Deutsche Basketball-Nationalmannschaft im August in Deutschland
„Junge Wilde“ wollen Heim-Publikum begeistern – Tibor Pleiß (Brose Baskets Bamberg) mit dabei
Es gibt sie wieder im deutschen Basketball: die „Jungen Wilden“! Der Ausdruck wurde erstmals geprägt vom ehemaligen Bundestrainer Vladislav Lucic, der zur EM 1997 mit einer ganz jungen Mannschaft u.a. mit Patrick Femerling, Ademola Okulaja, Jörg Lütcke oder Vladimir Bogojevic reiste. Was aus dieser Generation, zu der mit Marko Pesic, Mithat Demirel, Pascal Roller, Nino Garris, Stephen Arigbabu, Robert Maras und natürlich Dirk Nowitzki noch viel weitere Akteure gehörten, um nur einige zu nennen, wurde, ist hinlänglich bekannt. WM-Bronze 2002, EM-Silber 2005 und die Olympia-Teilnahme 2008 in Peking sind nur die absoluten Höhepunkte.
Jetzt ist es im deutschen Basketball wieder Zeit für einen Generationswechsel, und die „Stars von morgen“ versprechen ebenso viel wie die erfolgreiche Vorgänger-Generation. Gleich drei von ihnen, Tibor Pleiß (Brose Baskets Bamberg), Elias Harris (Gonzaga University/USA) und Robin Benzing (ratiopharm Ulm) werden gar in einem Atemzug mit der nordamerikanischen Profiliga NBA genannt, in der ihr großes Vorbild Nowitzki seit zwölf Jahren für Furore sorgt. Mit Heiko Schaffartzik (Turk Telekom Ankara), Tim Ohlbrecht (Telekom Baskets Bonn) und Lucca Staiger (ALBA Berlin) stehen weitere ganz junge Korbjäger im deutschen Team, die bereits im vergangenen Jahr bei der EM in Polen starke Auftritte hatten und die die deutsche Nationalmannschaft über Jahre hinaus prägen werden.
Dazu kommen natürlich die etablierten wie Jan-Hendrik Jagla (zuletzt Asseco Prokom Gdynia/Polen), Steffen Hamann (ALBA Berlin), Demond Greene (FC Bayern München) oder Konrad Wysocki (zuletzt Turow Zgorzelec/Polen), die allesamt bei den Olympischen Spielen 2008 dabei waren, und mit Per Günther (ratiopharm Ulm), Christopher McNaughton, Daniel Hain (beide EWE Baskets Oldenburg), Phillip Schwethelm (Eisbären Bremerhaven) und Yassin Idbihi (ALBA Berlin) eine Mischung aus Spielern, die auf dem Sprung in die Stammbesetzung der A-Nationalmannschaft stehen.
Bevor diese hungrige Mannschaft ab Mitte August vor eigenem Publikum auftritt (13.-15. August Beko Supercup in Bamberg, 20. August in Halle/Westfalen gegen Puerto Rico, 22. August in Bonn gegen Puerto Rico), beschäftigen wir uns heute einmal näher mit den „Jungen Wilden“, die im vergangenen Jahr bei der EM in Polen ihre internationale Feuertaufe bestanden:
Tibor Pleiss, 2,15 m großer Center und mit bisher 14 Länderspielen „auf dem Buckel“, kommt als Double-Gewinner nach Bamberg, Halle und Bonn. Mit den Brose Baskets Bamberg gewann er sowohl den Pokal als auch die Meisterschaft, begeisterte dabei das fränkische Publikum und überzeugte auch die zahlreich nach Bamberg gereisten NBA-Scouts. Beim NBA Draft wurde er an 31. Stelle von den New Orleans Hornets gezogen, bleibt aber wohl in der kommenden Saison noch bei den Brose Baskets.
