Sonntagsgedanken: Hirten, Hunde und Schafe
„Ich bin der gute Hirte! Ich kenne meine Schafe und meine Schafe kennen mich, und sie hören auf meine Stimme“
(vgl. Joh. 10,11 und 10,14 und 10,16)
Liebe Freunde, vielleicht kennen Sie auch aus Großmutters Zeiten die Bilder mit dem guten Hirten und den Schafen, die oft über den Betten der Großeltern ihren Platz hatten.
Und vielleicht geht es Ihnen so wie mir und vielen anderen auch: Bei dem Gedanken, selbst ein Schaf zu sein und nur nach der Pfeife eines einzigen tanzen zu müssen, sträuben sich einem die Nackenhaare. Wer will denn schon ein Schaf sein?
Aber überlegen wir doch einmal: Ein Hirte, ein wirklich guter Hirte, der ist immer für seine Schafe da und kümmert sich um sie. Er kennt die besten Weideplätze für sie und sorgt immer dafür, dass die Schafe ausreichend Futter haben. Er beschützt seine Herde vor allen Gefahren, und sollte sich ein Tier verletzt haben, kümmert er sich voll Liebe um das Tier.
Überträgt man das auf Jesus, dann würde das bedeuten, dass er alles für uns tut, dass wir ein Leben in Fülle haben. Er ist immer für uns da, anders, als wir es uns oft vorstellen, aber immer zu unserem Wohl: wie ein guter Hirte.
Nein, an so einem guten Hirten kann es also nicht liegen, dass sich uns die Nackenhaare aufstellen.
Vielleicht ist es etwas, was bestimmt auch die Schafe in der Herde stört: der Hund. Denn vor ihm haben sie meistens Angst. Könnte es sein, dass es bei uns ähnlich ist, dass es solche Hirten sind, die mehr Hirtenhunde sind als Hirten, indem diese meinen, nur durch Vorschriften, Verbote und Erlasse ihre Herde in Schach halten zu können?
Vielleicht sind es diese Art von Hirten, die keine andere Meinung neben der ihren akzeptieren und meinen, sich immer über die anderen erheben zu müssen, und die sich auf diese Weise weniger als gute Hirten als vielmehr als Hirtenhunde entpuppen.
Ja, vielleicht ist es diese Art von Hirten, die das Bild vom guten Hirten so in Misskredit bringen, dass sich uns die Nackenhaare gleich aufstellen.
Ich wünsche uns allen, nicht, dass wir eine große Herde sind, sondern vielmehr selbst zu solchen guten Hirten werden, die sich füreinander einsetzen und füreinander sorgen. Ich wünsche uns allen, dass sich keiner über den anderen in so arroganter Weise, erhebt, dass es wirklich weh tut, wie ich es immer wieder erleben musste. Wenn uns das gelingt, dann sind wir längst eine Herde, d.h. eine große Gemeinschaft. Aber ich fürchte, das ist und bleibt wohl und nur Traum.
Ihnen allen eine gute Woche! Und passen Sie gut auf sich auf,
Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldsbach und Hausen
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