Kreißsaal Sonneberg schließt vorübergehend zum 31. August

Die Geburtshilfe am REGIOMED Klinikum Sonneberg muss zum 31. August 2023 vorübergehend geschlossen werden. Alle Bemühungen neue Ärzte und Hebammen für die Abteilung zu gewinnen, sind in den letzten Jahren gescheitert. Aufgrund einiger kurzfristiger Kündigungen und sonstiger Ausfälle, z.B. auf Grund von Krankheit oder Elternzeit, ist ein weiterer Betrieb des Kreißsaals ab September nicht mehr möglich.

„Es ist eine Entscheidung, die wir leider gezwungenermaßen treffen“, erklärt REGIOMED-Geschäftsführer Michael Musick. Doch der eklatante Personalmangel, sowohl bei den Hebammen als auch beim ärztlichen Personal, lasse REGIOMED keine andere Wahl. Der Fachkräftemangel macht nicht nur REGIOMED schwer zu schaffen. So musste in den vergangenen fünfzehn Jahren ein Drittel aller Geburtsstationen in Deutschland die Arbeit einstellen, alleine im Jahr 2021 waren es elf Kreißsäle.

Bereits in den vergangenen Jahren, als die Personalsituation noch etwas entspannter war, habe die Klinik intensiv nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für den Sonneberger Kreißsaal gesucht – jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Diese Bemühungen seien nun nochmals verstärkt worden; neben der klassischen Personalsuche, u.a. mit mehreren Headhuntern, habe man auch eine vorübergehende Unterstützung durch Honorarkräfte angestrebt. Doch bisher war die Resonanz deutlich zu gering, um die entstandene Personallücke von inzwischen drei Ärzten sowie vier Hebammen zu schließen. „Egal wie groß die Bereitschaft des verbleibenden Personals ist: Ab dem 01.09.23 ist es uns aus Gründen der Patientensicherheit nicht mehr möglich, die Dienste im Kreißsaal zu besetzen“, so Krankenhausdirektor Michael Renziehausen.

Die Schließung des Kreißsaals erfolge nicht aus wirtschaftlichen Zwängen, betont Renziehausen. Die Geburtsmedizin in Sonneberg schließe seit vielen Jahren mit einem jährlichen Defizit von mehr als einer Mio. Euro ab. „Um unserer Verantwortung für die Familien im Landkreis gerecht zu werden, tragen wir dieses Minus seit Jahren und würden es auch weiterhin tun – wenn uns der Fachkräftemangel nun nicht einen Strich durch die Rechnung machen würde.“ Eine dauerhafte Schließung sei für ihn noch keine beschlossene Sache, so Renziehausen. „Wir werden nichts unversucht lassen, um den Kreißsaal im Jahr 2024 wiedereröffnen zu können. Eine Erfolgsgarantie hierfür können wir jedoch nicht geben.“

Gynäkologische Behandlungen sowie Vor- und Nachsorge werden weiterhin angeboten

Aber es gibt auch Positives zu vermelden: „Sowohl die stationären als auch die ambulanten gynäkologischen Behandlungen, die immerhin 85 Prozent der Leistungen unserer Abteilung ausmachen, werden weiterhin bestehen bleiben“, versichert Dr. Jens Reimann, Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Sonneberg. Auch die Vor- und Nachsorge für schwangere Frauen werde weiterhin wohnortnah in Sonneberg angeboten. „Bei geburtsmedizinischen Notfällen bis zur 20. Woche sind wir auch zukünftig uneingeschränkt für die werdenden Mütter da.“

Man sei nun dabei, die Frauen, die sich bereits zur Geburt in Sonneberg angemeldet haben, persönlich zu kontaktieren. Unter Tel. 09561/22-6491 könnten sich diese Frauen an das Klinikum Coburg wenden, wo sich neben dem Kreißsaal auch ein Perinatalzentrum und eine Kinderklinik befinden. „Auch wenn wir die Familien natürlich gerne weiterhin bei der Geburt begleiten würden, bin ich davon überzeugt, dass es in der Region einige gute Alternativen gibt.“ Die Kreißsäle in Coburg, Lichtenfels und Kronach sind mit einer Fahrtzeit unter 30 Minuten zu erreichen, die gesetzliche Vorgabe liegt bei 40 Minuten.

In Sonneberg seien die Geburtenzahlen seit Jahren rückläufig. Zuletzt habe man etwa 250 Geburten jährlich betreut. „Das kann von den umliegenden Geburtskliniken gut aufgefangen werden, so dass sich keine Frau Sorgen um ihre Betreuung während der Geburt machen muss“, beruhigt der Chefarzt.

„Dennoch verstehe ich die Unsicherheit, die jetzt natürlich für die Familien in Sonneberg und unser Personal entsteht“, so Renziehausen. „Ich möchte mich daher ausdrücklich für das Verständnis und die Unterstützung in der momentan schwierigen Situation bedanken.“