Motetten von Johann Sebastian Bach, Leif Kayser und Bernhard Lewkovitch in Pegnitz

Morten Schuldt-Jensen

Morten Schuldt-Jensen

Am kommenden Sonntag, 25. Juli, erklingen um 20 Uhr in der St. Bartholomäuskirche in Pegnitz drei Motetten von Johann Sebastian Bach, denen zwei Vertonungen der Messe durch dänische Komponisten gegenüber gestellt werden. Ausführende sind das international renommierte „Immortal-Bach-Ensemble“ mit seinem Leiter Morten Schuldt-Jensen sowie Jörg Fuhr an der Orgel.

Mit der Doppelchormotette „Komm, Jesu komm“ von Bach wird das Programm eröffnet. Ihr folgt die „Messa III“ des dänischen Komponisten Leif Kayser. Der in Kopenhagen geborene Komponist wollte ursprünglich katholischer Priester werden, widmete sich aber ab 1964 ausschließlich seiner musikalischen Karriere und war unter anderem Dozent am Königlich dänischen Musikkonservatorium. Seine vielgestaltige Sakralmusik nimmt ihren Ausgangspunkt beim gregorianischen Gesang und ist voll hoher Dichte und unvergleichlicher Schönheit.

Die zweite Motette Bachs „Jesu meine Freude“ wird umrahmt von zwei Orgelwerken des Thomaskantors: dem Präludium und Fuge a-molll BWV 543 und der großen „Vater unser im Himmelreich“ -Bearbeitung aus dem dritten Teil der Klavierübung, die theologisch-thematisch eng mit den Grundgedanken der Motette verknüpft sind.

Als zweite Messvertonung Ierklingt die „Messa III“ von Bernhard Lewkovitch. Er ist ein für das überwiegend evangelische Dänemark ein außergewöhnlicher Komponist, da er als Sohn polnischer Einwanderer seine Musik, die vom archaischen Stil alter Kirchenmusik beeinflusst ist, eng mit der katholischen Kirche verbindet. Lewkovitch war viele Jahre Kantor am katholischen Dom zu Kopenhagen und gründete dort den Chor Schola Cantorum. Mit der Motette „Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf“ von Johann Sebastian Bach wird das Programm abgerundet.

Das Immortal Bach Ensemble -kurz IBE- wurde 2004 gegründet. Das in Bonn beheimatete frei arbeitende, professionelle Vokalensemble ist geprägt durch ein homogenes und dynamisches Klangbild. Seine ambitionierten, handverlesenen Mitglieder singen in wechselnden Besetzungen vom Doppelquartett hin zur Mehrchörigkeit und Kammerchor, auch solistische Partien werden oft aus dem Ensemble heraus besetzt. Das Immortal Bach Ensembles trägt die künstlerische Handschrift seines dänischen Dirigenten Morten Schuldt-Jensen, der mit viel Umsicht das Ensemble zu einem einzigartigen Klangkörper geformt hat. Seine Wurzeln hat das Ensemble im Gewandhaus zu Leipzig; dort gründete 2001 Chordirektor Schuldt-Jensen den Gewandhaus-Kammerchor Leipzig, der bis 2006 Bestand hatte. Das Werk „Immortal Bach“ des norwegischen Komponisten Knut Nystedt hat sowohl den Gewandhaus-Kammerchor als auch das Immortal Bach Ensemble an wichtigen Stationen seines Aufbaus begleitet und ist so zum Namensgeber geworden.

„Immortal Bach“ ist ein Bach-Choral, der in verschiedene Zeitschichten aufgefächert ist – und steht damit für das künstlerische Credo des Ensembles: Das IBE möchte Altes und Neues verbinden und dabei auf hohem künstlerischen Niveau ungewohnte Wege und Perspektiven eröffnen.

Seit seiner Gründung ist das Immortal Bach Ensemble bei internationalen Festivals wie u.a. dem Rheingau Musik Festival, den Festspielen in Mecklenburg- Vorpommern, dem Europa Bach Festival Paris aufgetreten. Neben der umfangreichen Konzerttätigkeit in Europa hat das Immortal Bach Ensemble bei dem Label Naxos eine Reihe von hochgelobten CDs eingespielt.

Gemeinsam sind Schuldt-Jensen und das Immortal Bach Ensemble begeistert und nie müde auf der Suche nach authentischen Klangfarben und den Strukturen der Musik.

In der Besetzung für dieses Konzert singen: Joanna Klisowska und Dorothea Craxton, Sopran; Christine Wehler und Julia Hagemann, Alt; Rüdiger Ballhorn und Henning Klocke, Tenor, sowie Oliver Pitt und Clemens Breitschaft, Bass. Leif Meyer spielt Continuo-Orgel.

