Einsatz für die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale
Gemeinsam für den Lückenschluss: Großer Bahnhof für die Franken-Sachsen-Magistrale
Auf Einladung des Bayerischen Verkehrsministers Christian Bernreiter fand gestern in Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle Bahnelektrifizierung in der Logistik Agentur Oberfranken e.V. in Berlin ein Parlamentarischer Abend statt, dem 200 Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung folgten. Auch viele Landräte und OberbürgermeisterInnen aus der Region waren vor Ort.
Landrat Dr. Oliver Bär, freute sich über den Zuspruch: „Seit 30 Jahren kämpft die Region für die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale. Die Strecke steht beispielhaft für die Selbstblockade auf der Schiene, für langwierige Entscheidungsprozesse und bürokratische Berechnungsverfahren. Uns als Anrainer war es wichtig deutlich zu machen, dass die Franken-Sachsen-Magistrale kein regionales Thema ist, sondern von bundesweiter Bedeutung. Das ist uns gelungen und das ist ein schöner Erfolg.“
Dem pflichtet Bayreuths Oberbürgermeister, Thomas Ebersberger, bei: „Mit 1.000 Streckenkilometern reden wir von der größten und schmutzigsten Dieselinsel in der Mitte Europas. Deren Dekarbonisierung ist ohne die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale unmöglich. Unsere Region ist in Fläche und Einwohnerzahl so groß wie Schleswig-Holstein und trotzdem vertröstet man uns seit Jahren.“
Hofs Oberbürgermeisterin Eva Döhla saß an diesem Abend stellvertretend für die Region auf dem Podium und diskutierte mit dem Geschäftsführer von Allianz pro Schiene, Dirk Flege, Prof. Dr. Arndt Stephan von der TU Dresden und dem Bundestagsabgeordneten Detlef Müller über die Bedeutung der Elektrifizierung für den Schienenverkehr im Allgemeinen und der Franken-Sachsen-Magistrale im Speziellen. „1989 kamen die Prager Botschaftsflüchtlinge in Hof an. Heute ist Hof immer noch Grenzbahnhof. Wer von Sachsen nach Bayern will, muss mangels Fahrdraht hier umsteigen. Wir könnten am Güterverkehrszentrum in Hof bis zu 120.000 Container im Jahr umschlagen, aber die Güterzüge können von Hof nicht ohne aufwendigen Wechsel der Lokomotiven weiter Richtung Süden fahren.“
Für Kulmbachs Landrat Klaus Peter Söllner ist die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale die Grundvoraussetzung dafür, dass die Oberfranken-Achse, die wichtige Querverbindung von Hof und Bayreuth nach Bamberg, für klimaneutrale Antriebe nutzbar gemacht werden kann. Söllner zeigte sich deshalb sehr dankbar über die Zusage Bernreiters, dass der Freistaat gewillt ist, den Abschnitt Schnabelwaid-Bayreuth zu elektrifizieren, wenn der Bund die Elektrifizierungslücke zwischen Nürnberg und Marktredwitz schließt. „Das ist ein großartiges Signal für die Region!“
Peter Berek, Landrat des Landkreises Wunsiedel im Fichtelgebirge hebt die internationale Bedeutung der Franken-Sachsen-Magistrale hervor. Die direkte Anbindung der mittel- und osteuropäischen EU-Staaten nach Süddeutschland verläuft über Oberfranken. Von der Ukraine kommt man, bis Eger mit der elektrischen Bahn und dann ist Schluss. Als international bedeutsamer Wirtschaftsstandort und Logistikregion können wir uns das nicht länger leisten.“
Auch für Bayreuths Landrat Florian Wiedemann setzt eine erfolgreiche Verkehrswende voraus, dass es auf dem Land eine attraktive Alternative zum Auto gibt. „Es ist den Menschen schwer zu vermitteln, dass sie aus Gründen des Klimaschutzes mit der Bahn statt mit dem Auto fahren sollen, wenn dann am Bahnhof eine alte Diesellok einfährt. Die Treibhausgase müssen auch im Verkehrssektor deutlich reduziert werden und dazu gehört die Elektrifizierung der Schienenwege.“
„Wer die Verkehrswende wirklich will, muss die Voraussetzungen dafür auch dort schaffen, wo es anspruchsvoll wird,“ macht der stellvertretende Landrat des Landkreises Nürnberger Land, Helmut Brückner, deutlich. Er spielt damit auf die zahlreichen Tunnel und sanierungsbedürftigen Brückenbauwerke zwischen Nürnberg und Marktredwitz an, die so oder so saniert werden müssten. Er wünscht sich vom Bund ebenso klare Ansagen wie vom Bayerischen Verkehrsminister, der zugesagt hat, im Falle eines Lückenschlusses die Elektrifizierung nach Simmelsdorf-Hüttenbach aus Landesmitteln zu bestreiten und damit die Grundvoraussetzung für die lang ersehnte S-Bahnverlängerung schaffen zu wollen.
Für Plauens Oberbürgermeister Steffen Zenner ist die Region auf der Schiene schlichtweg abgehängt: „Nach Plauen oder Hof mit der Bahn zu reisen gleicht aus Berliner Sicht einer halben Weltreise“. Zenner nimmt deshalb die Aussagen des Chemnitzer Bundestagsabgeordneten Detlef Müller beim Wort, dass der Ausbau des Streckenabschnitts Nürnberg-Marktredwitz-CZ/Grenze laut dem in Abstimmung befindlichen Planungsbeschleunigungsgesetz von überragender Bedeutung sein soll. Mit dieser Einstufung würde im Falle einer Weiterplanung die viel zitierte Deutschland-Geschwindigkeit auch bei der Franken-Sachsen-Magistrale zum Tragen kommen – wenn denn der Bund diese beauftragen würde.
Der Zuspruch am Abend stimmt die regionalen Vertreter optimistisch, dass man in Berlin hier ein Stück weitergekommen ist.
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