuchten wir drei Erden,“ so die Fraktionsvorsitzende der Hofer grünen Kreistagsfraktion, Mirjam Kühne aus Regnitzlosau. Dass der Welterschöpfungstag insgesamt heuer „erst“ am 20. Juni liegt, ist zynischerweise der Armut der Menschen in den Entwicklungsländern, zum Beispiel in Afrika, zu verdanken, die die Erde wesentlich weniger belasten und wesentlich weniger konsumieren. Der Appell der Kreistagsfraktion der Hofer Bündnisgrünen richtet sich also hauptsächlich an die Menschen in den reichen Staaten des industriellen Westens.
Als nachdenkenswerte Beispiele seien aus der großen Breite nur wenige genannt:
- Der Energieverbrauch in Deutschland ist nach wie vor hauptsächlich von umweltschädlichen fossilen Energien geprägt. Bei der Heizung der Gebäude und im Auto- und Flugverkehr sind Kohle, Öl und Gas die wesentlichen Energieträger. Hier sind alle Verantwortlichen in Industrie, Verwaltung und Politik zu höchsten Anstrengungen gefordert. Völlig unverständlich ist, dass Deutschland als einziges Land weiterhin kein allgemeines Tempolimit erlassen hat. Mit einer Beschränkung der Geschwindigkeit auf Autobahnen, wie in allen anderen europäischen Ländern üblich, könnten laut Bundesumweltamt bis zu zwölf Millionen Tonnen CO2 jährlich eingespart werden.
- Deutschland hat jüngsten Untersuchungen zu Folge den höchsten Verbrauch an Verpackungsmüll in der Europäischen Union. 220 Kilogramm Verpackungen verbraucht jeder Deutsche jährlich. Ein Großteil davon wird nicht wiederverwendet, sondern landet in Müllverbrennungsanlagen oder in der Umwelt. Folgen sind die Plastikinseln in den Weltmeeren, die Kunststoffblockaden in Wal- und Seevögelmägen, und das global verteilte Mikroplastik, das letztendlich auch in den Körpern der Menschen landet.
- Der Bestand an Insekten ist in den letzten 25 Jahren nach wissenschaftlichen Untersuchungen um 70 bis 80 Prozent zurückgegangen. Insekten bilden ein ganz zentrales Glied in der ökologischen Kette des Lebens. Sie haben Schlüsselfunktionen bei der Befruchtung der Pflanzen und sind die Hauptnahrungsquelle unzähliger anderer Tierarten. Der Verlust der Arten ist erschreckend: Über die Hälfte aller Insekten stehen in den Roten Listen der vom Aussterben bedrohten Arten. Die Biodiversität ist damit aufs Äußerste bedroht.
- Der Flächenverbrauch in Deutschland ist nach wie vor extrem hoch. In Bayern werden täglich über elf Hektar Land verbraucht, das entspricht der Fläche von etwa 25 Fußballplätzen. Die ständige Ausweisung neuer Gewerbeflächen sowie der unablässige Bau von Ortsumfahrungen am Rande der Städte und Gemeinden – wie jetzt in Oberkotzau – nimmt der Landwirtschaft ihre Existenzgrundlage und der Natur ihren Lebensraum. So sollten die Ausweisung dieser neuer Siedlungs- und Gewerbegebiete einer strengen Überprüfung auf ihrer Notwendigkeit unterliegen. Parkflächen müssen auf ein Minimum reduziert und nicht mehr ebenerdig genehmigt werden, bestehende Flächen sollten mit Fotovoltaikanlagen überdacht werden.
Die Fraktion, bestehend aus Mirjam Kühne aus Regnitzlosau, Birgitt Lucas aus Naila, Klaus Schaumberg aus Selbitz, Thomas Friedrich aus Helmbrechts und Nanne Wienands aus Schwarzenbach/Saale bittet die gesamte Bevölkerung zum Welterschöpfungstag über die Folgen des persönlichen Verhaltens nachzudenken und den Verbrauchen an Materialien und Energie schrittweise zu vermindern. Wichtiger noch ist der Appell an die Verantwortlichen in der Industrie und den Gewerbebetrieben, Verwaltungen und in politischen Ämtern, ihre Entscheidungen in Zukunft mehr an der Ökologie, also an Lebenskreisläufen und weniger an vordergründigen wirtschaftlichen Argumenten zu orientieren, und für demokratisch geprägte Mehrheiten zu arbeiten. „Wir haben nur einen Globus, auf ihm leben derzeit acht Milliarden Menschen. Wir müssen alles tun, um für alle ein Leben in einer gesunden Umwelt und Natur wieder möglich zu machen. Die Klimakatastrophe kann durch sofortige Maßnahmen noch eingedämmt werden – allerdings wird öfter gefragt, was uns der Klimaschutz kostet und nicht, was es uns kostet, nicht auf den Klimaschutz zu achten: es ist wesentlich mehr,“ meinen die fünf Kreisrätinnen und Kreisräte.
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