Festlicher Gottesdienst in Bamberg zur Verabschiedung von Dekan Hans-Martin Lechner

Redemanuskript von Regionalbischöfin Dr. Greiner zur Verabschiedung von Hans-Martin Lechner, 21. Januar 2024, Kirche St. Stephan, Bamberg

– es gilt das gesprochene Wort –

Liebe Gemeinde, liebe Familie Lechner, besonders lieber Hans-Martin Lechner,

Jesus Christus spricht: Nicht Ihr habt mich erwählt, sondern ich habe Euch erwählt, dass Ihr hingeht und Frucht bringt und Eure Frucht bleibe.

Seit unserem Abschiedsgespräch am 28. Dezember war klar, dass dieses Bibelwort über meiner Abschiedsrede für Dich, lieber Hans-Martin, stehen wird. Schon zuvor war mir beim Aktenstudium diese Bibelstelle – Johannes 15,16 – aufgefallen. Denn es war das einzige neutestamentliche unter den fünf Bibelworten, die Dir mit Handauflegung bei der Ordination am 19. Oktober 1990 zugesagt wurden. Dein Großonkel, Pfarrer Christian Lechner, hatte es für Dich ausgewählt.

Doch es war eben auch das Bibelwort, das Dir – Jahre zuvor – in der Frühe Deines allerersten Studientages in die Augen fiel. Du hast mir Deine kleine Bibel gezeigt, die Du in der Schule von den Gideons erhalten hattest. Dort steht neben Johannes 15,16 das Datum 1. August 1981. Das war der Tag, an dem an der Uni Erlangen der Feriensprachkurs Hebräisch fürs Theologiestudium begann.

Dieses Wort am Morgen zu lesen, war die große Bestätigung: Beim Weg in den Pfarrberuf folge ich dem Ruf, der Erwählung Gottes.

Seitdem ist so viel in Deinem Leben geschehen, was sich zu diesem Bibelwort fügt:
Nicht Ihr habt mich erwählt, sondern ich habe Euch erwählt, dass Ihr hingeht und Frucht bringt und Eure Frucht bleibe.

Es wurde Dir bei drei Installationen in Gunzenhausen, Bad Berneck und Bamberg erneut zugesprochen. Und Du hast dieses Bibelwort in den fast 21 Jahren Dekansamt selbst anderen Hauptamtlichen zugesagt, denn es ist Teil der Liturgie jeder Amtseinführung. Da hat es Dir selbst doppelt gepredigt. Zum einen, Hans-Martin, vergiss nicht: Jesus Christus hat Dich erwählt; und zum anderen: Wie gut, Du bist nicht allein unterwegs, auch andere hat Gott gerufen. Und das will ich schon auch betonen: Er erwählt nicht nur Hauptamtliche in verschiedenen Berufen, sondern auch Ehrenamtliche zum Dienst für sein Reich.

Neben dieser großen Bestätigung, dass Gott selbst es war, der Dich in diesem Dienst haben wollte, beinhaltet das Bibelwort auch die Bestimmung hinzugehen, um Frucht zu bringen – und die große berührende Verheißung, dass der Dienst bleibende Früchte tragen wird.

Schauen wir also, wo Du in den 36 Jahren Deines Dienstes hingegangen bist. Die Zeit verrinnt. Der Segen in der Zeit, bleibt.

Die wichtigste Frucht Deines Lehrvikariates in Ingolstadt, das am 1. Februar 1988 begann, ist in der Tat geblieben. Du hast dort im Kirchenchor Deine Ehefrau Karin gefunden, eine Frau, mit der Du zusammen glauben kannst. Das hattest Du Dir ersehnt und Gott hat sie Dir geschenkt, hat Euch einander geschenkt.

Liebe Karin, Du hast Hans-Martin immer unterstützt – auch manchmal gewiss durch ein wahres Wort zur rechten Zeit, das brauchen wir in Leitungsverantwortung so dringend. Und Du hast auch selbst Frucht gebracht durch die Leitung von Kindergottesdienst und Bastelkreis – um nur zwei Beispiele für Dein eigenes Engagement zu nennen – ganz zu schweigen von Deinem eigenen Beruf als Lehrerin und der Begleitung Eurer drei wunderbaren Töchter Julia, Theresa und Mirjam in ein eigenständiges, verantwortliches Leben.

„Dass ihr hingeht“! Nach dem Lehrvikariat kam zum 1. Juli 1990 die Entsendung ins Pfarrvikariat Ottobrunn. Diese Gemeinde war mit ihrer Münchner haute volée eine Herausforderung eigener Art.