Robin Benzing hat sich mittlerweile schon daran gewöhnt, immer wieder mit Dirk Nowitzki verglichen zu werden. Mit seiner Statur und seiner Art zu spielen kommt der 2,08 m große Forward dem NBA-Star auch recht nahe, weist aber selber jeglichen Vergleich von sich. In seiner ersten Spielzeit in der BEKO BBL für ratiopharm Ulm wurde der 13-malige Nationalspieler gleich zu einer festen Größe und wusste voll zu überzeugen. Auch Benzing wurde in Ulm von NBA-Scouts beobachtet, zog aber seinen Draft-Eintrag in diesem Jahr noch zurück. Bei ihm ist nicht auszuschließen, dass er im kommenden Jahr in der ersten Draft-Runde gezogen wird und damit einen garantierten NBA-Vertrag erhält. Bis dahin steht ihm aber noch eine Menge Arbeit bevor.
Elias Harris kann eine ganze Halle mit zwei, drei Aktionen in seinen Bann ziehen. So schon geschehen im vergangenen Sommer, als der unbekümmerte Youngster – aus der Pro B kommend – mit spektakulären Flugeinlagen im Trikot der deutschen Nationalmannschaft (14 Länderspiele bisher) aufwartete und sich ein Ticket für die EM verdiente. Diese starken Auftritte setzte er auch nach der EM im Trikot der Gonzaga University fort, für die er als „Freshman“ bereits ein Schlüsselspieler war. Harris möchte ein weiteres Jahr auf dem College „lernen“ und dann den großen Sprung in die NBA wagen.
Alle drei vorgenannten Youngster haben laut Detlef Schrempf, selbst zwölf Jahre lang erfolgreich in der NBA am Ball, eine Karriere in der NBA vor sich.
Heiko Schaffartzik, für viele der auffälligste deutsche Spieler der EM 2009 und die größte Überraschung im vergangenen Sommer, hat auch anschließend mit seinen starken Leistungen in Braunschweig die ausländischen Vereine aufmerksam gemacht. Er wagt nun den Sprung nach Basketball-Europa und hat mit Turk Telekom Ankara einen renommierten Verein in der Türkei gefunden. Zuvor aber gilt seine volle Konzentration der deutschen Nationalmannschaft (bisher 18 Länderspiele), mit der er bei der WM in der Türkei möglichst gut aussehen möchte.
Tim Ohlbrecht ist für viele Basketball-Fans ein bekanntes Gesicht in der BEKO BBL. Trotz seiner erst 21 Jahre hat er bereits vier Spielzeiten in der höchsten deutschen Spielklasse absolviert und in der vergangenen Saison bei seinem neuen Verein Telekom Baskets Bonn den Durchbruch geschafft. Auch der 2,10 m große Forward/Center träumt noch von einer Karriere in der NBA. Doch jetzt stehen für den Olympiateilnehmer 2008, der bisher 34 Länderspiele absolviert hat, erst einmal die Spiele mit der Nationalmannschaft und anschließend die kommende Spielzeit mit den Telekom Baskets im Vordergrund.
Auch Lucca Staiger feierte im vergangenen Sommer sein Debüt im Trikot der deutschen Nationalmannschaft und überzeugte dort als sicherer Distanzwerfer. Der 22-jährige Dreierspezialist wechselte mitten in der Saison von seinem US-amerikanischen College Iowa State zu ALA Berlin, wo er sich in den kommenden Wochen und Monaten einen festen Platz in der Rotation erkämpfen möchte. Siebzehn Mal kam er bisher in der deutschen A-Nationalmannschaft zum Einsatz.
Allen deutschen Youngstern gemeinsam ist die große Vorfreude auf die Spiele in Deutschland. „Es ist immer etwas ganz besonderes, vor eigenem Publikum zu spielen. Dann ist die Motivation besonders groß. Ich hoffe sehr, dass viele Fans in die Hallen kommen und uns bei unseren Spielen gegen absolute Top-Gegner unterstützen. Wir werden alles dafür tun, dass sich das Kommen lohnt“, verspricht Tibor Pleiss stellvertretend für die anderen „Jungen Wilden“.
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