Quatre Baguette im Wildpark Hundshaupten zu Gast
Da staunen die Pfaue auf dem Hüttendach und die Ziegen in ihrem Gehege nicht schlecht, als plötzlich französische Chansons,
italienische Canzoni und jiddische Lieder erklingen – an einem lauen Sommerabend im Wildpark Hundshaupten. Nach der Swingaraiders-Bigband und dem Ensemble Hundshaupten in den vorigen Jahren verwandeln nun die „Les Quatre Baguettes“ die Fläche vor der Wildparkschänke in einen Konzertsaal. Die „vier musikalischen Weißbrote“ sind auf Einladung des „Kuratoriums zur Förderung von Kunst und Kultur im Forchheimer Land“ gekommen. Wenn man den Beifall zugrunde legt – nicht zum letzten Mal.
Frontmann ist Claus Schwarzmann aus Eggolsheim. Seine unverwechselbare Stimme ertönt zu Liedern von Paolo Conte, Charles Trenet oder Sting. Er kann aber auch satirisch singen. Etwa wenn er mit den Wise Guys einen ganz und gar nicht rosaroten Blick auf die Stadt der Liebe wirft. Oder wenn er mit lyrischen und doch wütenden Worten Jacques Brels hochemotionale Hafen-Hymne „Amsterdam“ anstimmt. Und dann erzählt er in einem schwyzerdütschen Rap von einem ganz miesen Blumenverkäufer, der sich an einsame Frauen heran- und ihnen Hoffnungen macht – nur um seine Rosen loszuwerden. Das erfreut das Publikum, in dem sich auch Reiner Schütz aus Eggolsheim befindet – einst am Piano einer der früheren „Baguettes“. Neben Schwarzmann greift Alexander Spengler aus Nürnberg in die Saiten seines Kontrabasses. In der Region kennt man ihn, seitdem er an der Städtischen Musikschule Ebermannstadt sowie im Jeki-Projekt an den Grundschulen Egloffstein und Kirchehrenbach Gitarren-Unterricht gegeben hat. Spengler ist ein Meister seines Fachs. Das zeigt ein kleines Beispiel: Als das „Girl from Ipanema“ das Herz des brasilianischen Komponisten Antonio Carlos Jobim höherschlagen lässt, da kann man den schnellen Puls dank Spenglers begnadeter Hände hören und spüren. Den Schwerpunkt des Konzertes unter freiem Himmel bildet Frankreich. Während Paris erwacht, schlängelt sich Marion Andersons aus Pinzberg mit ihrem Saxophon durch die halbleeren Straßen. Vorbei an Straßenkehrern und Bäckern, aber auch an Striptease-Tänzerinnen. Sie lässt sich im schonungslosen Chanson Jacques Dutroncs auch von halbnackten Männern in Frauenkleidern nicht ablenken. Schließlich entstammt sie der legendären Musiker-Familie Kintopp aus Schlaifhausen und hat schon vor Reinhold Messner, Angela Merkel und Thomas Gottschalk gespielt. Nun sind es rund 150 Zuhörer, die sich von ihr und den übrigen „Les Quatre Baguettes“ begeistern lassen. Als vierter im Bunde gehört Alexander Schröder dazu, der seine musikalischen Wurzeln im kasachischen Kaskelen hat. Wobei das schon lange her ist.
Der Mann mit dem Akkordeon, der nun in Nürnberg lebt, weiß denn auch, was er singt, als das Moskauer Kutscherlied namens „Petruschka“ auf dem Programm steht. Nach rund zwei Stunden und zwei Zugaben ist die Dunkelheit über den Wildpark Hundshaupten hereingebrochen. Nur hat das Dank „Les Quatres Baguettes“ kaum einer bemerkt. Das ist wahre Kunst. Als nächste Veranstaltung des Kuratoriums stehen die Neideck-Kulturtage am 28. & 30.06.2024 mit Konzerten vor der malerischen Burgruine Neideck auf dem Programm. Informationen zu den Veranstaltungen und zum Vorverkauf (Karten 15,-/13,-/8,- Euro) unter www.forchheimer-kulturservice.de oder im Kulturamt des Landkreises Forchheim, Tel. 09191 861045.
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