Sieger im Architektenwettbewerb für Neubau des Bildungszentrums Bamberg der HWK stehen fest

© leonardmitchell.studio / Schwinde Architekten Partnerschaft
© leonardmitchell.studio / Schwinde Architekten Partnerschaft

Die „Schwinde Architekten Partnerschaft“ und das Landschaftsarchitekturbüro mk.landschaft sind mit ihrem Entwurf für das neue Bildungszentrum Bamberg der  Handwerkskammer für Oberfranken 1. Preisträger des Architektenwettbewerbs geworden. „Wir haben uns einen starken Entwurf gewünscht, der ein stolzes und gut  sichtbares Statement unserer Branche ist und das Bild des modernen und innovativen Handwerks in Oberfranken widerspiegelt. Ich finde, diesen haben wir bekommen“, bewertet HWK-Präsident Matthias Graßmann. Der Entwurf der Bietergemeinschaft aus München wurde von dem Preisgericht des Wettbewerbs aus 20  Wettbewerbsteilnahmen als Siegerentwurf einstimmig ausgewählt.

Die gelungene Positionierung der kammartigen Gebäudestruktur und des fünfgeschossigen Kubus, die ausgewogene Ensemble-Erscheinung, eine funktionale  Werkstattanordnung, eine gelungene Verbindung zwischen inneren und äußeren Lernbereichen und eine gute Verzahnung mit der umgebenden Landschaft – diese  Kriterien gaben letztendlich den Ausschlag für das Votum der Jury, die aus sieben stimmberechtigten Fachpreisrichterinnen und -richtern, sechs stimmberechtigten  Sachpreisrichterinnen und -richtern und Beraterinnen und Beratern (ohne Stimmrecht) bestand.

Für den Vorsitzenden des Preisgerichts, Albrecht Randecker von h4a Gessert + Randecker Architekten (Stuttgart), war vor allem die sehr überzeugende Setzung im  Stadtraum und die hohe Strahlkraft ausschlaggebend. „Das Gebäudeensemble bildet zur Forchheimer Straße eine klare Adresse aus, während die kammartige Struktur  des Bildungszentrums eine natürliche Verzahnung mit der Landschaft zulässt. Der zentrale, würfelartige Hochpunkt markiert den Hauptzugang des Gebäudes. Die hier  richtig verortete Mensa kann als gewünschte kommunikative Anlaufstelle dienen und sich im Zusammenspiel mit der Außenterrasse als einladender Willkommensort entwickeln. Entlang der neuen Querverbindung Richtung Grünachse am Main-Donau-Kanal entsteht ein äußerst attraktives Vorfeld mit Orientierung zum öffentlichen Raum.“

Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber, der als Architekt dem Fachpreisgericht angehört, lobte zusätzlich die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen beim  Tragwerk und die innovativen Begrünungskonzepte, die die durch die Eingeschossigkeit im Werkstattbereich bedingte Bodenversiegelung ausgleicht und weiteren  Mehrwert bietet. „Der Bau soll ein architektonischer Leuchtturm für Oberfranken werden. Wir sind überzeugt, dass der Siegerentwurf auch im Hinblick auf die Energieeffizienz Maßstäbe setzen wird“, so Glauber.

Architekt Peter Schwinde, dessen Büro auf Bildungsbauten, Verwaltungsbauten, Sportstätten, Wohnheime und Sonderbauten spezialisiert ist, freute sich über den 1. Platz. „Für uns stand zum einen im Vordergrund, mit dem Bildungszentrum einen Ankerpunkt zu setzen für künftige Quartiersentwicklung im Westen. Daher bilden lineare Baukörper mit der zentralen Überhöhung durch den fünfgeschossigen „cube“ eindeutige Platz- und Eingangsbereiche, die eine starke Außenwirkung und Identität  entwickeln. Zum anderen soll das Bildungszentrum nicht nur moderne Werkstätten bieten – diese sind kammartig nach Osten organisiert –, sondern auch kommunikative, interaktive Zonen schaffen. Diese finden sich in der verbindenden Magistrale mit entsprechenden Aufenthaltsbereichen, die Mensa bietet vielfältige Nutzungsmöglichkeiten als „Herz“ des Ensembles.“ Die Freibereiche, die gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekturbüro mk.landschaft entwickelt wurden, seien zudem nicht nur funktional. „Es  werden gleichermaßen attraktive Zonen mit Lern- und Erholungszonen angeboten, vorhandene Biotope integriert. Ein Highlight kann die Dachterrasse werden, die der  elektrotechnischen Ausbildung zur Verfügung steht, aber auch als Außenbereich eines Besprechungsraums dienen kann.“

