Schulterschluss für klimafitte Wälder in der Region Frankenwald
Jahreshauptversammlung der WBV Kronach-Rothenkirchen
Laut Deutschem Wetterdienst war 2023 das wärmste Jahr in Deutschland seit dem Messbeginn im Jahr 1881. Bereits jetzt sind allein im Landkreis Kronach durch Borkenkäfer und Trockenschäden rund 8.300 Hektar Kahlflächen im Wald entstanden – eine Fläche, die mehr als 11.600 Fußballfeldern entspricht. Und es steht zu befürchten, dass in den kommenden Jahren noch trockenere und heißere Witterungsphasen unseren Waldbäumen zu schaffen machen werden und weitere Kahlflächen entstehen werden. Der richtigen Baumartenwahl auf dem jeweiligen Standort kommt daher künftig eine noch entscheidendere Rolle zu.
Aus diesem Grund passt die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) die bereits vor 30-40 Jahren erhobenen forstlichen Standortsdaten an die sich ändernden Klimaverhältnisse an. Im kleinen und mittleren Privatwald setzt die Weiterentwicklung der Standortdaten die Einwilligung und Mitwirkung der Waldbesitzervereinigungen (WBV) und Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) voraus. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung der WBV Kronach-Rothenkirchen wurde nun die förmliche Vereinbarung zur Zusammenarbeit im Satzungsgebiet der WBV unterzeichnet.
Wissen um den Standort ist entscheidend für die Baumauswahl
Landrat Klaus Löffler betonte die Bedeutung der engen Zusammenarbeit aller beruflichen und ehrenamtlichen Akteure, um den dringlichen Waldumbau im Landkreis Kronach weiter erfolgreich umzusetzen. Hierzu sind möglichst genaue Kenntnisse nicht nur der heutigen, sondern auch der künftigen Boden- und Klimabedingungen entscheidend. „Ein im letzten Jahrtausend noch gut wasserversorgter Waldstandort ist bereits heute oft deutlich trockener.
Aufgrund der galoppierenden Klimaerwärmung werden sich viele Waldstandorte in den kommenden Jahrzehnten noch weiter stark verändern“, so Dr. Peter Pröbstle, Präsident der LWF. „Und für den Aufbau klimafitter Wälder müssen wir wissen, ob auf unseren Waldstandorten auch in einigen Jahrzehnten noch Mischwälder mit Fichten- und Tannenanteilen gedeihen können, oder ob wir bereits heute auf Buche, Eiche oder sogar auf ganz neue Baumarten setzen müssen“.
„Die Kenntnis der lokalen Bodenverhältnisse und des heutigen und künftigen Klimas ist für die Baumartenwahl von ausschlaggebender Bedeutung. Die Standortkarten und Klimaprojektionen liefern uns hierzu wertvolle Informationen,“ ergänzte LWF-Abteilungsleiter für Boden und Klima, Dr. Klaas Wellhausen.
Bayern ist einziges Bundesland mit flächendeckender Standortskartierung
Im Rahmen der forstlichen Standortkartierung wurde in Bayern mit finanzieller Unterstützung des Freistaats ab den 1980er Jahren die Eignung der Waldstandorte für die verschiedenen Baumarten untersucht. Mit Spaten, Hammer und Bohrstock waren unzählige Standortkartierer über mehrere Jahrzehnte in den bayerischen Wäldern unterwegs. Dabei bestimmten sie neben der Bodenart auch den Stein- und Humusanteil und leiteten daraus die Nährstoffausstattung und Wasserspeicherfähigkeit des Waldbodens ab.
„Das war seinerzeit ein unvergleichlicher Kraftakt. Nicht von ungefähr ist Bayern das einzige Bundesland, in dem eine solche flächendeckende Standortskartierung vorliegt. Doch ein solch gewaltiger Datenschatz kann nur Wirkung entfalten, wenn er auch den heutigen und künftigen Anforderungen entspricht und auch in der Praxis angewendet wird,“ so Projektkoordinatorin Dr. Sandra-Maria Hipler (LWF).
Digitalisierung und Aktualisierung
Genau dies wollen die Projektbeteiligten gemeinsam erreichen. Mit der Weiterentwicklung der klassischen Standortskartierung übernimmt Bayern nun ein weiteres Mal eine Vorreiterrolle. Hierbei werden in dem Großprojekt die alten Standortskarten und Gutachten von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft digitalisiert und mit aktuellen Boden- und Klimadaten ergänzt, um sowohl die heutigen Standortbedingungen im Jahr 2024 als auch die künftig zu erwartenden Standortbedingungen abbilden zu können. Dieses Vorhaben findet in Kooperation mit dem Verein für forstliche Standortserkundung e. V. (VfS) und den Waldbesitzervereinigungen und Forstbetriebsgemeinschaften statt und wird anteilig von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) und dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus finanziert.
WBV-Vorsitzender Markus Wich zeigte sich erfreut über die Kooperation. Damit sei ein weiterer hilfreicher Schritt für die Wiederbewaldung der immensen Schadflächen und den Umbau der heimischen Wälder gelungen.
Auf der Jahreshauptversammlung präsentierte des Weiteren der ehemalige Präsident der LWF, Olaf Schmidt, das Buch „Frankenwald – Vom Waldgebiet des Jahres zum Klimawald“. Den aktuellen Zustand und weitere Handlungsoptionen für die klimastabile Wiederbewaldung des Frankenwalds beleuchtete Jens Haertel, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Coburg-Kulmbach.
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