„Advent im Dorf“ in Kirchenlaibach

"Advent im Dorf" © Wolfgang Hübner
"Advent im Dorf" © Wolfgang Hübner

Welch´ ein vorweihnachtlicher Winterzauber für Augen, Ohren und Gaumen“ – Besinnliches und Genüssliches, was Herz und Gaumen begehrt, in und vor der Sankt-Ägidius-Kirche ließen am Samstagabend den neunten „Advent im Dorf“ in Kirchenlaibach (Gemeinde Speichersdorf) zu einer stimmungsvollen Einstimmung und Vorbereitung auf Weihnachten werden.

Vom Eröffnungslied „Alle Jahre wieder“ der Speichersdorfer Musikanten um 16 Uhr bis kurz vor Mitternacht herrschte emsiges Treiben auf dem Dorfplatz. Mit so einem Ansturm hätten selbst die kühnsten Optimisten nicht gerechnet, als Bürgermeister Christian Porsch um 16 Uhr den „Adventsmarkt von Bürger für Bürger“ für eröffnet erklärte. Nach zweijähriger Zwangspause hatte nämlich erstmals die Gemeinde zum idyllischen Lichterglanz, zu Besinnlichem und Unterhaltsamen, zu einer Gourmetmeile im Ortskern von Kirchenlaibach eingeladen. Im Vorfeld wollte kaum einer eine Prognose abgeben, wie nach Corona und in der Energiekrise die Resonanz sein würde. Doch alle Fieranten, Gruppen und Vereine sollten für ihre Mühen belohnt werden. Kaum um 16 Uhr eröffnet schoben und schlängelten sich die Massen, Jung wie Alt, Singles wie Familien, ob mit Kinderwagen, Rollstuhl oder Rollator, durch die Gassen. Die Menschentrauben stauten sich vor den weihnachtlich geschmückten Ständen und Buden mit ihrer reichhaltigen Auswahl an Weihnachtsdeko und Adventsartikel, Lichtersträußen und gesteckte Tannenbäumchen, Goebel-Figuren, Rosenthal-Engel und winterliche Tischlichter. Die Besucher drängten sich an den Partytischen und Theken. „Ausverkauft“ war dann auch an vielen Ständen das geflügelte Wort des Abends, lange bevor um 22:30 die Pfarrer Sven Grillmeier und Hannes Kühn zur Komplet in die alte Pfarrkirche einluden. An allen Ständen mussten die großen Punsch- und Glühweinbottiche drei- bis viermal nachgefüllt werden.

„Unser Weihnachtsmarkt rund um den Kirchenlaibacher Dorfbrunnen hat trotz Corona nichts von seiner Anziehungskraft verloren – das war schlichtweg der Hammer“, resümierte Angela Fraunholz von der Schlaganfallselbsthilfegruppe. Die stellvertretende Vorsitzende hatte zusammen mit Helga Ehl und Marga Rupprecht selbst gemachten Eierpunsch, Orangenpunsch und weißen Glühwein sowie Weihnachtskugeln, Sternengel, Pralinensternchen und Bastelsachen (Geldgeschenk-Häuschen) im Angebot. „Wir lieben die Atmosphäre hier und waren gerne wieder mit von der Partie „, so auch Katharina Hertel. Die Vorsitzende der Landjugend Plössen hatte mit ihren Mädels und Jungs wieder ganz frisch über 300 Fruchtspieße mit Äpfeln, Erdbeeren, Weintrauben, Ananas & Bananen und in Vollmilch, Zartbitter und weißer Schokolade zubereitet. Auch Anne Wifling, Gisela Schmidt und Martina Fischer vom katholischen Frauenbund standen vor ihren letzten Päckchen Rumkugeln und ihren letzten Marmeladengläsern. Denn einer kleinen Konfiserie, alles Marke Eigenbau, hatte ihr Stand neben dem Kirchenlaibacher Brunnen geglichen. In einer Gemeinschaftsleistung par exzellence hatten über 15 Meisterbäckerinnen selbst gemachte Köstlichkeit von Energiekeksen nach Hildegard von Bingen, Christstollen, Schokoladenbrot, Nussecken, Butterplätzchen über Trüffel- Pralinen, gebrannte Mandel, Elisen- Lebkuchen und Choco-Crosis, Rumkugel, gemischte Plätzchen bis zu Spritzgebäck sowie Eierlikör und Marmelade erstellt. Zudem gab es auch gebastelte und genähte Artikel wie Schals, Allzweckmäppchen, Schneemänner, Nikoläuse, Elche, Tannenkerzen, Tannenwichtel und Birkenkerzen.

