Annafest 2010: Eine Bierprobe der Überraschungen

Die Tester

Die Tester

(K.O. Mentator/AD) Zeremonienmeister Charlie Pichl rief, und die Biertester strömten in den Kellerwald. „Pünktlich!“ hatte es geheißen, und sogar der zweite Forchheimer Bürgermeister Franz Streit hielt sich daran. Zwar musste erst noch ein Team des Bayerischen Rundfunks aus der „Vereidigungsgrotte“ am Blümleinskeller vertrieben werden, doch dann konnte es losgehen: Charlie Pichl liest uns die „Statuten“, und alle legen die Hände aufeinander zum mehr oder weniger feierlichen Gelöbnis.

Wie immer lag ein harter Parcours vor den Bierfreunden, die diese schwierige Aufgabe seit über 10 Jahren wahrnehmen – ein jahrtausendeübergreifendes  Ereignis, sozusagen. Letztlich waren es 12 Keller: das muss erstmal bewältigt werden, aber schließlich haben sich die Teilnehmer monatelang gewissenhaft vorbereitet.

Auftakt

Schaummaßhalter und Zeitnehmer

Schaummaßhalter und Zeitnehmer

Blümleins-Wirt Niko bringt drei Maßen, und der oberfränkische Triathlon rund um den Kellerwald in den Disziplinen Geschmack, Temperatur und Schaum beginnt. „Faxe“ Backer übernimmt die Schaummaß mit sanftem Tremor, und Franz Streit stoppt die Zeit (3 Minuten muss der Schaum halten) mit seinem iPhone. Alexander Dittrich wirft das Thermometer mit Schwung in die „Temperaturmaß“ – Charlie Pichl: „Bass hald auf – des freggd sunsd!“ Andere fürchten um den Boden des Maßkrugs. Erstes Ergebnis: frrrrische 7° Celsius. Inzwischen führen sich die Tester den Stoff zu Gemüte (aus der „Geschmacksmaß“), und der Bewertungsbogen macht die Runde. Zweites Ergebnis nach drei Minuten: Der Schaum hält. Auch Schaum- und Temperaturmaß leeren sich zusehends, und nach Dokumentation der Bewertungen machen wir uns auf den Weg: der Nederkeller ist das nächste Ziel.

Betreutes Trinken beim Neder

Wo ist das Thermometer???

Wo ist das Thermometer???

Wirtin Astrid Neder-Haub erwartet uns schon, und ratzfatz stehen drei schaumig-schöne Maßen vor uns. Wir verziehen uns damit auf einen Sitzplatz über der Schankstelle, und die Zeremonie nimmt ihren Lauf. Die Chefin besucht uns und zeigt sich sehr interessiert an unserer Arbeit, so dass einige um die Objektivität fürchten. Merkwürdigerweise reagiert sie nicht auf unsere Bitte die Musik für eine Viertelstunde abzustellen damit wir uns besser konzentrieren können …

Die erste Nicht-Forchheimer Brauerei

Spaß im Regen

Spaß im Regen

Nach kurzer Diskussion und anschließender Abstimmung – (Krug-Bräu ist ja kein Forchheimer Bier) besuchen wir den Hofmanns-Keller. Wir bekommen als „Gutserle“ ein Kalibrierweizen zu den drei Maßen, und dann müssen wir erstmal unter Dach und Fach: kurz gesagt, es schifft sakrisch. Zwischen tropfenden Planen verrichten wir unser Geschäft und ziehen dann weiter auf den Weiß-Tauben-Keller.

Ordnungsruf  des Meisters

Erste Ausfälle machen sich breit, Charlie Pichl muss die Mannschaft zur Ordnung rufen: „Wos solln des? Wu sinna dä Schaummoßhalder, dä Demberadurer und dä Zeidnehmä? So gehd des fei nedd!“ Die Mannschaft gelobt Besserung und stürzt sich in die Arbeit, Franz Streit ruft „Attackeee!“ und die Maßen leeren sich wie von Geisterhand.

Glag!

Glaskrüge!

Glaskrüge!

Durch den nachlassenden  Regen kämpfen wir uns zum „Aaachhörnla“. Dort verlieren wir als Erstes unseren Gasttester Franz Streit an die hohe Politik: Franz Stumpf (OB), Ewald Mayer (Sparkasse) und Gregor Scheller (Volksbank) sitzen gleich am Eingang und schnüren vermutlich ein Rettungspaket für die Stadt Forchheim. Wir erleben a Ausschank eine weitere Überraschung: Glaskrüge!! Am Annafest!!!! O tempora, o mores! Allerdings – man sieht besser in welchem Maßkrug das Thermometer schwimmt. Dennoch: Muss das sein? Noch beim Schreiben dieser Zeilen durchfährt uns ein Schauder.

Brot und Spiele

Coburger Bratwurst

Coburger Bratwurst

Nun wird es Zeit die Kräfte zu regenerieren und die Geschmacksnerven neutral einzustimmen. Wir entscheiden uns für DIE  kulinarische Neuerung des Annafestes: Coburger Bratwürste. Kudos an Faxe Backer, der sich für diese fränkische Horizonterweiterung persönlich eingesetzt hat. Unser kulinarischer Tipp: Leut, probierts.

Nach soviel Kalorien ist Sport angesagt, und wir begeben uns zur benachbarten Wurfbude. Bürgermeister Streit erweist sich als echte Spaßkanone – trotz Vorbeiwurfs auf der ganzen Linie reckt er die Fäuste zur Siegerpose. So sehen Sieger aus, auch wenn sie verloren haben.

