Weih­bi­schof Gössl Bam­berg: „Wir sind als syn­oda­le Kir­che noch auf dem Weg“

Symbolbild Religion

Diö­ze­san­ad­mi­nis­tra­tor spricht sich für bes­se­re Balan­ce von Macht in der Kir­che aus / Fra­ge nach der Frau­en­or­di­na­ti­on bleibt strittig

Diö­ze­san­ad­mi­nis­tra­tor Weih­bi­schof Her­wig Gössl hat sich für eine Regu­lie­rung der Macht von Bischö­fen und gegen eine „Spi­ri­tua­li­sie­rung von Ämtern“ aus­ge­spro­chen. Nach dem Abschluss des Syn­oda­len Wegs zeig­te er sich hoff­nungs­voll, „dass es gelingt, in guter Wei­se wei­ter­zu­ge­hen und eine Basis für das Mit­ein­an­der von Kir­che in Deutsch­land zu schaf­fen“, sag­te Gössl am Mitt­woch­abend auf einer Ver­an­stal­tung der Katho­li­schen Erwach­se­nen­bil­dung im Seel­sor­ge­be­reich Bam­ber­ger Wes­ten und beton­te: „Wir sind als syn­oda­le Kir­che noch auf dem Weg. Wir sind noch nicht fertig.“

Gössl reg­te an, dass es in der Kir­che mehr kon­trol­lie­ren­de und ein­he­gen­de Mecha­nis­men geben müs­se, die einen Miss­brauch von Macht ver­hin­dern. Er erin­ner­te dar­an, dass bereits im Mit­tel­al­ter neben dem Bischof als regu­lie­ren­des Gre­mi­um das Dom­ka­pi­tel gewirkt habe, wodurch die Kräf­te aus­ba­lan­ciert wor­den sei­en. Heu­te sei­en hier ande­re Kon­troll­gre­mi­en denk­bar. „Kir­che ist kei­ne Demo­kra­tie“, sag­te der Weih­bi­schof, „aber auch kei­ne Mon­ar­chie“. Auch wenn er die hier­ar­chi­sche Struk­tur als von Gott gege­ben betrach­te, so hei­ße das nicht, dass nur einer allein das Sagen habe. Die Ämter von Pries­tern und Bischö­fen dürf­ten nicht dahin­ge­hend spi­ri­tua­li­siert wer­den, dass ihr Han­deln auf­grund der Wei­he nicht hin­ter­fragt wer­den dürfe.

Gössl habe im Ver­lauf des Syn­oda­len Wegs auch eine Ver­än­de­rung der Sicht­wei­se vie­ler Bischö­fe auf das The­ma Homo­se­xua­li­tät wahr­ge­nom­men: „Wir wol­len die kirch­li­che Leh­re nicht in die Ton­ne tre­ten, son­dern wei­ter­ent­wi­ckeln.“ Es müs­se genau betrach­tet wer­den, was die Kir­che mit ihrer Leh­re schüt­zen woll­te und wo die kirch­li­che Leh­re zu eng gewor­den und nicht mehr auf dem Stand der Wis­sen­schaft sei. „Ich glau­be, dass eine Wei­ter­ent­wick­lung der Leh­re mög­lich ist, was eine Vor­aus­set­zung für eine Seg­nung von homo­se­xu­el­len Paa­ren ist.“

Auch bei der Fra­ge nach der Pries­ter­wei­he von Frau­en zeig­te sich Gössl gesprächs­be­reit. Die ent­schei­den­de Fra­ge sei, was der Wil­le des Herrn für die Kir­che sei und wie sich die­ser zei­ge. „Kann es wirk­lich Zufall sein, dass es 2000 Jah­re lang kei­ne Pries­te­rin­nen gab oder hat sich Gott dabei etwas gedacht?“, frag­te Gössl. Dass der Pries­ter Jesus Chris­tus reprä­sen­tie­re, der nun mal ein Mann gewe­sen sei, sei für ihn ein wich­ti­ges Argu­ment, das man nicht ein­fach bei­sei­te wischen kön­ne. Den­noch beton­te Gössl: „Ich kann nicht sagen, dass die­se Fra­gen für alle Ewig­keit beant­wor­tet sind. Ich weiß nicht, was in 20 Jah­ren sein wird.“

Sei­ne anfäng­li­chen Sor­gen, dass beim Syn­oda­len Weg am Ende die Ent­täu­schung groß sein wer­de, sehe er rück­bli­ckend nicht als völ­lig unbe­grün­det. Den­noch habe der Pro­zess zu einer ver­än­der­ten Gesprächs­at­mo­sphä­re geführt: „Ich habe vie­le sehr enga­gier­te Chris­ten ken­nen­ge­lernt, denen es ein Anlie­gen ist, dass die Kir­che auch in Zukunft ihre Bot­schaft zu den Men­schen bringt. Wir müs­sen jetzt die Din­ge in den Blick neh­men, die uns dar­an hin­dern.“ Ein gro­ßer syn­oda­ler Moment sei für ihn gewe­sen, „dass wir auch im Streit bei­ein­an­der geblie­ben sind“.