Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick besuchte Kulmbacher Schlachthof

PStS Dr. Ophelia Nick im Gespräch mit OB Ingo Lehmann, Dr. Dagmar Brüggemann (Leiterin MRI Kulmbach), Martin Schöffel, MdL und Frank Wilzok, 2. Bürgermeister.
PStS Dr. Ophelia Nick im Gespräch mit OB Ingo Lehmann, Dr. Dagmar Brüggemann (Leiterin MRI Kulmbach), Martin Schöffel, MdL und Frank Wilzok, 2. Bürgermeister.

Der Schlachthof Kulmbach geht neue Wege: zusammen mit der Bernd-Tönnies-Stiftung wird dort die weltweit erste Helium-Betäubungsanlage installiert, die eine tierwohl-gerechtere und sanfte Art der Tierbetäubung ermöglicht. Die letzten Arbeiten erfolgen derzeit; noch in diesem Jahr könnte – nach Freigabe durch die Kontrollbehörden – mit dem Testbetrieb begonnen werden.

Zugleich denken die Verantwortlichen des städtischen Schlachthofes in Kulmbach noch größer. „Aufgrund des Zeitgeistes und der führenden Rolle Kulmbachs als Lebensmittelstandort haben wir potentielle Zukunftsmodelle für unseren Schlachthof diskutiert“, blickt Oberbürgermeister Ingo Lehmann zurück. „Zusammen mit Schlachthofleiter Dirk Grühn haben wir dann das Projekt einer Bio-Regio-Fleischmanufaktur, einem gläsernen Schlachthof, entwickelt. Regionalität, Transparenz und die enge Zusammenarbeit mit Forschung und Wissenschaft sind die drei elementaren Säulen dieser Idee.“

Da das Vorhaben nach ersten Schätzungen im zweistelligen Millionenbereich liegt, ist die Stadt Kulmbach auf Förderungen angewiesen. Bereits im Jahr 2021 stellten Oberbürgermeister Ingo Lehmann, Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner, Landrat Klaus Peter Söllner und 2. Bürgermeister Frank Wilzok deshalb das Projekt im Bundeslandwirtschaftsministerium beim damaligen Parlamentarischen Staatssekretär Uwe Feiler vor.

Im September 2021 war die Bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber zu Gast am Schlachthof Kulmbach und sicherte entsprechende Fördermöglichkeiten zu, sofern auch die Bundesregierung Gelder für das Projekt bereitstelle.

Um auch bei der neuen Bundesregierung für das Vorhaben zu werben, lud Oberbürgermeister Ingo Lehmann die Parlamentarische Staatssekretärin Dr. Ophelia Nick vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zu einer Besichtigung des Schlachthofes ein. Am gestrigen Montag kam die Grünen-Politikerin mit zwei Referentinnen nach Kulmbach und wurde von einer Vielzahl an politischen Vertretern willkommen geheißen.

Oberbürgermeister Ingo Lehmann begrüßte die Staatssekretärin und skizzierte die schwierigen Rahmenbedingungen, die zum Handeln und Neudenken aufrufen. Zugleich verwies er auch auf die Pilotanlage zur Heliumbetäubung, die bereits im Schlachthof steht. „Wir reden hier von zwei zukunftsweisenden Projekten. Mit Helium gehen wir gänzlich neue Wege im Bereich der Tierbetäubung, auf der anderen Seite haben wir noch mehr vor und möchten mit unserer Bio-Regio-Fleischmanufaktur ein Leuchtturmprojekt für ganz Deutschland realisieren“, führte der Oberbürgermeister ein.

Landrat Klaus Peter Söllner unterstrich die Rolle Kulmbachs als Lebensmittelstandort: „Mit über 3.000 Beschäftigten in der Lebensmittelproduktion und –verarbeitung macht Kulmbach seiner Rolle als Lebensmittelzentrum alle Ehre. Einen wesentlichen Beitrag hierzu leistet der Schlachthof in Kulmbach, eine Bastion für Direktvermarkter in der Region. Wir müssen alle politischen Kräfte bündeln, um den Schlachthof krisenfest und innovativ in die Zukunft zu führen“, so Söllner.

