„Renates Lädchen“ in Kirchehrenbach schließt zum 15. März 2023
Weitere Geschäftsaufgabe – Totalräumungsverkauf startet am 16. Januar
Zum 15. März 2023 schließt in der Kirchehrenbacher Hauptstraße 70 „Renates Lädchen“ und somit auch die Kirchehrenbacher Postfiliale.
Nach dem Ende des Nahkaufmarktes Lochner ist dies in Kirchehrenbach die zweite Geschäftsaufgabe innerhalb weniger Wochen. Ab Montag, 16. Januar 2023, beginnt in Renates Lädchen der Totalräumungsverkauf wegen der Geschäftsaufgabe. Auf alle Artikel gibt es dann einen Preisnachlass zwischen 25 bis 50 Prozent.
Bürgermeisterin Anja Gebhardt (SPD), welche die Nachricht zur Geschäftsaufgabe erst seit dem Wochenende beim Friseur erfahren hatte, sagt, dass es mehr als schade ist, dass Renate Och ihr Geschäft für Büro-, Schul- und Bastelbedarf sowie für Geschenkartikel aufgibt. „So stirbt ein Laden nach dem anderen weg“, bedauert Gebhardt, die aber Verständnis für die Geschäftsaufgabe hat. „Es findet sich eben oft keine Nachfolgerin oder Nachfolger“, so die Bürgermeisterin, die im Gespräch nachschiebt, dass man im Rathaus die damit verbundene Schließung der Poststelle noch gar nicht auf dem Schirm hatte. Gebhardt wüsste aus dem Stegreif auch nicht, in welchem noch bestehendem Laden in Kirchehrenbach man die Postfiliale unterbringen könnte. „Dafür reicht meist der Platz nicht aus.“
Mit der Schließung des Nahkaufmarktes ist auch die Lottoannahmestelle in Kirchehrenbach verschwunden. Für einen Tourismusort ist das nicht schön und für ältere Bürger auch nicht. Renate Och lächelt beim Besuch unseres Reporters. „Schreiben Sie bloß nichts Schlechtes, nur Gutes“, sagt sie. „Und schreiben Sie vor allem, dass ich mich bei meinen Stammkunden, die uns 26 Jahre lang die Treue gehalten haben, ganz herzlich bedanke. Und ein ganz großer Dank gilt meiner Kollegin Gudrun Gebhard, die mir seit 25 Jahren treu zur Seite steht.“ Dass sie ihr Geschäft aufgeben muss, das für viele in Kirchehrenbach Anlaufstelle war, bedauert sie sehr. Dafür gibt es mehrere Gründe. „Corona hat mich sehr schwer getroffen, da ich vom Schulgeschäft lebe“, so Renate Och.
Als die Schulen aufgrund der Corona-Maßnahmen geschlossen wurden und auch keine privaten Feiern mehr stattfinden durften, sei ihr Geschäft massiv eingebrochen; da sie ja nicht nur Schulsachen verkaufe, sondern auch Gruß- und Glückwunschkarten und Geschenkartikel. Bis vor drei Jahren hatte sie ihr Geschäft noch ganztags geöffnet. „Als das mit Corona losging, war ich gezwungen, vormittags zuzumachen und mir eine Teilzeitstelle zu suchen“, so Och. Renate Och ist eine fröhliche Frau. Sie strahlt beim Gespräch Freude und Optimismus aus. Ihre Teilzeitstelle will sie nun etwas „aufstocken“, allerdings auch nicht mehr allzu lange. Denn sie sei ja nun schon in einem Alter, in dem man an den Ruhestand denke.
„Ich denke, ich bin auch nicht die Einzige, die bald ihr Geschäft zumachen wird“, so Och. Es sei aber nicht nur Corona, was sie dazu bewegt habe, ihren Laden endgültig zu schließen. „Die Großen werden immer größer und die Kleinen müssen deshalb schließen.“ Damit meint Renate Och, dass heute in jedem Supermarkt fast ihr ganzes Sortiment angeboten wird – und in den Billigmärkten, die aus dem Boden geschossen sind.
Ein weiteres Problem für kleine Läden sei das Internet. Von zuhause könne man heute alles bestellen und schon am nächsten Tag werde es geliefert. „Das Internet ist ein ganz großes Thema“, so die spezialisierte Einzelhändlerin. Und dann sind auch noch die Papierpreise in jüngster Zeit fast bis ins Unermessliche gestiegen. Diese Kosten kann sie nicht an ihre Kunden weitergeben, weil dann keiner mehr was kauft. „Ich verstehe auch die Leute, die mehrere schulpflichtige Kinder haben“, so Och. Jetzt, wo alles teurer geworden sei, müssten sie aufs Geld schauen.
Für Renate Och waren die letzten 26 Jahre eine sehr schöne Zeit mit ihren vielen Kunden. Angefangen hatte alles vor 27 Jahren als ihr Sohn fünf Jahre alt war. „Viele Mütter haben damals gesagt, dass sie wegen jedem Schulheft nach Forchheim fahren müssen.“ Das war die Initialzündung zur Gründung eines Schreibwarenladens, zuerst noch in der Bahnhofstraße, wo Renate Och ganz klein mit Schulbedarf angefangen hatte. „Im Oktober war die Idee geboren und im Februar hatte ich das Geschäft auch schon eröffnet“, sagt Och. Die Postfiliale kam dann vor 19 Jahren hinzu. Bei der Post AG hat sie auch schon gekündigt. Von dort kam bisher keine Rückmeldung, ob es wo anders in Kirchehrenbach weitergeht. Die nächste Post- und Lottoannahmestelle ist dann im Edeka-Markt in Weilersbach.
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