Staats­mi­nis­ter Beiß­wen­ger in der Bay­reu­ther Tierzuchtklause

Es gehe für Bay­ern nicht dar­um, Sand im Getrie­be , son­dern ein effi­zi­en­tes Räd­chen im kom­ple­xen und kom­pli­zier­ten EU-Getrie­be zu sein, so Eric Beiß­wen­ger. Die bei­den CSU-Kreis­ver­bän­de Bay­reuth Stadt und Bay­reuth-Land hat­ten den Baye­ri­schen Staats­mi­nis­ter für Euro­pa­an­ge­le­gen­hei­ten und Inter­na­tio­na­les zum Gedan­ken­aus­tausch über Wirt­schaft, Außen­wirt­schaft, Außen­po­li­tik und vor allem Land­wirt­schaft in die Tier­zucht­klau­se eingeladen.

Staatsminister Beißwenger in der Tierzuchtklause. Foto: Wolfgang Hübner

Staats­mi­nis­ter Beiß­wen­ger in der Tier­zucht­klau­se. Foto: Wolf­gang Hübner

„Bay­ern braucht Euro­pa, und hat Gewicht in Euro­pa“, so ein­gangs Gast­ge­ber Land­tags­ab­ge­ord­ne­ter Franc Dierl. Nicht ohne Grund: „Wäre Bay­ern selbst­stän­di­ger Staat“, so der All­gäu­er Staats­mi­nis­ter, „wären wir sechst­größ­te Volks­wirt­schaft Euro­pas.“ Des­halb habe Bay­ern auch eine „außen­po­li­ti­sche“ und außen­wirt­schaft­li­che Auf­ga­be zu erfül­len. Dafür gebe es sie­ben stän­di­ge Ver­tre­tun­gen in Brüs­sel, Prag, Qué­bec (Kana­da), Tel Aviv (Isra­el) und Kyjiw (Ukrai­ne) sowie Lon­don (Groß­bri­tan­ni­en). Dar­über hin­aus ein Afri­ka­bü­ro in Addis Abe­ba (Äthio­pi­en). Dazu unzäh­li­ge Han­dels- und Wirt­schafts­ver­tre­tun­gen. „Wir in Deutsch­land und Bay­ern pro­fi­tie­ren mehr wie jede ande­re Regi­on von der EU. Jeder zwei­te Euro, den wir ver­die­nen, kommt aus der direk­ten EU-Nach­bar­schaft.“ Bei aller berech­tig­ten Kri­tik sei die EU des­halb das grö­ße Erfolgs­mo­dell der neu­zeit­li­chen Geschich­te über­haupt. 80 Jah­re Frie­den sei alles ande­re als selbst­ver­ständ­lich. Wahr­schein­lich wer­de das aber schon wie­der als zu selbst­ver­ständ­lich hin­ge­nom­men, so Beiß­wen­ger. Die EU mit ihren nur 440 Mil­lio­nen Men­schen bei acht Mil­li­ar­den welt­weit und allein 1,5 Mrd Chi­ne­sen ste­he nicht nur als Wirt­schafts- und Wäh­rungs­uni­on, son­dern vor allem auch als Wer­te­uni­on vor rie­si­gen Her­aus­for­de­run­gen. „Die Welt­la­ge ist extrem kom­pli­ziert. Wir leben in schwie­ri­gen, kom­ple­xen Zeiten.“

Zum The­ma Land­wirt­schaft for­der­te der ehren­amt­li­che Berg­bau­ern­prä­si­dent eine Forst- und Agrar­po­li­tik mit den Betrie­ben. So gebe es in der Alpen­re­gi­on die größ­te Arten­viel­falt. Vie­le Arten­schutz­pro­jek­te sei­en gelun­gen, weil Land­wir­te über Gene­ra­tio­nen das Land bewirt­schaf­tet haben. „Wenn das auf­hört, geht auch die Arten­viel­falt zurück!“ Auch der Kampf gegen kon­ven­tio­nel­le Milch­vieh­be­trie­be und die Tier­hal­tung sei gene­rell ein Kampf, bei dem die Land­wirt­schaft von ideo­lo­gi­schen Krei­sen schlecht­ge­re­det wer­de. Wenn die Tier­hal­tung kaputt­ge­macht wer­de, fin­det sie woan­ders statt, wo weni­ger regle­men­tiert und kon­trol­liert wird. Die Abhän­gig­keit wer­de nur noch grö­ßer. Die Land­wirt­schaft und Nah­rungs­mit­tel­si­cher­heit müs­se den glei­chen Stel­len­wert haben wie das Reden über Lie­fer­ket­ten, wirt­schaft­li­che Sicher­heit und Ver­tei­di­gungs­si­cher­heit, so Beiß­wen­ger. Die land­wirt­schaft­li­chen Betrie­be und ihre Wert­schöp­fung müs­sen erhal­ten blei­ben! Durch tier­ge­rech­te Hal­tung kön­ne der Land­wirt­schaft Akzep­tanz in der Gesell­schaft ver­schafft wer­den. „Wenn wir in der Land­wirt­schaft wie in der Wirt­schaft gene­rell tech­no­lo­gie­of­fen sind und nicht ideo­lo­gisch an die Sache her­an­ge­hen, dann wer­den wir die Pro­ble­me lösen kön­nen“, so Beiß­wen­ger. „Wir wol­len Dekar­bo­ni­sie­rung auch, aber wir wol­len kei­ne Deindus­tria­li­sie­rung. Das weni­ge Tage zuvor vom Baye­ri­schen Kabi­nett zu Euro­pa beschlos­se­ne 10-Punk­te-Pro­gramm for­de­re des­halb auch einen Eco­no­mic Deal statt einen Grü­nen Deal in der EU, damit unter ande­rem Land­wirt­schaft und Wirt­schaft wie­der mehr Gewicht bekommt und im Land gehal­ten wird.

