Oberfränkische Gewerkschafter diskutieren Vier-Tage-Woche
„Wie wollen wir in Zukunft leben und arbeiten?“ Über diese Frage haben fast hundert Teilnehmer an der 16. Ehrenamtskonferenz des DGB Bayern diskutiert. Darunter auch eine starke Delegation aus Oberfranken: Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen aus den Kreisen Kronach, Bayreuth, Wunsiedel, Hof, Lichtenfels, Bamberg und Coburg trafen auf Aktive aus dem ganzen Freistaat.
Und aus Berlin: DGB-Bundesvorsitzende Yasmin Fahimi dankte den Ehrenamtlichen persönlich. „Ihr setzt euch ein und macht uns damit zur größten gesellschaftspolitischen Organisation des Landes.“ Und als solche sei der DGB wirkmächtig: „Der Gesetzgeber kann die Transformation der Wirtschaft gar nicht in der Tiefe regeln, wie wir das in Tarifverträgen, Betriebsvereinbarungen, Standortregelungen tun können. Vernünftige Regeln für die Gegebenheiten vor Ort, das schaffen nur wir vor Ort.“ Die Bundesvorsitzende plädierte leidenschaftlich dafür, angesichts des Rechtsrucks auch in den Betrieben wieder mehr über Politik zu sprechen: „Wo der Wandel hart ankommt, suchen Menschen Antworten. Und wo es keine Zukunftsperspektiven gibt, suchen Menschen Antworten im gestern.“ Die Gewerkschaften hätten bessere Antworten als rechtsextreme Parteien: So müsse der ökonomische Druck von den schlechter Verdienenden genommen werden, müssten faire Energiepreise und bezahlbare Mieten durch verstärkten Wohnungsbau erreicht werden, müsste die Tarifbindung ausgebaut werden – im Moment genießt nicht einmal die Hälfte der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen den Schutz eines Tarifvertrags. „Eine Tarifbindung von 80 Prozent, wie sie die Europäische Union vorsieht, würde mehrere Milliarden Euro mehr an Steuereinnahmen für die öffentliche Hand bedeuten“, verdeutlichte Yasmin Fahimi.
Bernhard Stiedl, Vorsitzender des DGB Bayern, kritisierte in diesem Zusammenhang, dass die Effektivlöhne in jüngster Zeit um 4 Prozent gesunken seien, während in den Coronajahren ganze Branchen Rekordgewinne eingefahren hätten. „Uns speist man hier mit Krümeln ab.“ Er plädierte für kräftige Investitionen in die Infrastruktur.
Dass es um die auch in Oberfranken nicht gerade bestens bestellt ist, arbeiteten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen dann in einem Workshop heraus. Zwischen Main und Saale, Itz und Eger gibt es viele Schienen, Straßen, Brücken und Schulen, die dringend saniert werden müssten, um nur einige Beispiele zu nennen. Besprochen wurden auch verschiedene Arbeitszeitmodelle, darunter die vieldiskutierte Vier-Tage-Woche, die 35-Stunden-Woche und ob „kurze Vollzeit“ die neue Normalität sein kann. Einig waren sich die Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen, dass weniger Lohnarbeitszeit mehr Zeit für Familie und Ehrenamt bedeuten könne.
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