Konjunktur im oberfränkischen Handwerk – II. Quartal 2023

Logo HWK Oberfranken

Geschäftslage leicht verbessert, Ausblick getrübt

Oberfränkisches Handwerk verzeichnet leicht verbesserte Geschäftslage im 2. Quartal 2023 trotz Herausforderungen – Inflation und Fachkräftemangel beeinflussen die Entwicklung.

Im II. Quartal des Jahres sank der Geschäftsklimaindex des oberfränkischen Handwerks leicht von 95 auf 93 Punkte*. Während sich die Bewertung der aktuellen Geschäftslage leicht verbesserte, blicken die Handwerkerinnen und Handwerker mit Unbehagen auf die kommenden Monate. So melden 86 Prozent der befragten Betriebe eine gute (48,5 Prozent) oder befriedigende (37,5 Prozent) Geschäftslage. Gleichzeitig erwarten mit acht Prozent nur noch halb so viele Handwerksunternehmer, dass sich ihre Geschäftslage in den nächsten Wochen weiter verbessert. Immerhin aber gehen 86 Prozent der befragten Betriebe auch weiterhin von einer guten (48,5 Prozent) oder befriedigenden (37,5 Prozent) Geschäftslage aus.

Saisonal bedingt stiegen Umsätze, Mitarbeitendenzahlen und Auftragseingänge. Bei steigender Auslastung sanken die Auftragsbestände, sie verbleiben mit durchschnittlich 11,4 Wochen aber insgesamt auf hohem Niveau. „Wir müssen hier den Blick aber weiter aufziehen und einzelne Gewerke getrennt betrachten“, sagt Matthias Graßmann, Präsident der Handwerkskammer (HWK) für Oberfranken. „Gerade im Baugewerbe sehen wir deutliche Alarmsignale – die Auftragsbücher leeren sich zusehends, und es wirken sich gestiegene Bauzinsen und energetische Auflagen negativ auf das Interesse von Bauherren aus. Die Nachfrage geht stetig zurück.“, so Graßmann weiter.

„Weitere Frühindikatoren, die wir in unserem Konjunkturbericht nicht erfassen, wie etwa die Erteilung von Baugenehmigungen, deuten auf eine massive Abkühlung der konjunkturellen Lage am Bau hin“, so der HWK-Präsident.

Auch der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer nimmt bei der Bewertung der konjunkturellen Lage einen größeren Ausschnitt in den Blick. „Gewerkübergreifend bleiben die weiter steigenden Einkaufspreise und der sich immer weiter verschärfende Fachkräftemangel erhebliche Belastungsfaktoren für das oberfränkische Handwerk“, mahnt Reinhard Bauer. „Entsprechend halten sich die Betriebe bei steigenden Zinsen und Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe bei Investitionen zurück“, so Bauer weiter. Er fordert: „Entscheider auf Bundes- und Landesebene müssen geeinigt vorgehen und wirtschafts- und sozialpolitischen Leitplanken so legen, dass wir die erdrückenden Probleme, die uns mittel- und langfristig drohen, endlich angehen! Das sind, neben der aktuell hohen Inflation, grundlegende Probleme die unsere wirtschaftliche Prosperität zunehmend bedrohen. Der Fachkräftemangel muss durch mehr Investitionen in Ausbildung bekämpft werden! Arbeit muss wieder attraktiver werden und demzufolge von Steuer- und Abgabenlast befreit werden.

Es kann nicht sein, dass unsere Gesellen höhere Steuersätze auf ihr Arbeitseinkommen zahlen als Aktienanleger auf deren Spekulationsgewinne. Gleichzeitig muss der Investitionsstau der Infrastruktur aus den vergangenen Jahrzehnten endlich gelöst werden und wir dürfen auch die Augen vor den sich anbahnenden Problemen im Rentensystem nicht verschließen.“

*Mit dem I. Quartal 2018 wurden eine neue Fragestellung und eine neue Berechnung eigeführt, ein Vergleich der Werte vor und nach der Umstellung ist nur bedingt möglich. Ab 2023 wird daher das Jahr 2018 als Basisjahr für die Berechnung des Geschäftsklimaindex gesetzt. In früheren Konjunkturberichten wurde das Jahr 2009 als Basisjahr verwendet.

Einschätzungen aus einzelnen Handwerkszweigen

  • Im Bauhandwerk verbessert sich die Bewertung der aktuellen Geschäftslage gegenüber dem Vorquartal, so bewerten 94 Prozent der Betriebe momentan ihre Lage als gut oder befriedigend (I. 23: 90 Prozent). Der Ausblick trübt sich dabei stark ein – kein einziges der befragten Bauunternehmen geht derzeit von einer Verbesserung der Geschäftslage aus (I. 22: 16 Prozent) und nur 6,5 Prozent der Betriebe erwarten steigende Auftragseingänge (I. 22: 19 Prozent).
  • Im Ausbauhandwerk bewegt sich die Bewertung der aktuellen Geschäftslage stabil auf sehr hohem Niveau. In diesem Handwerkszeig fallen weiterhin steigenden Preise ins Gewicht – 60 Prozent der Betriebe melden weiter gestiegene Einkaufspreise.
  • Die Zulieferer und Betriebe des gewerblichen Bedarfs zeichnen ein besseres Bild als im Vorjahresquartal – 73,5 Prozent der Betriebe melden mindestens eine befriedigende Geschäftslage. Damit kann jedoch das Niveau vom Vorquartal nicht gehalten werden (I. 23: 80,5 Prozent).
  • Ähnliches zeigt sich im Kfz-Handwerk – auch hier melden mit 90 Prozent der Betriebe mehr der Befragten mindestens befriedigende Geschäftszahlen im Vergleich zum Vorjahr (II. 22: 78,5 Prozent), was jedoch nicht an das Ergebnis aus dem ersten Quartal dieses Jahres heranreicht (I.: 23: 97 Prozent).
  • In den Nahrungsmittelhandwerken verbessert sich die Geschäftslage, es melden aktuell 93 Prozent der Betriebe eine mindestens befriedigende Geschäftslage, was eine Verbesserung zum Vorjahresquartal (73,5 Prozent) und insbesondere zum Vorquartal (I. 23: 66,5 Prozent) darstellt.
  • Die Gesundheitshandwerke erholen sich vom deutlichen wirtschaftlichen Rückgang gegen Ende des Vorjahres. Aktuell bewerten 86 Prozent der Betriebe ihre Situation als gut oder befriedigend. Im Schlussquartal 2022 waren es demgegenüber 70,5 Prozent – im Vorjahresquartal 60 Prozent.
  • Im Friseur- und Kosmetikhandwerk setzt sich der Erholungstrend weiter fort. Aktuell bewerten 79,5 Prozent der Betriebe ihre Lage als mindestens befriedigend oder gar gut (IV. 22: 74 Prozent) und auch gegenüber dem Vorjahresquartal ist hier weiterhin eine deutliche Erholung zu verzeichnen (I. 22: 65,5 Prozent).