Zur Riege der Fieranten gehören auch wieder die politischen Parteien. So kredenzten die SPD Thaisuppe und Kartoffelsuppe mit Würstchen sowie Haselnuss, Willi und Zwetschgenbrandy. Die Freien Wähler hatten Debrezinertopf, Weißen Glühwein und Kinderpunsch im Angebot. Neben den verführerischen „Löschzwergen“ gabe es bei der Freiwilligen Feuerwehr Kirchenlaibach Currywurst, Pommes, Kulmbacher, Glühwein und Kinderpunsch. Auch heisser Honigmet (Imkerei Forster), Winterzauber und Schneegestöber (Gärtnerei Bauer) einerseits sowie Flammkuchen und Pizzabrezen (Holzofenbäckerei Kaußler) über Crepes (Traudl und Lothar Büringer) andererseits bereicherten das kulinarische Angebot. Bei Andrea Pasquino gab es Panino mit Rindfleisch. Beim Schmöckern im Bücher-, Kalender-, Karten- und Geschenkartikelangebot von Ruth Brehm´s Bibelothek konnten sich die Gäste Glüh-Gin, Eierlikör, Lillet-Variante, Kaffee, Cappuccino mit/ohne Bratapfel-Gin, Waffeln mit oder ohne Quittentop in Vegane Variante schmecken lassen. Auf die kleinen Besucher wartet das Weihnachtskinderkarussel und das Speichersdorfer Christkind mit Naschsachen. Bürgermeister Christian Porsch war dann auch sowohl in seiner Begrüßung wie in seinen Schlussworten voll des Dankes und Lobes für die Kraftanstrengung und das Durchhaltevermögen aller Mitwirkenden.

Zum Erfolg des Abends trug zweifellos auch das Alleinstellungsmerkmal des Kirchenlaibacher Adventsmarktes wesentlich bei: das Rahmenprogramm mit seinem geistlich-meditativen, musikalischen und unterhaltenden Elementen in und vor der Ägidiuskirche. „Mit seiner Menschwerdung will Gott im Advent den Menschen sagen: Fürchte dich nicht, denn du hast Gnade bei mir gefunden“, sagte Pfarrer Sven Grillmeier in seiner eröffnenden Andachtspredigt. Die Andachten und Gottesdienste sowie die halbstündigen Auftritte von Instrumentalensembles und Chören sorgten in der Kirche für gefüllte Kirchenbänke und vor dem Kirchenportal für Staunen. Zu den Höhepunkten des Abends zählte zweifelsohne der Lichterzauber des Feuershowquartetts „Castra Vita“. Im Kirchenschiff der Sankt Ägidiuskirche standen die Besucher dicht gedrängt in den Seitengängen und im Mittelgang. Zum einen um den Vorabendgottesdienst, die Meditationen, die Komplet mitzufeiern. Zum anderen, um den Adventskonzerten des evangelischen Posaunenchores, Landfrauenchors, evangelischen Kirchenchores mit ihren Liedern, Geschichten und Gedichten zu lauschen und zur Ruhe zu kommen. Auch waren die Jagdhornbläser des Jägervereins Bayreuth mit dem Holsteiner Reitermarsch und der „Ehrenformation“ weit über den Markt hinaus zu hören. Die Fichtenhornbläser sorgten mit Auszügen aus der Alphornmesse von Herbert Bitschnau für majestätische Gänsehautklänge. So sollte sich der Wunsch von Pfarrer Hannes Kühn erfüllen, „dass von diesem Adventsmarkt Freude, Spannung und ein Angerührtsein ausgehen möge, so wie von dem, der selbst Mensch geworden ist und die Menschen zu Kindern Gottes macht“.

Wolfgang Hübner