Übergabe des Konzeptes für eine Bio-Regio-Fleischmanufaktur – v.l. Rainer Ludwig, MdL, PStS Dr. Ophelia Nick, OB Ingo Lehmann, 2. Bürgermeister Frank Wilzok, Landrat Klaus Peter Söllner, Stadtrat Michael Pfitzner, Emmi Zeulner, MdB, Stadtrat Georg Hock und Stadtrat Thomas Nagel

Übergabe des Konzeptes für eine Bio-Regio-Fleischmanufaktur – v.l. Rainer Ludwig, MdL, PStS Dr. Ophelia Nick, OB Ingo Lehmann, 2. Bürgermeister Frank Wilzok, Landrat Klaus Peter Söllner, Stadtrat Michael Pfitzner, Emmi Zeulner, MdB, Stadtrat Georg Hock und Stadtrat Thomas Nagel

Schlachthofleiter Dirk Grühn stellte daraufhin die Pläne einer Bio-Regio-Fleischmanufaktur vor. Die Vision: Ein Neubau des Kulmbacher Schlachthofes, transparent gestaltet, um Besuchern und Gästen die Arbeit anschaulich darzustellen – angefangen bei der Betäubung der Tiere bis hin zur Fleischverarbeitung. Dies kann eine große Bedeutung für den Lebensmittelstandort Kulmbach haben. Mit der Ansiedelung der Fakultät VII für Lebenswissenschaften: Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit der Universität Bayreuth in Kulmbach ist die Stadt um eine weitere Einrichtung im Rahmen der Lebensmittelforschung bereichert worden. Die gläserne Manufaktur kann hervorragend in die künftigen Studiengänge eingebunden werden und die Studieninhalte in einer bisher noch nicht möglichen Nähe und Anschaulichkeit verdeutlichen.

Auch das hier ansässige Max-Rubner-Institut und die Fachhochschule Weihenstephan-Triesdorf werden von einer Bio-Regio-Fleischmanufaktur profitieren. Die Zusammenarbeit kann in den Bereichen Lehre, Entwicklung und Forschung noch weiter intensiviert werden.

Mit der Betäubung durch Helium wird in Sachen Tierwohl ein revolutionärer Schritt erfolgen, der weltweit seinen Ursprung in Kulmbach haben wird. Im gläsernen Schlachthof kann sich ein jeder selbst von den Abläufen einen Eindruck machen.

Ein Hofladen, direkt am Schlachthofgelände, soll den Kunden ein regionales Einkaufen ermöglichen – Produkte aus der ganzen Region, aber in erster Linie Fleisch aus dem Schlachthof sollen dort angeboten werden.

Auch das Angebot an sich soll vergrößert werden. Den Produzenten und Landwirten soll ein Rundum-Sorglos-Paket angeboten werden. Das beginnt bei der Abholung der Tiere und endet bei der Herstellung der Wurst. Unterstützt wird dieses Vorhaben durch die Anschaffung einer mobilen Schlachteinheit zur Schlachtung auf der Weide oder dem Betrieb. So umgeht man den für die Tiere sehr stressigen Transport und kann Stresshormone im Fleisch vermeiden.

„Durch neue Möglichkeiten in der Weiterverarbeitung des Fleisches möchten wir Gemeinschaftsküchen, Kantinen und Gastronomie mit regionalen Bio-Produkten beliefern. Dies stellt eine deutliche Vergrößerung unseres bisherigen Angebotes dar und kommt dem Wunsch nach regionalen, fair gehandelten und produzierten Lebensmitteln deutlich entgegen. All diese Teilbereiche beinhaltet die angestrebte Bio-Regio Fleischmanufaktur“, erläuterte Schlachthofleiter Grühn.

Die Parlamentarische Staatssekretärin zeigte sich begeistert von den Entwicklungen am Kulmbacher Schlachthof: „Die regionalen Wertschöpfungszentren müssen weiter unterstützt werden. Der Schlachthof Kulmbach ist ein solches und kann mit seiner Idee einer Bio-Regio-Fleischmanufaktur vielen anderen Schlachthöfen Vorbild sein“, so Dr. Ophelia Nick. Sie dankte den Verantwortlichen für den leidenschaftlichen Einsatz für Innovationen in der regionalen Produktion und Verarbeitung und sicherte zu, das ausgearbeitete Konzept im Bundeslandwirtschaftsministerium den zuständigen Stellen vorzulegen.

Oberbürgermeister Ingo Lehmann überreichte der Bundespolitikerin daraufhin die entsprechenden Unterlagen und bedankte sich mit einem Präsentkorb für den Besuch und den gemeinsamen Austausch. Abschließend trug sich Dr. Ophelia Nick in das Gästebuch der Stadt Kulmbach ein.