Aus Deinem Wissen um die Wirklichkeit Gottes, die Wahrheit der Heiligen Schrift und den Wert unseres Glaubens wuchs als Frucht ein Gespür für den Wert Deines Dienstes.

Ein Mensch kann noch so reich sein, den Schatz der frohen Botschaft muss ihm Gott selbst aufschließen. Er kann noch so intellektuell sein, er braucht doch etwas für‘s Herz, das ihn von innen wärmt. Er kann Chef eines Unternehmens sein; ohne Liebe zu Gott und Menschen, bleibt er für den Himmel unbedeutend.

Diese in Dir selbst gewachsene für Menschen genießbare Frucht gottesbewusster herzlicher Zuwendung kam bei den Menschen – auch auf der nächsten Pfarrstelle Gunzenhausen II, die Dir ab März 94 übertragen wurde.

Welcher Segen bleibt aus dieser Zeit? Wir können nur geben, was Gott uns zuvor in uns reifen ließ. Er hat Dich als jungen Menschen berührt mit den Gebeten und Gesängen aus Taizé. So führtest Du Taizé-Gottesdienste ein. Sie werden bis heute in Gunzenhausen gefeiert, ebenso die eingeführte Osternacht.

Die Menschen und auch die Kollegen gewannen schnell Vertrauen zu Dir. Schon mit 37 Jahren wurdest Du dort als Senior Stellvertreter des Dekans.

Du gingst im September 2003 gern als Dekan nach Bad Berneck. Einiges von den Früchten aus den 11 Jahren Deines Dienstes dort, kenne ich aus eigener Anschauung: Die Gemeinden im Dekanatsbezirk – sagen wir es positiv – hielten zuvor etwas auf ihre Eigenständigkeit. Am Ende Deines Dienstes dort hielten die Gemeinden zusammen, sodass sie inzwischen sogar tapfer Pfarreien bilden können.

Die Vorgänge aus Deinem Büro, die über meinen Schreibtisch wanderten, hatten Hand und Fuß.

Ich hätte Dir aber trotzdem nicht vorgeschlagen Dekan von Bamberg zu werden, hätte ich nicht wahrgenommen, dass Dein Leitungstalent aus geistlichen Quellen schöpft. Wir brauchen – im biblischen Bild gesprochen – Bäume, die an den Wasserbächen gegründet sind. Sie bringen ihre Frucht zur rechten Zeit, sagt Psalm 1. Deine straffe, ordnende Leitung hatte nicht nur Ordnung zum Ziel, sondern Frieden, der von Christus ausgeht, weil er im Mittelpunkt steht, nicht Du.

So warst Du in meinen Augen auch der Richtige für das Amt des Ökumenebeauftragten des Kirchenkreises. Auch die Ökumene gedeiht nur, wenn es nicht um die Macht von Kirchen geht, sondern um Christus, seinen Ruf, seine Liebe.

Was wird als Segen aus dieser Zeit als Dekan von Bamberg bleiben, die im September 2014 begann?

Manches werden wir erst in einigen Jahren feststellen können. Es freut mich aber sehr wahrzunehmen, dass die Mitarbeitenden der Verwaltung rund um St. Stephan, jede Woche einmal zur Andacht zusammenkommen. Das prägt den Geist, in dem gearbeitet wird. Ich nehme im Dekanatsausschuss ein gutes Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen war. Das Profil der Arbeit ist geprägt durch eine verantwortete Offenheit aus der Liebe Christi – für verantwortete Offenheit für notwendige Entwicklungen und für alle Menschen, auch die im Ankerzentrum, auch aus anderen Religionen.

Die meisten Früchte sind unsichtbar in den Herzen gewachsen – gewiss auch in den Herzen vieler hier im Kirchenschiff. Vielleicht haben Sie, liebe Gottesdienst-gemeinde, Worte aus Predigten oder Gesprächen mit Hans-Martin Lechner im Herzen, die in Ihnen bleiben. Als Früchte, die dem Leben in Liebe zu Gott und den Menschen dienen, kamen sie von Gott, aus der Quelle, an der Du, lieber Hans-Martin, stehst. Diese Quelle bleibt Dir, auch im Ruhestand. Deswegen bin ich gewiss, dass manche Frucht noch wachsen wird, aber von jetzt an ohne jeden Zeitdruck, eben – wie Psalm 1 sagt – zu seiner Zeit. Der Ruhestand sei Dir selbst eine Zeit voll Segen, in der Du Dich der Früchte, die Gott auch durch andere wachsen lässt, lange zusammen mit Karin freuen kannst.

Vor dem Abschiedssegen bitten wir um diesen Segen Gottes für Dich und Deine Familie, lieber Hans-Martin.