Arbeitskräftemangel bremst Wirtschaft in Oberfranken aus

Foto IHK Oberfranken Bayreuth

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Eine wachsende Bedrohung für die oberfränkische Wirtschaft

Oberfranken und seine Unternehmen leiden schon seit vielen Jahren unter einem ausgeprägten Arbeitskräftemangel, Tendenz steigend. Aktuell fehlen rund 22.000 Fach- und Arbeitskräfte, so die IHK für Oberfranken Bayreuth. Damit entgehen der Region jährlich knapp 2,1 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung. „Mittlerweile hat der Arbeitskräftemangel ein Ausmaß erreicht, das strukturell und gesamtwirtschaftlich viel mehr ist als nur eine Herausforderung“, warnt IHK-Präsident Dr. Michael Waasner. „Ein Großteil der Arbeitskräftelücke liegt im klassischen Kernbereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Es ist deshalb wichtiger denn je, die berufliche Bildung als Rückgrat der Wirtschaft zu verstehen und gegenüber der akademischen Bildung auch so zu priorisieren.“

Prognose: Der Arbeitskräftemangel wird spürbar größer

In den kommenden drei Jahren soll die Arbeitskräftelücke nach neuesten Berechnungen um weitere 6.300 Arbeitskräfte auf insgesamt 28.300 ansteigen. Die Prognosen für die verschiedenen Qualifikationsstufen fallen recht unterschiedlich aus. Am stärksten steigt die Lücke bei den „Fachkräften“, also Personen mit Berufsausbildung, nämlich um 29 Prozent auf rund 15.800. Beim Qualifikationsniveau „Spezialist“, also den Fachwirten, Meistern und Bachelor-Absolventen wird mit einem Anstieg um 35 Prozent auf 4.800 gerechnet. Den prozentual höchsten Zuwachs erwartet die Studie bei den geringqualifizierten Helfern mit 82 Prozent auf rund 2.000. Bei den „Experten“ schließlich soll der Arbeitskräfteengpass laut Studie um 31 Prozent auf rund 5.700 ansteigen.

Wo die Lücken am größten sind

Dabei ist die Liste der betroffenen Berufe lang und wird künftig noch spürbar länger, nicht zuletzt, weil die Babyboomer in den kommenden zehn Jahren in den Ruhestand gehen. Allen voran werden Mitarbeitende im Verkauf, im Gesundheitssektor, der Kinderbetreuung und -Erziehung, im Logistiksektor sowie der Kraftfahrzeugtechnik, der Heizungs- und Klimatechnik und der Gastronomie gesucht. Dies deckt sich auch mit dem prognostizierten Beschäftigtenwachstum nach Berufshauptgruppen. Von 2022 bis 2027 werden die größten Zuwächse in den Verkehrs- und Logistikberufen (außer Fahrzeugführung / +8.500) prognostiziert, in den medizinischen Gesundheitsberufen (+4.100) und den Berufen im Bereich Erziehung, soziale und hauswirtschaftliche Berufe (+2.600). Den größten Rückgang unter den 37 Berufshauptgruppen dürfte es bei den Berufen der Metallerzeugung und -Bearbeitung und den Metallbauberufen geben (-2.900). Ein differenziertes Bild zeigt ein Blick auf die Entwicklung des Arbeitskräfteengpasses beim Herunterbrechen der Zahlen auf die einzelnen Berufsgattungen. Im Bereich Elektrotechnik wird den Prognosen zufolge die Arbeitskräftelücke 2027 bei den Experten fast halb so hoch sein wie die Zahl der Beschäftigten. Aber auch bei den Spezialisten in der Kinderbetreuung und -Erziehung sowie der Physiotherapie, den Fachkräften in der Heizungs- und Klimatechnik, den Spezialisten in der Buchhaltung oder den Experten der Softwareentwicklungen kommen auf zehn Beschäftigte laut Prognose mindestens zwei fehlende Mitarbeitende.

Mangel führt zu Wertschöpfungsverlust

Dass die Arbeitskräftelücke nicht nur ein „Luxusproblem der oberfränkischen Wirtschaft ist, sondern Wertschöpfung und damit Wohlstandswachstum in der Region verhindert, verdeutlicht der berechnete Bruttowertschöpfungsverlust. Durch den Arbeits- und Fachkräftekräftemangel entging Oberfranken im Jahr 2022 eine Wertschöpfung von knapp 2,1 Milliarden Euro. Dieser Wert steigt nach der aktuellen Prognose bis 2027 auf 2,7 Milliarden Euro jährlich. Das entspricht 6,4 Prozent der gesamten Wertschöpfung im Regierungsbezirk, womit Oberfranken bayernweit die stärksten Einbußen durch Arbeitskräftemangel hinnehmen müsste. „Die Lösung des Arbeitskräftemangels wäre für Oberfranken ein vom Ausmaß noch nicht dagewesenes Konjunkturprogramm. Umso wichtiger ist die intelligente Verzahnung von der Ausschöpfung vorhandener Potenziale, passgenauer Ausbildung, gezielter Zuwanderung sowie schneller und pragmatischer Integration, macht IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm deutlich.“ Die Daten des IHK-Arbeitsmarktradars Bayern wurden vom Institut der deutschen Wirtschaft im Auftrag der bayerischen IHKs berechnet und basieren auf der Methodik der IW-Arbeitsmarktfortschreibung (Burstedde, 2023). Diese wurde mit zusätzlichen Daten der bayerischen Industrie- und Handelskammern sowie des Bayerischen Landesamtes für Statistik erweitert. Die vollständige Studie unter: bayreuth.ihk.de