Wärmewende in Wunsiedel schreitet weiter voran
SWW Wunsiedel GmbH unterstützt Bürgerinnen und Bürger bei der Wärmewende
WUNSIEDEL. Kaum etwas wurde in den letzten Monaten mehr diskutiert als das Gebäudeenergiegesetz der Bundesregierung – und es hat für enorme Verunsicherung bei Hauseigentümern geführt. „Für uns hat deshalb die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger bei den notwendigen Veränderungen absolute Priorität“, sagt Nicolas Lahovnik, Bürgermeister der Stadt Wunsiedel. In enger Abstimmung zwischen Stadt und SWW werde der Ausbau des Wärmenetzes vorangetrieben und „niemand muss Angst haben, durch gesetzliche Bestimmungen überfordert zu werden“, so Lahovnik.
Profitiert wird dabei davon, dass man im Nordosten Bayerns die Wärmewende schon seit geraumer Zeit auf dem Schirm hat und auch Schritt für Schritt umsetzt. „Wir haben gemeinsam mit der Stadt Wunsiedel viele Vorarbeiten geleistet“, sagt Marco Krasser Geschäftsführer der SWW Wunsiedel GmbH und konkretisiert: „Etwa das Quartierskonzept, verbunden mit einer groben Potenzialanalyse – und das lange bevor die Wärmeversorgung bundesweit in den Fokus rückte. Auch sind bereits Vorranggebiete fixiert worden, weil man den Wärmebedarf fast aller Gebäude in der Stadt kennt.
Ziel war und bleibt die hundertprozentige Versorgung mit nachhaltiger Wärme in der gesamten Stadt. Statt Insellösungen wie isolierte Wärmepumpen zu propagieren, wird ganzheitlich gedacht – und das auch im Hinblick auf die Sektorenkopplung. Denn obwohl aktuell die Wärme Megathema ist, sind Strom, Verkehr und Industrie damit zu verknüpfen. Krasser: „Ausschließlich auf diese Weise lässt sich eine effiziente, CO2-freie, klimaneutrale Energieversorgung erreichen. Und nur die ist zukunftsfähig.“
Ausnutzung des neuen Förderprogramms
Ursprünglich sollte bereits in 2024 mit dem Bau neuer Fernwärmeleitungen in Wunsiedel begonnen werden. Dann aber hat die Bundesregierung das alte Förderprogramm durch die neue Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) ersetzt. Damit musste Wunsiedel seine Projekte anpassen, um weiterhin Fördermittel beantragen zu können. „Und das ist nötig, damit der Wärmepreis dauerhaft stabil und bezahlbar bleibt“, sagt Nicolas Lahovnik, Erster Bürgermeister Wunsiedels. „Ich freue mich, dass jetzt der Förderbescheid mit fast anderthalb Jahren Verzögerung vorliegt.“
Eine wirtschaftliche Optimierung sei im Interesse der Bürgerinnen und Bürger, sagt auch Krasser. „Schließlich sind wir verpflichtet, mit unseren Einnahmen so sparsam wie möglich umzugehen.“ Das gesamte Projekt inklusive Fernwärmenetz und weiterer Fernwärmeerzeuger wurde daher nun neu ausgerichtet. Die Bewilligung der Fördermittel bezieht sich auf das Modul 1. Dieses umfasst Planungsleistungen, aber auch unter anderem Kundenakquise und Tarifbildung. Diese Phase soll innerhalb von eineinhalb bis maximal zwei Jahren abgeschlossen werden. Anschließend folgt die Beantragung der Fördermittel für Phase 2 sowie nach deren Zusage weitere Planungen bis hin zur Ausschreibung und Vergabe von Bauleistungen. Das soll bis Ende 2025 geschehen, sodass die ersten neuen Leitungen Anfang 2026 verlegt werden dürften.
Stadt und Versorger machen Angebote
Ganz wichtig ist es Lahovnik, Befürchtungen in der Bevölkerung zu zerstreuen. Weder seien bestehende Gasheizungen plötzlich sinnlos, noch müsse jeder sofort eine Wärmepumpe installieren. In Wunsiedel werde man die nötigen Technologien liefern, den Energiepark ertüchtigen, weitere Anlagen zur Erzeugung regenerativer Wärme bauen, aktiv Abwärme verwenden etc. Die bestehende Gasinfrastruktur könne auch der Speicherung und dem Transport CO2-neutral hergestellten Wasserstoffs dienen und natürlich würden die Wärmenetze kontinuierlich ausgebaut. „Die Transformation ist unverzichtbar, doch wir gehen in Vorleistung. Wir lassen niemanden bei der Frage, wie er künftig zu Hause heizen soll beziehungsweise darf, allein“, betont Krasser.
Zur Unterstützung gehört auch eine umfassende Information der Bürgerinnen und Bürger. So soll es einen Newsletter, Flyer und eine Projektwebsite geben – unter anderem mit Details zur geplanten Trassenführung des Wärmenetzes, weiteren Details und der Möglichkeit, online einen Termin für eine individuelle Beratung zu vereinbaren. Im Herbst 2023 findet eine Auftaktveranstaltung statt, darauffolgend eine Fragebogenaktion. „Wir möchten so herausfinden, wo das Interesse an Nahwärme und einem Anschluss besonders groß ist“, so Krasser.
Eine zweite Veranstaltung ist für den Winter 2023/2024 vorgesehen. Auf dieser werden bereits Vorverträge ausgegeben und die Tarife erläutert. Insgesamt ein ambitionierter Zeitplan, aber einer, der laut Krasser den Menschen die Sicherheit gibt, kontinuierlich begleitet zu werden. „Gemeinsam realisieren wir die Wärmewende, davon bin ich überzeugt. Und das höchstwahrscheinlich schneller als die meisten anderen Regionen in Deutschland.“
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