Denkmalexpertin widerspricht Stadt Bayreuth
Stellungnahme von MdL Dr. Sabine Weigand zum „Abriss des Jahres“ provoziert Reaktion der Stadt Bayreuth:
„Stadt Bayreuth hat beim Verfall des denkmalgeschützten Fachwerkhauses in Rödensdorf viel zu lange zugesehen“
„Meine Äußerungen zum Abriss des herausragenden Fachwerk-Denkmals in Rödensdorf haben die zuständige Stadt Bayreuth zu einer öffentlichen Stellungnahme auf ihrer Homepage veranlasst“, sagt die denkmalpolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion, Dr. Sabine Weigand. „Wie in der städtischen Stellungnahme ganz richtig zu lesen ist, war die Untere Denkmalschutzbehörde über viele Jahre mit dem Baudenkmal in Rödensdorf befasst und konnte den sukzessiven Verfall die ganze Zeit über verfolgen. Leider hat man nicht schnell und nicht konsequent genug gehandelt, um das Schlimmste zu verhindern und eines der schönsten Bauernhäuser in Oberfranken zu erhalten. Jetzt muss es uns darum gehen, derart dramatische Denkmalverluste in Bayern künftig zu verhindern. Die Kommunen haben durchaus Handlungsmöglichkeiten, sie müssen sie aber beherzt einsetzen.“
Die Denkmalexpertin der Grünen Landtagsfraktion setzt sich als Landtagsabgeordnete engagiert für den Erhalt der gebauten Heimat ein, ist aber keineswegs – wie von der Stadt Bayreuth fälschlicherweise dargestellt – eine „Vertreterin des Landesdenkmalschutzes“. „Das ist der Stadt Bayreuth durchaus bekannt“, betont die Landespolitikerin.
Sabine Weigand war auch Berichterstatterin für die Petition an den Bayerischen Landtag, die 2019 vom Verein „Rettet die Fachwerk- und Sandsteinhäuser! e.V.“ eingereicht wurde, um das Denkmal in Rödensdorf noch zu retten. Der für die Petition zuständige Landtagsausschuss für Wissenschaft und Kunst kam 2020 zu dem einstimmigen, fraktionsübergreifenden Ergebnis, dass der Eigentümer des Baudenkmals zum Erhalt und zur Rekonstruktion der bereits verlorenen Teile verpflichtet werden muss. Damit gab das Parlament der Unteren Denkmalschutzbehörde in Bayreuth maximale Rückendeckung für die dringend zu ergreifenden Maßnahmen.
„Doch auch nach der Entscheidung des Landtags hat die Stadt Bayreuth nichts erreicht und sah weiter dem Verfall zu“, sagt Weigand. Im Juli 2021 verschaffte sie sich davon einen persönlichen Eindruck, „ich habe zu diesem Ortstermin auch Vertreter der Stadt Bayreuth eingeladen – leider nahm niemand teil.“
Ihr sei klar, „dass es für Kommunen schwierig ist, gegen Denkmalverfall vorzugehen, wenn sich Eigentümer wie in Rödensdorf hartnäckig verweigern.“ Das Bayerische Denkmalschutzgesetz biete Kommunen aber auch in so komplizierten Fällen durchaus Handlungsmöglichkeiten. „Die Instrumente sind im Gesetz vorhanden, aber müssen eben auch angewendet werden, und das rechtzeitig. Genau das hat der Ausschuss für Wissenschaft und Kunst des Landtags aber in Rödensdorf vermisst.“
Die Stadt Bayreuth verhängte im Vorfeld mehrere Zwangsgelder, weil der Eigentümer nichts tat, um das Denkmal zu sichern, „aber selber handelte sie nicht, um das Gebäude vor dem weiteren Verfall zu bewahren. Einen Teil der Strafzahlungen stundete sie dem Eigentümer sogar. Das ist nicht konsequent und sendet das völlig falsche Signal,“ sagt Weigand.
„Denn wenn der Verlust eines Denkmals droht, müssen Kommunen schnell sein. Reagiert der Eigentümer nicht, kann, ja muss die Untere Denkmalschutzbehörde selbst aktiv werden und das Gebäude notsichern lassen“, erklärt Weigand. Wenn die Stadt Bayreuth jetzt behauptet, sie wäre dann auf den Kosten sitzengeblieben, sei dies schon merkwürdig. „Eine Notsicherung ist für eine Kommune kein finanzielles Risiko. Zum Ersten ist der Eigentümer zur Rückerstattung verpflichtet, sofern er zahlungsfähig ist. Ist er das nicht, so werden nach Artikel 4 Absatz 3 des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes die Kosten aus dem Entschädigungsfonds des Freistaats erstattet. Das gehört zum Grundwissen in der Denkmalpflege und sollte deshalb auch der Unteren Denkmalschutzbehörde in Bayreuth bekannt sein.“
Selbstverständlich hätte es für eine Sanierung des Fachwerkhauses in Rödensdorf auch Fördermittel gegeben: „Sowohl das Land als auch die Bezirke halten finanzielle Unterstützung für Denkmalsanierungen bereit. Vielleicht hätte sich in Anbetracht der Hochwertigkeit des Denkmals auch die Oberfrankenstiftung eingebracht, die Großartiges im Bereich Denkmalpflege leistet.“
Schon auf Basis eines Gutachtens von 2016 hätten die Denkmalbehörden gemeinsam eine Förderkulisse aufstellen und damit den Eigentümer unterstützen können. „Natürlich sind Sanierungen im Denkmal oft teuer und Eigentümer fühlen sich schnell überfordert. Dann ist es Aufgabe der örtlichen Denkmalbehörden, mit dem Landesamt für Denkmalpflege in München zu unterstützen und mit den Eigentümern nach Lösungen zu suchen. Normalerweise passiert das auch, in Rödensdorf aber leider nicht. Das ist sehr schade.“
Das schöne Fachwerkhaus ist nun verloren. Weigand hofft, dass es sich in der Stadt Bayreuth um einen Einzelfall handelt und die Stadt in Zukunft bei drohendem Denkmalverlust schneller und mutiger handelt. „Ich gehe davon aus, dass die Stadt rückblickend genau analysiert, was nicht gut gelaufen ist und was sie künftig besser machen kann, um Denkmalverfall zu verhindern.“ Kommunen sollten sich um die Denkmäler in ihrer Obhut engagiert und mit Herzblut kümmern. „Denn sie sind unsere gebaute Heimat. Ich unterstütze da als denkmalpolitische Sprecherin immer gerne,“ betont Sabine Weigand.
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