Weil Bayern nicht plant: Frühchenversorgung in Oberfranken in Gefahr
Bisher werden besonders kleine zu früh geborene Kinder in Oberfranken an drei Kliniken, sogenannten Level-1-Zentren, versorgt. Weil Bayern aber seinen Pflichten nicht nachkommt und keine aktive Krankenhausplanung betreibt, könnte dafür bald keine Klinik mehr in der Region zur Verfügung stehen.
Auslöser ist ein Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), der verfügt hat, dass Neugeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1250 Gramm im Jahr 2023 nur noch in Level-1-Zentren versorgt werden dürfen, die mindestens 20 dieser Kinder pro Jahr betreuen. Ab 2024 steigt dieser Wert auf 25 Kinder. Hintergrund der Regelung sind Studienauswertungen, die nahelegen, dass in größeren Versorgungsstrukturen durchschnittlich bessere Ergebnisse erzielt werden.
In Oberfranken haben bisher die Kliniken in Bamberg, Bayreuth und Coburg Frühchen in Level-1-Zentren versorgt – keine dieser Kliniken erreichte aber dauerhaft die Mindestmenge von 20 bzw. 25 Kindern pro Jahr. „Auch wenn das alleine nichts über die Qualität der Versorgung an diesen einzelnen Krankenhäusern aussagt, bedeutet das aber, dass es in ganz Oberfranken bald keine Versorgung von kleinen Frühchen mehr geben könnte“, warnt Johannes Wagner. Der Grüne Bundestagsabgeordnete weiß wovon er redet. Als Kinderarzt in Weiterbildung hat er am Coburger Klinikum gearbeitet und als Abgeordneter viele Kinderklinken der Region besucht. „Die Frühchenversorgung in Oberfranken ist damit in Gefahr!“
Die Schuld sieht der Abgeordnete eindeutig beim Freistaat, der laut Gesetz für die Krankenhausplanung zuständig ist: „Der Beschluss des G-BA wurde bereits 2020 veröffentlicht. Da hatte die Landesregierung ausreichend Zeit, eins und eins zusammenzuzählen. Sie hätte einen Plan machen müssen, welche der Kliniken den Level-1-Status dauerhaft behalten und damit die Fälle bündeln soll.“ Denn den grundsätzlichen Bedarf dafür gibt es in Oberfranken durchaus. Zusammengenommen kommen hier jährlich etwa 60 Frühchen auf die Welt. Würde man die Level-1-Versorgung auf zwei Standorte aus dem aktuellen Verbund konzentrieren, zu dem neben Coburg, Bamberg und Bayreuth auch noch Schweinfurt gehört, würden diese die Mindestmengen höchstwahrscheinlich einhalten.
Wagner kritisiert, dass Bayern in den letzten Jahren keine Vorbereitungen getroffen hat: „Es kann nicht sein, dass von einem Jahr aufs nächste die Versorgung in der gesamten Region verloren geht. Das ist völlig unverantwortlich.“ Er appelliert daher an die Landesregierung, die Planung nicht länger zu verweigern. Sonst riskiere sie, dass Eltern mit kleinen Frühchen bald noch weitere Wege zum nächsten geeigneten Krankenhaus zurücklegen müssten.
„Grundsätzlich sind Mindestmengen ein wichtiges Werkzeug, um die Qualität an den Kliniken zu sichern“, erklärt der Coburger Abgeordnete. Einige Wochen vor dem errechnete Geburtstermin seien die kleinen Körper noch nicht ausreichend entwickelt, um ohne medizinische Unterstützung überleben zu können: „Frühchen brauchen rund um die Uhr hochspezialisierte medizinische Betreuung. Dafür braucht es gut ausgebildetes und erfahrenes Personal.“
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