Eintrittskarten zum Preis von 10 € können im evang. Dekanat Pegnitz, Telefon 09241-6086 erworben werden. Die Abendkasse ist ab 19.15 Uhr geöffnet. Für Jugendliche gibt es eine Ermäßigung von 2 €.

Komponistenbiographien

Bernhard Lewkovitch (*1927) ist eine ungewöhnliche Person in der dänischen Musik, da seine Musik eng mit der katholischen Kirche (Dänemark ist fast ausschließlich evangelisch) verbunden ist.

Lewkovitch ist der Sohn polnischer Einwanderer, und erschien als Komponist in den 1950er Jahren mit Werken, die als sehr experimentelle angesehen wurden und die auch die Verwendung der Zwölftontechnik zeigten – auch dies war in der dänischen Musik damals ungewöhnlich. Nach einer schöpferischen Pause hat er seit den 1970er Jahren in einem archaischen Stil von alter katholischer Kirchenmusik beeinflusst komponiert. Eine weitere wichtige Inspirationsquelle ist die serialistische Zeit Strawinskys. Abgesehen von ein paar frühen instrumentalen Werken, ist der bei weitem größere Teil der Musik Lewkovitch’s religiöse Werke für Chor, von kurzen liturgischen A-cappella-Stücken bis Werke mit großem Orchester. Bernhard Lewkovitch war auch viele Jahre Kantor am katholischen Dom in Kopenhagen und gründete den Chor Schola Cantorum in Kopenhagen.

Leif Kayser (1919 – 2001) wurde in Ko­penhagen geboren und interessier­te sich schon früh für Musik. Seine musikalische Erzie­hung erhielt er teils zu Hause, teils in der katho­lischen Herz-Jesu-Kirche, wo er im Knabenchor sang und Orgelunterricht nahm.

1935 begann er sein Studium an der Musik­hochschule mit dem Hauptfach Klavier. Bereits 1938 erlebte er mit der Uraufführung seiner 1. Sinfonie einen Riesenerfolg. 1942 ging er nach Rom, um katholischer Priester zu werden, kom­ponierte jedoch in gleichem Umfang weiter. Die Arbeit an seiner 3. Sinfonie begann er in Rom.

1949 wurde Kayser Priester an der Skt. Ans­gar-Kirche (katholischer Dom) zu Kopenhagen. Dort war er bis 1964 tätig, wo man seinem Ersuchen, aus dem Pries­teramt entlassen zu werden, stattgab. Er wid­mete sich nun voll und ganz seiner musikali­schen Karriere, u.a. als Dozent am Königlich dänischen Musikkonservatorium.

Kaysers Kompositionen erstrecken sich über alle Musikgenres. Er komponierte Sinfonien, Konzerte und Werke für die unterschiedlichsten Instrumente, z.B. für Akkordeon und Tuba. Sei­ne Sakralmusik ist vielgestaltig, hat ihren natür­lichen Ausgangspunkt jedoch häufig im grego­rianischen Gesang. Außerdem ist Kayser der dänische Komponist, dem die Orgelmusik im 20. Jahrhundert die meisten Werke verdankt.

In Kaysers Kompositionsstil verbindet sich die gegen Ende des 19- Jahrhunderts begrün­dete dänische Musiktradition mit einer zutiefst persönlichen Sichtweise und Stellungnahme zum musikalischen Stoff. Tatsache ist, dass Kaysers Musik im Allgemeinen schwer zugäng­lich ist. Sie bewegt sich auf hohem künstleri­schem Niveau, wobei ihre Informationsdichte und ihre Komplexität sich hinderlich auf das unmittelbare Erlebnis des eigentlichen Wesens der Musik auswirken können. Hat man jedoch die Eigenart dieser Musik erst einmal erfasst, eröffnet sich dem Hörer eine beispiellose Welt geistigen Reichtums und unvergleichlicher Schönheit.

Programm

Johann Sebastian Bach

Komm, Jesu, komm BWV 229 (1730?)

(Paul Thymich 1684)

Leif Kayser

Messa III (1960)

(Kyrie-Gloria-Sanctus-Benedictus-Agnus Dei)

Johann Sebastian Bach

Jesu, meine Freude BWV 227 (1723)

(Johann Franck 1653; Römer 8, 1,2,9-11)

Bernhard Lewkovitch

Messe op.10 (1952)

(Kyrie-Gloria-Sanctus-Benedictus-Agnus Dei)

Johann Sebastian Bach

Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf BWV 226 (1729) (Römer 8, 26-27, M. Luther 1524)