Naturpark Steigerwald – Schwieriges Jahr für die Gelbbauchunke
Die diesjährige Erfassung der Vorkommen im südlichen Naturpark Steigerwald ist abgeschlossen und geht nun in die Auswertung
Scheinfeld – Bereits im dritten Jahr setzt der Naturpark Steigerwald sein Artenschutzprojekt für die Gelbbauchunke um. Bis zuletzt waren 19 ehrenamtliche Erfasser*innen in ausgewählten Gebieten der Landkreise Kitzingen und Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim unterwegs, haben die Gewässerstrukturen im Wald erfasst und nach den kleinen Amphibien mit den herzförmigen Pupillen Ausschau gehalten. Nun steht die Auswertung der Begehungen durch ein begleitendes Fachbüro an. Aber schon jetzt zeichnet sich ein – wie bereits im vergangenen Jahr – eher schlechtes Jahr für die Gelbbauchunke ab.
Im Rahmen der Erfassung dokumentierten die Ehrenamtlichen beispielsweise, wie lange und ob vorhandene Grabenstrukturen entlang von Wegen wasserführend sind, oder ob es in einem Gebiet mit Vorkommen der kleinen Amphibienart genügend mögliche Fortpflanzungsgewässer gibt und wie lange diese bei anhaltender Trockenheit nicht austrocknen. Fachlich unterstützt wurden sie dabei von Naturpark-Rangerin Alexandra Kellner sowie dem Fachbüro silvaea biome institut, das die weitere Auswertung vornimmt.
Viele Amphibien sind für ihre Reproduktion auf Kleinst- und Kleingewässer vor allem im Wald angewiesen. Sie bekommen bei Nachttemperaturen ab 10 Grad Celsius den Impuls, sich in geeigneten Fortpflanzungsgewässern zur Paarung zu treffen. Für die Entwicklung vom Ei bis zum Hüpferling benötigen die Gelbbauchunken ca. 3 Wochen.
Bedingt durch anhaltend heiße und trockene Witterung, wie sie in diesem Jahr vor allem im Juni und Juli vorherrschte, sind vielerorts kleine Tümpel und Pfützen immer trocken gefallen. Bis Anfang Mai waren die Nächte noch kalt und brachten die Gelbbauchunken nicht gerade in Hochzeitsstimmung. Auch das Nahrungsangebot für die Gelbbauchunke hat sich auf Grund der klimatischen Bedingungen verschlechtert: Dieses Jahr gab es weniger Insekten, da deren Nachzuchten vermutlich im letztjährigen heißen Sommer vertrocknet sind und das kühle Frühjahr 2023 zur erfolgreichen Fortpflanzung lange zu kalt war. Die Kaulquappen der Gelbbauchunken ernähren sich von Pflanzenteilen wie zum Beispiel abgestorbenen Blättern, sie sind Kiemenatmer und auf Wasser angewiesen. Als „fertiges Amphib“ sind sie dann Lungenatmer und ernähren sich von Insekten.
Auch die ganzjährig notwendig gewordene Bewirtschaftung der stark geschädigten Wälder setzt den kleinen Amphibien zu, da Wasser gefüllte Fahrspuren häufiger befahren werden müssen. Einige Pfützen oder Fahrspuren, in denen Gelbbauchunken gefunden wurden, konnten durch die Naturpark-Ranger auch beschildert und mit Informationen versehen werden, um die dortigen Bestände zu schützen.
Großen Populationen der Gelbbauchunke konnten in diesem Jahr nicht gefunden werden, was den Verantwortlichen zunehmend Sorge bereitet, denn große Populationen können „schlechte Jahre“ besser wegstecken.
Das Artenschutzprojekt, das neben dem Steigerwald auch im Naturpark Frankenhöhe umgesetzt wird, wird mit Fördermitteln des bayerischen Staatsministeriums für Umwelt- und Verbraucherschutz und in Zusammenarbeit mit den Höheren und Unteren Naturschutzbehörden umgesetzt. Auch die Gemeinden, die bayerische Forstverwaltung, die Försterinnen und Förster, Waldeigentümer und -bewirtschafter sowie Landwirte vor Ort sind mit unterstützend tätig.
Mit Hilfe der Kartierungen können nun weitere Maßnahmen entwickelt werden, die die Lebensraumbedingungen der Gelbbauchunke verbessern sollen. Bereits im Frühjahr wurden an geeigneten Stellen Gumpen als potenzielle Laichgewässer neu angelegt oder freigebaggert. Ziel ist es, für mehr Wasserrückhalt zu sorgen und so auch den Gelbbauchunken möglichst viele unterschiedliche Fortpflanzungsgewässer anbieten zu können.
Das Team der ehrenamtlichen Erfasser*innen – einige von Ihnen sind bereits im dritten Jahr mit aktiv – ist hochmotiviert, untereinander gut vernetzt und leistet einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Gelbbauchunke. Interessent*innen, die sich im kommenden Jahr engagieren und zum Gelbbauchunken-Team des Naturparks Steigerwald gehören möchten, können sich gerne an den Naturpark Steigerwald (Naturpark-Ranger Alexandra Kellner, alexandra.kellner@kreis-nea.de oder Tel. 09161/ 921522) wenden. Weitere Informationen zum Projekt sind auch unter www.steigerwald-naturpark.de/naturpark/maßnahmen-und-projekte/ zu finden
Neueste Kommentare