„Lagerbier“

SLP

SLP

Genug des eitlen Müßiggangs, die Pflicht ruft und wir finden uns unversehens vor dem Ausschank des Schlößla-Kellers. Unsere Freunde von SLP spielen gewohnt launig, fragen ob wir eine Hochzeitsgesellschaft wären und bitten „Braut und Bräutigam auf die Bühne“. Es kommt aber nur King Alladooch, der SLP ausgiebig fotografiert, während wir uns unserer schweren Arbeit widmen.

Schützenking Alladooch

Schützenking Alladooch

Schützenking Alladooch

Nach diesem harten Brot wenden wir uns nochmal den Spielen zu: Wir besuchen die „Lützelberger Schießgesellschaft“ und veranstalten ein Königsschießen direkt in der gleichnamigen Kurve. Zu unserer großen Freude erhalten wir zwei Maßen Zielwasser als Unterstützung. Interessanterweise schießen alle noch erstaunlich gut, aber einer schießt den Vogel ab:  Uli Raab wird „Lützelberger Schützenkönig Alladooch“. Don`t mess with Pinzberg!

Hitzewelle

Am Schindler-Keller

Am Schindler-Keller

Nächste Überraschung am Schindler-Keller: Die Temperatur des Gerstensaftes liegt deutlich über dem Durchschnitt, dennoch – manche Biere vertragen halt auch etwas höhere Temperaturen, manche schmecken dann sogar besser. Zwei Tester erörtern gar die Möglichkeit eines außentemperaturgesteuerten Durchlaufkühlers … Fragen über Fragen.

Brot

Mahlzeit!

Mahlzeit!

Am Hebendanzkeller erwartet uns eine erhebliche gastronomische Zuwendung: die äußerst charmante Wirtin serviert uns gutsortierte fränkische Brotzeitschmankerln. Da lacht das Testerherz!  Vielen Dank! Wir lassen uns zwar von dieser Charmeoffensive nicht beeinflussen, trotzdem scheint das Hebendanz-Bier hier einen Tick besser zu schmecken …

Scherzkeks

Wir verraten nicht welcher Keller ernstlich versucht hat uns eine Radlermaß als Bier anzudrehen. Nein, wir verratens nicht.

Zwei Zeitreisen

Slide-Gitarre mit Weizenglas

Slide-Gitarre mit Weizenglas

Wir widmen uns nochmal den Spielen und landen bei Chapple, Hyde und Porzel, bekannt unter dem Kürzel CHP. Das musikalische Highlight des Abends! Ein klassisches Rock-Trio, welches das Kunststück fertigbringt, Led Zeppelin auf dem eigenen Terrain zu schlagen. Leck fett!

Eine gänzlich andere Begegnung mit der musikalischen Vergangenheit ermöglichte uns Gerd Weiß, der zusammen mit seinem Sohn Nick im Geiste von Neil Young unterwegs war. Gerd Weiß: „Es gibt doch nichts Blöderes als einen Haufen besoffener Musiker im Publikum …“. Wo er recht hat, hat er recht.

Endspurt

Der Fotograf schwankt schon ...

Der Fotograf schwankt schon ...

Langsam merkt auch der hartgesottenste Tester wie der Stoff an seinen Nerven zehrt (oder gar zerrt?). Wir besuchen unseren alten Freund Schaufel auf dem gleichnamigen Keller und schreiten zur Tat. Mittlerweile haben wir auch Schwierigkeiten, das Thermometer in einem der drei Krüge wiederzufinden. Nunja, solange die Geschmacksnerven noch anspringen.

Und Schluß

A Maß vom Cheff!

A Maß vom Cheff!

Wir raffen uns auf zum letzten Keller in unserer Runde: Der Greif-Keller harrt unserer. Ein mit 6° Celsius krachertes Bier reißt uns aus unserer Lethargie, und die Diskussion über angemessene Biertemperaturen entflammt aufs neue. Der Außentemperaturfühler für Bierzapfanlagen – ein Weg in die Zukunft?

Finale: Die Nummer Drei

Der verdiente dritte Platz geht an den Weiß-Tauben-Keller mit Greif-Bräu. Hier war es besonders der feinporige Schaum der die Tester überzeugte. Apropos Schaum: Bei feuchtem Wetter scheint der Bierschaum einem schnelleren Verfallsprozess zu unterliegen. Hier seien weitergehende Untersuchungen angeregt.

Finale: Die Nummer Zwei

Der kleinste aller Forchheimer Keller hat erfolgreich seinen zweiten Platz vom Vorjahr verteidigt: Unsere Gratulation an Niko Blümlein für nachhaltige fränkische Authentizität.

Finale: Änd se Winner is …

Da war die Zukunft noch ungewiss: Astrid Neder-Haub und Charlie Pichl

Da war die Zukunft noch ungewiss: Astrid Neder-Haub und Charlie Pichl

… der NEDER KELLER! Astrid Neder konnte ebenfalls ihren Spitzenplatz vom letzten Jahr halten. Da gibts nix zu rütteln: Der Braumeister der Brauerei Neder hat derzeit einfach die goldene Hand. Wir freuen uns über soviel Konstanz in der Forchheimer Brauer-Szene und gratulieren zum verdienten Sieg.

Die entsprechenden Urkunden werden morgen im Laufe des Tages von Zeremonienmeister Charlie Pichl versteilt. Man sieht sich.

PS: Wie immer möchten wir betonen, dass so eine Bierprobe natürlich eine REIN SUBJEKTIVE MOMENTAUFNAHME darstellt und keinesfalls sowas wie eine „Stiftung Warentest für Bierkeller“ ist. Allerdings finden wir die nähere Beschäftigung mit dem Forchheimer Bier spannend und lohnenswert. Und Spaß machts auch …