Waldlermesse der Chorgemeinschaft Thomaschor, Kulmianer, MGV Trabitz
„Oa Jubel, oa Singa, es hallt und es schallt: Der Heiland, der Heiland kimmt in unseren Wald!“ Sonorige Klangfülle, wie sie in der Dreifaltigkeitskirche eher selten zu hören ist, erfüllte am Samstagabend beim Vorabendgottesdienst das weite Runde des Kirchenschiffs.
Der Ruf eines liturgischen Ohrenschmauses war dem Abend weit vorausgeeilt, dass das Gotteshaus so viele Besucher zählte, wie bei einem Gottesdienst schon lange nicht. Die „Waldler – Messe“ in Bass- und Tenorstimmen war als die tragende musikalische Gestaltung angesagt und sollte so als betendes Singen zum großen gesanglichen Erlebnis werden. Nach dem 100-jährigen Jubiläum des Gesangsvereins Trabitz im September 2023 fanden sich dafür der Männergesangvereins Kulmianer, des Gesangsvereins Trabitz und des Thomaschors zu einer Neuauflage eines gemeinsamen Auftritts zusammen. Als Chorgemeinschaft ließen sie mit dem Werk aus dem Jahre 1952 von Lehrer Eugen Hubrich (Text) und vom niederbayerischen Ferdinand Neumaier (+1969, Komposition) die Lebensfreude des Volkes und seine Verehrung des Herrgotts und der Muttergottes erklingen. In den Ablauf einer Messe gefaßt wurde von dem 22-köpfigen Ensemble in äußerst seltener Dichte frohes Ansingen und betendes Musizieren, schwermütiger Wallfahrer- und Andachtsgesang sowie Erinnerungen an uralten Krippengesang dargeboten. Aus dieser Fülle und Tiefe in allem besinnlich und tiefgründig, auf- und abströmend, avancierte der Chor gesanglich zur Stimme des Volkes für dessen Dank und Verehrung, aber euch dessen Freude und Jubel.
„Wissen sie etwas Schönes für die anstehende Fastenzeit“, hatte Pfarrer Sven Grillmeier in einer kurzen Predigt in die Runde gefragt. Schön sei es mal am Sonntagnachmittag die Füße hochzulegen, inne zu halten, auszuruhen, neudeutsch zu entschleunigen, sich eine Auszeit zu nehmen und zu entspannen. Gleichsam als Türöffner dafür könne so eine musikalische Messgestaltung des Gottesdienstes wie an diesem Abend dienen. Begleitet von Lucia Stelzer an der Orgel, dirigierte Richard Waldmann vom Kyrie und Gloria über Credo und Benedictus bis zum Sanctus und Agnus Dei seine Gesangsbrüder durch die verträumte romantische Vertonung der Natur und die jubilierende Anbetung und Verehrung des dreifaltigen Gottes.
In der dynamischen Bandbreite der Stimmstärke interpretierte Waldmann in seiner ganz eigenen Art jedes Stück seinem Charakter gemäß, mal langsam, ruhig und bedächtig, mal flott und flotter, mal kräftig und mächtig. So war in der musikalischen Deutung der Ordinariumsteile vom Pianissimo bis zum Fortissimo alles dabei, was die Sängerstimme fordert. So erklang forte, kräftig und frisch der Jubel im Benedictus, als in der dritten Strophe zu „Oa Jubel, oa Singa, es hallt und es schallt“ angehoben wurde. Im Gloria wechselte das eingangs flottere Tempo vom „Der Wald braust“ in ein Piano des „Jetzt wird der Wald ganz stad“, um sich am Ende wieder ins Kräftige zu steigern, wenn es „dem Schöpfer schallt´s entgegen. In der Arie zur Heiligen Wandlung verstummte sogar das Wort und ehrfurchtsvoll und erhebend übernahm ein Hirtenruf die Würdigung dieses hohen Augenblicks.
„Gerne Wieder
Mit seinem „Vergelt´s Gott“, verband der Geistliche, wie er sich ausdrückte, die große Hoffnung auf „gerne ein ander Mal wieder“. Der mehrmals einsetzende Applaus zeigte mehr als deutlich, wie groß die Freude der Gottesdienstbesucher über die eben nicht alltägliche chorale Umrahmung des Vorabendgottesdienstes war. Grillmeier nutzte dann auch die Gunst der Stunde, die liturgisch-musikalische Messgestaltung durch die „Deutsche Bauernmesse“ (1933) von der Volksliedpflegerin Annette Thoma als Wunsch auf die Empore zu schicken. „Ich glaube, das lässt sich einrichten“, nährte Chorleiter Richard Waldmann das Pflänzchen der Hoffnung.
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