Sonntagsgedanken: Spring!

Symbolbild Religion

Eines Nachts bricht in einem Haus ein Brand aus. Während die Flammen hervorschießen, stürzen Eltern und Kinder aus dem Haus. Entsetzt sehen sie dem Schauspiel dieses Brandes zu.

Plötzlich bemerken sie, dass der Jüngste fehlt, ein fünfjähriger Junge, der sich im Augenblick der Flucht vor Rauch und Flammen fürchtete und in das obere Stockwerk kletterte. Man schaut einander an. Keine Möglichkeit, sich in etwas hineinzuwagen, das immer mehr zu einem Glutofen wird. Da öffnet sich oben ein Fenster. Das Kind ruft um Hilfe. Sein Vater sieht es und schreit ihm zu: „Spring!“

Das Kind sieht nur Rauch und Flammen. Es hört aber die Stimme des Vaters und antwortet: „Vater, ich sehe dich nicht!“ Der Vater ruft ihm zu: „Aber ich sehe dich, und das genügt, spring!“

Das Kind sprang und fand sich heil und gesund in den Armen seines Vaters, der es aufgefangen hatte.

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel …

Wären Sie gesprungen? Hätten Sie den Sprung in das Ungewisse gewagt? Ich glaube, ich hätte Angst gehabt.

Obwohl wir an einen Gott glauben, der immer für uns da ist, der, wie der Vater in der Kurzgeschichte, die Arme ganz weit ausgebreitet hat und uns zuruft: „Spring, ich fange dich auf“, haben wir Zweifel und Angst.

Wir sagen zwar immer wieder, dass wir uns auf Gott verlassen können, aber dennoch haben wir da unsere Zweifel.

Zweifel haben wir aber auch so oft in unserem Leben, obwohl es bestimmt auch in unserem Leben Menschen gibt, die uns tragen und begleiten.

Der berühmte Sprung ins kalte Wasser, er kostet Überwindung und Kraft.

Diese Kraft wünsche ich Ihnen aber. Springen Sie, Gott fängt Sie auf. Wagen Sie es, sich auf etwas Neues einzulassen, auch wenn es noch so viele Zweifel gibt: Gott fängt Sie auf.

Springen Sie, auch wenn Sie nicht wissen, wie es ausgehen wird: ER steht mit ausgebreiteten Armen da. Er fängt uns alle auf.

Wagen wir es einfach.

Dieses Wagnis für Neues, das wünsche ich aber uns allen auch für die Kirche. Ich wünsche mir für unsere Kirche, nicht nur am Alten haften zu bleiben, sondern offen zu sein für Neues, den Sprung einmal zu wagen, selbst wenn keiner weiß, wie es ausgeht.

Denn, wie heißt es doch so schön: „Wer nicht waqt, der nicht gewinnt!“ Wir verkündigen ja diesen Gott, der immer für uns da ist. Warum wagen wir dann so wenig Neues: neue Formen in der Liturgie, neue Möglichkeiten der Verkündigung, Zulassung auch von Frauen zu Ämtern? Warum bleiben wir immer so sehr am Alten verhaftet?

Gott steht da und ruft: „Spring!“

Wir können zwar bestimmte Dinge in unserer Kirche nicht ändern, das ist den Leitungen vorbehalten, aber wir können den Sprung zu neuen Ufern im Kleinen, in unseren Gemeinden wagen.

Ich wünsche Ihnen für Ihr persönliches Leben immer die Gewissheit, dass Sie nie alleine sind, sondern Menschen an ihrer Seite haben, die Ihnen zurufen: „Spring, ich fange dich auf.“

Aber ich wünsche unseren Gemeinen auch diesen Mut, den Sprung zu wagen, hinein in Neues. Es wird gut werden, weil Gott uns auffängt, wenn wir in seinem Sinne handeln.

Klaus Weigand


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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand

  • Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
  • Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
  • Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
  • Priesterweihe 1998
  • Tätigkeiten:
  • Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
  • Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
  • seit 2015 in Heroldsbach und Hausen

1 Antwort

  1. Sarah sagt:

    sehr gewagt…. schöne Interpretation, allerdings auch auffordernd für Menschen in Schwierigkeiten, die sich evtl am Abgrund sehen und definitiv nicht springen sollten….