Das sind die nächsten Schritte

Im Anschluss an den Planungswettbewerb wird die Handwerkskammer mit den Preisträgern eine Vergabeverhandlung durchführen. „Wir hoffen, dass wir dann im Februar oder März final den Auftrag vergeben können“, sagt Hauptgeschäftsführer Reinhard Bauer. Auf dieser Grundlage werden im Jahr 2024 gemeinsam mit den Fachplanern die Detailplanungen erarbeitet, um schließlich im Jahr 2025 die Ausschreibungen zu starten und erste Lose vergeben zu können. „Parallel dazu wird im kommenden Jahr der  Bauantrag final formuliert und eingereicht, so dass wir Anfang 2026 mit dem Bau starten können sollten“, skizziert HWK-Geschäftsführer Rainer Beck, der in der HWK für  die Bauvorhaben zuständig ist. „Wir sind dazu mit der Stadt Bamberg bereits in engem Austausch und stimmen uns gut ab. Von daher sind wir optimistisch, dass dieser  Zeitrahmen eingehalten werden kann.“
HWK-Präsident Matthias Graßmann freute sich über den nächsten Schritt, der auf dem Weg zur Realisierung geschafft wurde. „Wir kommen in unserem ehrgeizig  gesetzten Zeitplan bislang wirklich gut voran.“ Er freue sich sehr auf den Neubau. „Optisch gefällt mir besonders gut, dass die Fassade des Kubus mit ihren vertikalen  Lamellen aus Streckmetall, die sich als Fassadenband an den Bauhallen fortsetzt, tatsächlich die Idee des modernen Handwerks aufgreift und gleichzeitig aber die Abfolge der Lamellen unaufgeregt und zurückhaltend ist und damit selbstbewusst wirkt.“

Hintergrund: Das Bauvorhaben

Der Neubau des Bildungszentrums Bamberg wird auf einem rund 30.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Forchheimer Straße in Bamberg entstehen. Auf rund  7.500 Quadratmetern Nutzfläche wird Platz für 15 Werkstätten mit Theorieräumen, drei Seminarräume, Selbstlernbereiche, eine Mensa und einen modernen  Verwaltungstrakt benötigt. Im neuen Bildungszentrum werden die Fachbereiche Bau (hier: Fliesenleger, Maurer, Zimmerer), Elektrotechnik, Metall/Schweißen, Kfz-Technik, Maler und Fahrzeuglackierer beheimatet sein.

Der Architektenwettbewerb

An dem Architektenwettbewerb, den die Handwerkskammer als Realisierungswettbewerb ausgelobt hat, haben sich 25 Bietergemeinschaften aus Architekten und  Landschaftsplanern beteiligt. 20 von ihnen haben letztlich Skizzen und Modelle abgegeben. Die Preisgerichtssitzung fand am 9. und 10. November statt. Als Ziel des Realisierungswettbewerbs sollte ein markanter und ortsbildprägender Komplex entwickelt werden, der zeitgemäße und zudem flexible, modular aufgebaute Werkstätten  und Räumlichkeiten enthält, die eine moderne, handlungsorientierte Ausbildung ermöglichen. Zudem sollten die Entwürfe innovative Vorschläge zu einem ganzheitlichen,  zukunftsfähigen Energiekonzept und zu Nachhaltigkeitsanforderungen enthalten, um zum Beispiel den Flächenverbrauch trotz vieler nur eingeschossig machbarer  Werkstätten und den Grad der Versiegelung möglichst gering zu halten.