Sonntagsgedanken zu Pfingsten

Symbolbild Religion

Ein Fluss, wollte durch die Wüste bis zum Meer, aber er erschrak vor dem unermesslichen Sand um ihn herum. Er rief: „Die Wüste wird mich austrocknen und die glühende Sonne wird mich vernichten.“ „Vertrau dich doch der Wüste an“ sprach eine Stimme. „Bin ich dann noch ich selbst, und wo bleibt meine Identität?“ „Warum solltest du bleiben, was du bist“ fragte die Stimme. Nach kurzem Zögern vertraute sich der Fluss der Wüste an. Wolken sogen ihn auf und trugen ihn über den endlosen Sand. Als Regen wurde er am anderen Ende der Wüste wieder abgesetzt. Und so wurde aus den Wolken heraus ein Fluss – schöner und frischer als zuvor…Und der Fluss freute sich und sagte: „Jetzt bin ich wirklich ICH.“

Nach Wolf W. Lasko

Liebe Freunde,

uns geht es auch oft so wie dem Fluss: Wir haben Angst vor Veränderungen, Angst auch, uns selbst zu verändern und uns zu wandeln. Verwandlung, Veränderung, dass sich etwas, das man liebgewonnen hat, das man langsam zu verstehen beginnt und einem viel bedeutet, dass sich so etwas verändern soll, das mag kaum jemand von uns. Das geht jungen Menschen oftmals schon genauso wie den älteren, und das ist heute kein bisschen anders als es früher auch schon war.

Veränderungen und Erneuerungen, die bringen gewohnte Sicherheiten durcheinander, und das ist unbequem, das mag man nicht, davor hat man auch ein wenig Angst. Und wenn jemand kommt und etwas anders machen möchte, anders, als man das jetzt doch schon so lange gewohnt war, dann begehrt alles in einem zunächst einmal dagegen auf. Das ist eigentlich völlig klar. Im Grunde ist das ganz normal.

Dass nun diese christlichen Gruppen da plötzlich so vieles anders machten, als man das gewohnt war, dass das doch so alte bewährte Gesetz, nun plötzlich nicht mehr gelten sollte, dass die sich nicht mehr an die alten Bräuche hielten, z.B. dass sie die guten Sitten mit den Reinigungsvorschriften vernachlässigten, dass die nun alles plötzlich anders machten, das brachte die jüdischen Gemeinden unheimlich gegen sie auf. Denn solche Veränderungen, die mochte man nicht und die mag man auch heute oft nicht; und das vor allem bei den Dingen, die einem lieb und teuer geworden sind; und das ganz besonders in der Religion.

Jesus aber nimmt da offensichtlich nur wenig Rücksicht darauf dass wir Menschen unsere Gewohnheiten, selbst dann, wenn sie nicht ganz richtig sein sollten, nur ganz ungern verändern, das scheint Jesus nur wenig zu interessieren. In Jesus ist Gott schließlich angetreten, um unser Leben zu erneuern, um unser Leben zu verwandeln und um das in uns, das dem Tod verfallen ist, zu einer neuen Schöpfung für das Leben zu machen.
Ich denke, wir müssen uns das immer wieder vor Augen halten. Es kann in unserer Kirche, es kann in unserem Glauben, keinen Stillstand geben. Es ist zu keiner Zeit, alles so geblieben, wie es halt einmal war.

Sich vor dem Neuen zu verschließen, das hieße, wie viele Juden zur Zeit des ersten Pfingstfestes, kopfschüttelnd daneben zu stehen. Gott aber will nicht, dass wir stehen bleiben, er will, dass wir uns aufmachen, dass wir mit ihm gehen, dass wir uns von seinem Geist führen lassen. Er will, dass wir ihm ihm Welt und Kirche verändern, denn:

„Der Geist des Herrn durchweht die Welt, gewaltig und unbändig; wohin sein Feueratem fällt, wird Gottes Reich lebendig. Da schreitet Christus durch die Zeit in seiner Kirche Pilgerkleid, Gott lobend: Halleluja.“ (Gotteslob Nr. 347)