Sonntagsgedanken: Steine werfen
Liebe Freunde,
Eine ältere Frau bestellte sich in einem Schnellrestaurant eine Suppe. Sie nahm ihre Bestellung und trug sie zu einem der freien Tische, hängte ihre Handtasche an einen Haken unter dem Tisch und ging noch einmal zur Theke, denn sie musste sich noch einen Löffel holen. Als sie zu ihrem Platz zurückkehren wollte, sah sie einen ausländischen Mann, der ihre Suppe löffelte. Innerlich begann sie über ihn zu schimpfen und ihn zu verurteilen. Doch dann setzte sie sich zu ihm. Sie löffelte mit ihm die Suppe aus und der Mann war stets freundlich zu ihr. Er spendierte ihr zum Abschluss sogar noch einen Kaffee und verließ dann das Restaurant. Als die Frau auch gehen und dazu nach ihrer Handtasche greifen wollte, war diese weg. Sofort begann sie wieder über den Mann zu schimpfen und zu urteilen. Doch da, was war das? Am Nachbartisch stand ein Teller Suppe und unter dem Tisch hing eine Handtasche.
Quelle unbekannt
Ich glaube, liebe Freunde, diese Geschichte könnte eine Geschichte aus unserem Leben sein. Denn so wie die Frau verurteilen wir vielleicht auch immer wieder andere, ja vielleicht ist es uns manchmal nicht einmal bewusst. Aber wie oft haben wir über andere ein Urteil gefällt und der andere hatte gar keine Möglichkeit, sich zu verteidigen?
Auch zur Zeit Jesu gab es dieses Verhalten schon. Erinnern Sie sich doch nur an die Frau, die die Führer des Volkes zu Jesus brachten, weil diese beim Ehebruch ertappt worden war. Sie hatten ihr Urteil längst gefällt, und auch über Jesus hatten sie schon eines verhängt. Aber der machte ihnen einen Strich durch ihre Rechnung. Er sagte damals: „Wer von euch ohne Schuld ist, soll den ersten Stein auf die Frau werfen.“ Und sie gingen weg; einer nach dem anderen. Und Jesus sagte zu der Frau: „Ich verurteile dich nicht.“ Wie wohlwollend muss das für die Frau geklungen haben. Denn alle hatten doch schon fast die Steine in der Hand, um sie auf jene zu werfen; übrigens nur auf sie, nicht auf den beteiligten Mann. Verurteilen und meinen, Gott damit einen Dienst zu tun, das geht in den Augen Jesu gar nicht. Und das sollte auch heute nicht gehen. Aber auch heute fällen viele ein Urteil über andere, weil diese vielleicht nicht in deren Denkschema, besonders auch nicht in das religiöse, passen und ebenso viele meinen, so besonders fromm zu sein. Ich wünsche uns allen eine Gesellschaft und Kirche, in der jede und jeder zu den je eigenen Fehlern steht und auch behutsam mit den Fehlern anderer umgeht.
„Geh in Frieden, denn ich verurteile dich nicht!“.
Diese Worte sollen wir nicht nur hören, sondern beherzigen.
Deswegen wünsche ich uns allen, dass wir lernen, mit unsren Nächsten barmherzig umzugehen. Denn auch wir atmen doch auf, wenn zu uns jemand sagt: „Geh, in Frieden, ich verurteile dich nicht. Geh, es ist alles wieder gut.“
Seien wir barmherzig, damit es Ostern werden kann!
Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldsbach und Hausen
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