Verhaltensregeln bei Begegnungen mit Wölfen in Oberfranken

Wolf. Foto: Waldemar Brandt

Wolfsvorkommen im Bereich des Veldensteiner Forst sind seit 2017 bekannt. Und auch in der nördlichen Oberpfalz gibt es mit den Gebieten Grafenwöhr, Manteler Forst und Pressather Wald direkt an Oberfranken grenzend drei weitere Wolfsterritorien. Vor allem im Frühjahr kann es vorkommen, dass sich die eigentlich scheuen Tiere auch Ortschaften nähern. So kann es zu unvorhergesehenen Begegnungen kommen. Dies liegt zum einen an der erhöhten Aktivität der Tiere während der Paarungszeit. Zum anderen sind die Jungtiere aus dem letzten Frühjahr nun zunehmend selbständig unterwegs. Sie verlassen ihr Familienrudel und suchen sich ein eigenes Territorium. Ein Wolf kann rund 20 km an nur einem Tag zurücklegen. Auf der Suche nach einem neuen Territorium wandern Wölfe somit teils hunderte Kilometer in wenigen Monaten.

Deutschlandweit hat die Zahl der Wolfsterritorien in den letzten Jahren zugenommen. Es ist nicht auszuschließen, dass zukünftig auch in Oberfranken weitere Wolfsrudel ansässig werden. Ein Rudel besteht aus durchschnittlich acht Tieren und beansprucht im Durchschnitt ein 250 km² großes Territorium. Zum Vergleich: Der Landkreis Forchheim hat eine Fläche von etwa 650 km², der Landkreis Bayreuth ist rund 1270 km² groß. Durch das Abwandern der Jungtiere bleibt die Wolfsdichte in einem Gebiet konstant, wenn Ende April in der Regel vier bis sechs Welpen zur Welt kommen.

Sollte es zu einer Begegnung kommen, gilt es Ruhe zu bewahren und Abstand zu halten. Von einem wildlebenden Wolf geht in der Regel keine Gefahr für Menschen aus. Menschen sind für Wölfe keine Beute, sondern werden von ihnen eher gemieden. Der Wolf reagiert auf den Anblick von Menschen vorsichtig, ergreift aber nicht immer sofort die Flucht. Unerfahrene Jungtiere können auch ein neugieriges Verhalten zeigen. Oft schätzen die Tiere die Lage erst ein, um sich dann langsam und relativ gelassen zurückzuziehen. Erscheint der Wolf zu nahe, kann man laut rufen, gestikulieren und sich großmachen, dann sollte der Wolf von allein weiterziehen. Führt man einen Hund mit sich, sollte man diesen eng bei sich halten. So stellt er für den Wolf eine Einheit mit dem Menschen dar und wird nicht als potenzieller Partner oder Rivale wahrgenommen.

Beratung zum Herdenschutz

Wölfe ernähren sich in Mitteleuropa überwiegend von Rehen, Hirschen, Wildschweinen. Der Anteil an Nutztieren in der Nahrung liegt in Deutschland im Schnitt unter zwei Prozent. Jedoch gilt es für Weidetierhalter Vorsorge zu treffen. Herdenschutz wird vom Freistaat Bayern finanziell gefördert. Ansprechpartner für die Beratung zum Herdenschutz und die Förderung sind die Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Weitere Informationen finden Sie hier: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus | Förderung Herdenschutz Wolf (bayern.de).

Hinweise zu Wölfen wie Sichtungen, Fotos oder Rissverdachtsfälle nimmt die Fachstelle Große Beutegreifer am Bayerischen Landesamt für Umwelt entgegen; Telefon: 09281/1800-4640; weitere Informationen: Wildtiermanagement: Wolf – LfU Bayern.

Koordinierung durch Wildtiermanagerin

Daneben nehmen in Bayern die Regierungen eine vermittelnde Rolle ein, da Wolfsterritorien sich häufig über Landkreis- und Regierungsbezirksgrenzen hinweg erstrecken. Ansprechpartnerin bei der Regierung von Oberfranken ist die Wildtiermanagerin Lydia Grimm. Sie koordiniert die Arbeit verschiedener Behörden und Ehrenamtlicher und entwickelt gemeinsam mit Betroffenen Lösungen für ein Leben mit Wolfsanwesenheit. Auch im Fall eines Wolfsübergriffs auf Nutztiere ist die Wildtiermanagerin erste Anlaufstelle. Kontakt: Sachgebiet 51 – Naturschutz – Regierung von Oberfranken (bayern.de).