Bündnis Klinikrettung: „Sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen ersetzen keine Krankenhäuser“

Symbolbild Gesundheit

Kommentar der „Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern“ und des „Bündnis Klinikrettung“ zum Artikel „Von der Klinik zum Gesundheitszentrum„:

Als Mitgründer der Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern und des Bündnis Klinikrettung protestiere ich gegen die Begründung des Mitglieds der „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“ Prof. Dr. Boris Augurzky: „Auf diese Weise ist das eigentlich eine tolle Chance. Ich nehme eine kommunale Situation, wo ich an einem Altstandort vielleicht sonst eine defizitäre kleine Einrichtung mit Fokus auf ambulanter Versorgung errichten müsste. Mit einem Level 1i-Haus könnte ich dagegen eine schwarze Null erreichen. Das ist eine Hilfe für kleine Kliniken.“

Augurzkys Zitat macht deutlich:

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und seiner Regierungskommission geht es um eine limitierte Finanzierung, nicht um eine gute klinische Versorgung!

Um diese limitierte Finanzierung sicher zu stellen sollen Krankenhäuser schließen und in vorwiegend ambulante Sektorenübergreifende Versorgungszentren umgewandelt werden, unter pflegerischer statt ärztlicher Leitung, mit nur gelegentlicher ärztlicher Anwesenheit, ohne Intensivmedizin und ohne klinische Notfallversorgung. Da spart man natürlich Kosten!

Was aber ist die Konsequenz:

Fehlende Intensivmedizin, fehlende klinische Notfallversorgung, keine ärztliche Leitung und nur gelegentliche, nicht durchgängige ärztliche Anwesenheit sind SCHLECHTERE QUALITÄT. Sie sind auch nicht für lebensbedrohende Erkrankungen geeignet. Lebensbedrohend erkrankte Patienten flächendeckend – binnen maximal 30 Fahrzeitminuten – in einem Allgemeinkrankenhaus einschließlich Basisnotfallversorgung zu behandeln, ist die vorrangige Aufgabe der Gesundheitspolitiker. Art. 2 Satz 2 GG verpflichtet sie dazu: „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit“. Dies scheinen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und die Mitglieder seiner Regierungskommission längst aus dem Auge verloren zu haben, wenn sie den Einwohnern in ländlichen Regionen Sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen als „tolle Chance“ verkaufen. Es geht ihnen nur darum, dass neue Gesundheitseinrichtungen mit deutlich reduziertem Leistungsangebot „ eine schwarze Null erreichen“.

Klaus Emmerich   
Klinikvorstand i.R.
Himmelkron


Literatur:

Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern, Zukunft der Krankenhäuser, Auswirkungsanalyse zum Referentenentwurf des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG), https://kliniksterben.jimdofree.com/app/download/13299277799/Zukunft+deutscher+Krankenh%C3%A4user+-+Auswirkungsanalye+zum+Referentenentwurf+des+Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz+%E2%80%93+KHVVG.pdf?t=1710843641

Klaus Emmerich, Bayerns Krankenhäuser im Absturz – Lauterbachs explosives Kliniksterben 2024 in ländlichen Regionen, https://www.epubli.com/shop/bayerns-krankenhaeuser-im-absturz-9783759803351