Sonntagsgedanken: Achtung und Wertschätzung

Symbolbild Religion

Ein behinderter, heruntergekommener Mann sitzt am Straßenrand und hält den Vorbeikommenden bettelnd die offene Hand hin. Die meisten nehmen vom Bettler keine Notiz. Ein einziger bleibt stehen und sagt: „Ich würde dir gerne etwas geben, aber eben habe ich bemerkt, dass ich nicht eine Kopeke in der Tasche habe.“

Darauf gibt ihm der am Straßenrand Sitzende die erstaunliche Antwort: „Du hast mir mehr als eine Kopeke gegeben. Du hast mir ein Stück deines Herzens geschenkt.“

Liebe Freunde,

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel …

diese kleine Kurzgeschichte habe ich erst vor kurzem einmal irgendwo gelesen. Und sie macht mich immer noch sehr nachdenklich.

Wie oft übersehen wir einfach andere Menschen? Wie oft urteilen wir über andere, ohne sie überhaupt zu kennen?

Dabei wäre es doch so einfach, einem anderen ein Stück seines Herzens zu schenken. Da würde oft schon ein Blick genügen, ein Blick, der nicht von oben herab, sondern Auge in Auge stattfindet. Und wenn dann noch ein liebes Wort für den anderen fallen gelassen werden würde: Wie viele könnten aufatmen, neue Hoffnung und Lebensmut schöpfen?

Gerade in unseren Kirchen reden wir sehr viel und zer-reden noch viel mehr. Wie lange wurde über den synodalen Weg diskutiert!
Könnte der neue Weg in der Kirche nicht damit beginnen, dass sich Menschen wieder auf Augenhöhe begegnen? Würde er nicht schon damit beginnen, dass man einander achtet und sich wertschätzt und keinen verurteilt, egal was oder wer er ist?

Was wäre das für ein Zeichen: Menschen nicht zu verurteilen, sondern Menschen einzuladen, Menschen immer und immer wieder eine neue Chance zu geben? Wenn dies vielleicht auch in unserer Gesellschaft nicht möglich ist, so sollte es doch in unseren christlichen Gemeinden geschehen. Wenn wir nicht damit anfangen, wer dann?

Ein Stück des Herzens schenken sollte ein Anliegen von jedem von sein, damit sich keiner mehr ausgegrenzt, benachteiligt oder gar unwichtig fühlt. Zusammen können wir es schaffen, unser Umfeld ein wenig menschlicher zu gestalten.

Liebe Freunde, der Bettler sagt in der Geschichte: „Sie haben mir ein Stück Ihres Herzens geschenkt.“

Ich wünsche Ihnen in den vielen Ihrer Begegnungen, dass es Begegnungen sind mit vielen lieben Blicken.

Ich wünsche Ihnen Menschen an Ihrer Seite, die Ihnen immer wieder ein Stück ihres Herzens schenken, die Sie aufrichten und ermutigen, die Ihnen Freude schenken und Anerkennung.

Ich wünsche Ihnen einen guten Sonntag!

Klaus Weigand


Weitere Sonntagsgedanken

Infos zu Pfarrer Klaus Weigand

  • Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
  • Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
  • Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
  • Priesterweihe 1998
  • Tätigkeiten:
  • Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
  • Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
  • seit 2015 in Heroldsbach und Hausen