Wie Beiß­wen­ger beton­te, habe er in einem jüngst geführ­ten Gespräch mit dem Gene­ral­di­rek­tor der Gene­ral­di­rek­ti­on Land­wirt­schaft und länd­li­che Ent­wick­lung Wolf­gang Burtscher des­sen Ansin­nen abge­lehnt, die Gemein­sa­me EU-Agrar­po­li­tik nur noch als Gemein­sa­me Umwelt­po­li­tik GUP zu sehen. Beiß­wen­ger for­der­te viel­mehr eine neue Gemein­sa­me EU-Agrar­po­li­tik, die ein­kom­mens­re­le­vant für die Land­wirt­schaft sei. Sie müs­se ein­fa­cher, unbü­ro­kra­ti­scher und ziel­ge­rich­te­ter umge­setzt wer­den. Die Regle­men­tie­run­gen zu Dün­ge­recht und Anbin­de­hal­tung, der Büro­kra­tie-Dschun­gel und die Agrar­die­sel- und Zuschuss­strei­chun­gen ins­ge­samt sei­en ein Fron­tal­an­griff auf die Exis­tenz der Land­wirt­schaft. Zur neu­en Gemein­sa­me EU-Agrar­po­li­tik wer­de eigens eine baye­ri­sche Arbeits­grup­pe ein­ge­setzt, kün­dig­te Beiß­wen­ger an. Zuver­sicht­lich stim­me ihn, dass vor 14 Tagen in Brüs­sel posi­ti­ve Neue­run­gen durch­ge­wun­ken wor­den sei­en wie bei­spiels­wei­se die Vier-Pro­zent-Still­le­gungs­flä­che, ohne damit noch ein­mal in die Aus­schüs­se zu gehen. Beiß­wen­ger wer­te­te das als Erfolg für das Image der Land­wirt­schaft ins­ge­samt. „Die Kom­mis­si­on hat erkannt, dass die Land­wirt­schaft wich­tig ist und kei­ne Poli­tik gegen die Land­wirt­schaft mehr betrie­ben wer­den darf!“

In der anschlie­ßen­den Dis­kus­si­on kri­ti­sier­ten anwe­sen­de Land­wir­te die Hau­ruck-Gesetz­ge­bung etwa zur Schwei­ne­hal­tung, feh­len­de Lösun­gen und Fol­ge­kon­zep­te für den Wei­ter­be­trieb von Bio­gas- und Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen sowie die bau­recht­li­che Pri­vi­le­gie­rung von Frei­flä­chen für Pho­to­vol­ta­ik ent­lang von Auto­bah­nen und Bahn­li­ni­en. Hier wer­de unver­ant­wort­lich den Kom­mu­nen das Heft aus der Hand genom­men und Poli­tik am Bür­ger vor­bei gemacht“, kri­ti­sier­te Dierl. „Es ist ein Grund­feh­ler der Poli­tik, dass Ent­schei­dun­gen getrof­fen wer­den, bei der die Men­schen nicht mit­ge­nom­men wer­den.“ Dadurch wer­de wie­der­um der rech­te Rand gestärkt. Ergän­zend plä­dier­te Beiß­wen­ger für Pho­to­vol­ta­ik auf Pri­vat­dä­cher und Indus­trie­an­la­gen sowie den Aus­bau von Was­ser­stoff als rege­ne­ra­ti­ver Ener­gie­trä­ger. Mit dem 10-Punk­te Papier der Baye­ri­schen Staats­re­gie­rung und dem geplan­ten öko­no­mi­schen EU-Deal plä­die­re die Staats­re­gie­rung, so Beis­wen­ger, auch für Inves­ti­tio­nen in die Ver­tei­di­gungs­wirt­schaft in der Hoff­nung, dass die Waf­fen nie gebraucht wer­den. „Wenn du Frie­den willst, berei­te den Krieg vor“, zitier­te er Cice­ro. 80 Pro­zent der Kampf­kraft der Nato lie­ge außer­halb der EU in USA, Tür­kei und Groß­bri­tan­ni­en. Zudem soll die Ost-Erwei­te­rung der Bal­kan-Staa­ten vor­an­ge­trie­ben wer­den von Alba­ni­en bis Mon­te­ne­gro. In Ser­bi­en arbei­ten 25000 Men­schen für die baye­ri­sche Wirt­schaft, so der Staats­mi­nis­ter. „Wenn wir denen kein ordent­li­ches Signal geben, dro­hen auf dem Bal­kan krie­ge­ri­sche Kon­flik­te.“ Afri­ka rut­sche zuse­hends unter chi­ne­si­schen und rus­si­schen Ein­fluß. „Wir müs­sen uns hier stra­te­gisch auf­stel­len und dür­fen das nicht ande­ren überlassen!“

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