Waldbrandübung „Dreiländerfunken“ in Kirchehrenbach forderte 70 Einsatzkräfte
Waldbrand-Übung fordert Feuerwehr und Bergwacht
Auch wenn das Wetter der letzten Tage und Wochen zum Glück nicht Waldbrandverdächtig war, wissen die Einsatzkräfte aufgrund der letzten Jahre: Mehrere Wochen Trokkenheit, Hitze und Wind sind ein gefährlicher Mix für Vegetationsbrände. Zum zweiten Mal hat die Feuerwehr Kirchehrenbach eine Waldbrandübung durchgeführt: Unter dem Decknamen „Dreiländerfunken“ waren in der nordöstlichsten Ecke des Gemeindewalds rund 70 Ehrenamtliche von Feuerwehren und der Bergwacht gefordert.
Unterhalb des Aussichtspunkts „Dreiländereck“ hatte Kommandant Sebastian Müller das Szenario vorbereitet: Wanderer verursachten durch eine Zigarette ein Feuer, es breitete sich aus. Das Gebiet auf mehr als 420 Metern Höhe ist nur zu Fuß erreichbar: Ein Herankommen war für die Einsatzkräfte nur über den Wanderweg (ca. 300 Meter bergauf) oder einen 250 Meter entfernten Forstweg möglich. Zuerst musste Einsatzleiter Stefan Schmitt mit 26 Kirchehrenbachern die Einsatzstelle erreichen: Die Anfahrt mit dem Hilfeleistungslöschfahrzeug dauerte auf der vier Kilometer langen Strecke vom Feuerwehrhaus rund 30 Minuten auf den teilweise zugewachsenen, engen und steilen Forstwegen. Unterstützung erhielten die Kirchehrenbacher von der Feuerwehr Ebersbach (Markt Neunkirchen/Brand), die sich auch seit Jahren mit dem Thema Vegetationsbrandbekämpfung beschäftigt. Handwerkzeuge und Löschrucksäcke kamen von zwei Seiten im Erstangriff zum Zuge, bis die Schlauchleitungen – unter anderem rund 250 Meter bergauf – verlegt waren. Für eine Löschwasser-Unterstützung konnte auf ein Tanklöschfahrzeug aus Ebermannstadt zurückgegriffen werden, für die Erkundung und als Lotse war das Feuerwehr-Quad aus Gößweinstein dabei.
Bergwachten sichern im Steilhang Löscharbeiten
Höhepunkt war der Besuch von zehn Ehrenamtlichen der Bergwachten aus Murnau (Kreis GarmischPartenkirchen) und Altötting. Sie brachten einen von zwei Umweltanhängern der bayerischen Bergretter mit, der über spezielle Ausrüstung zur Sicherung von Feuerwehrleuten bei Berg-Waldbränden mitführt. Bei dieser Übung kam er erstmals in Nordbayern zum Einsatz.
Im weiteren Verlauf sah das Drehbuch vor, das durch Wind Flugfeuer einen gegenüberliegenden Steilhang entzündet. Um diese „Spotfeuer“ abzulöschen, mussten Feuerwehrleute mit dem oberbayerischen Spezialgerät gesichert und abgeseilt werden. Zur Ausstattung des Anhängers zählen u.a. hitzebeständige Seile und feuerfestes Sicherungsmaterial. Dabei konnten die mitübenden Kräfte der Bergwacht Forchheim auch eine Einweisung absolvieren.
THW sorgt für Waldbrand
Unterstützend war das Technische Hilfswerk (THW) Kirchehrenbach mit fünf Ehrenamtlichen dabei: Sie zündeten Rauchtöpfe und mehrere kleine echte Feuer. Auch die Firma SG Einsatztechnik aus Eschlkam (Kreis Cham) unterstützte die Übung: Firmenchef Andreas Grund brachte ein UTV (Utility Task Vehicle) mit, also ein geländegängiges Kleineinsatzfahrzeug, um die Vorteile im Gelände praktisch testen zu können. Dieses Fahrzeug konnte die Einsatzstelle in kürzester Zeit erreichen.
Viel Vorbereitung, viele Absprachen
Federführend organisiert und vorbereitet wurde „Dreiländerfunken“ Kommandant Sebastian Müller. Nach „Funkenflug“ (2021) war das die zweite Waldbrandübung dieser Art in der Region. „Unsere Ziele waren die Orientierung und Bewegung im Gelände zu trainieren – das ist was ganz anderes, als auf der Straße neben einem brennenden Gebäude anzuhalten. Auf dem Forstweg ist es wichtig, die Einsatzfahrzeuge richtig zu positionieren, Drehen oder Umwenden geht fast nicht“, erklärte er.
Unterstützt wurde der Feuerwehrchef vom Leiter der Bergwacht Forchheim, Thomas Obeth, seinen Kommandanten-Kollegen Daniel Wimmelbacher (Ebersbach) und Florian Burkhardt (Kleinsendelbach) sowie Volker Gebhard und Stefan Lalla vom THW-Ortsverband.
Im Vorfeld involviert waren auch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg mit dem neuen zuständigen Förster Thomas Löhr sowie seiner Kollegin Rita Kraus (Streitberg). Sie sowie Dritter Bürgermeister Konrad Galster, Gemeinderat Johannes Bail und Kreisbrandrat Oliver Flake informierten sich vor Ort ausgiebig über die Übung.
Löschroboter aus Hollfeld
Zum Ende der Übung kam die Feuerwehr Hollfeld (Kreis Bayreuth) dazu. Sie verfügt seit einigen Monaten über den taktischen Einsatzroboter „Wolf R1“. Er erlaubt es Einsatzkräften außerhalb der direkten Gefahrenzone zu bleiben. Auch bei drohender Einsturzgefahr oder einer Gefahrstofferkundung kann er eingesetzt werden. Ausgestattet ist der „Wolf R1“ mit einem Wasserwerfer, einer Wärmebildkamera sowie vier Fahrkameras. Diese neue Technik sollte den Übungsteilnehmern einen „Blick über den Tellerrand“ ermöglichen.
Unfall funkte dazwischen
Allerdings kam der Löschroboter nicht wie geplant im Wald zum Einsatz: Während der Übung informierte die Polizei den Kommandanten über einen Unfall mit auslaufenden Betriebsstoffen. Nach einer Erkundung forderte er die bereits auf die Übung wartenden Kräfte aus Hollfeld zur Beseitigung an.
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