Blick über den Zaun: Das Nürnberger Projekt 31 startet eine Kampagne zum Hauskauf – 1 Million Euro an Direktkrediten sollen gesammelt werden

Blick über den Zaun: Das Nürnberger Projekt 31 startet eine Kampagne zum Hauskauf - 1 Million Euro an Direktkrediten sollen gesammelt werden November 2022
Um den drohenden Verlust des Hauses zu verhindern, hat sich das Projekt 31 entschieden, das Objekt an den Rampen 31 zu kaufen. Nun startet die Kampagne, die zum Zustandekommen der Summe von ungefähr einer Millionen Euro verhelfen soll. Foto: Projekt 31

Stayin’ alive: Projekt 31 startet Kampagne zum Hauskauf

Das Projekt 31 hat am Montagabend, 14. November 2022, einen der Nürnberger Kulturpreise erhalten und im Rahmen dieser Veranstaltung den Start der Kampagne „Stayin‘ alive“ verkündet. Dabei geht um das Sammeln von 1000×1000€ Direktkrediten zum Kauf und Erhalt des selbstverwalteten Freiraums.

Um den drohenden Verlust des Hauses zu verhindern, hat sich das Projekt 31 entschieden, das Objekt an den Rampen 31 zu kaufen. Nun startet die Kampagne, die zum Zustandekommen der Summe von ungefähr einer Millionen Euro verhelfen soll.

Das Projekt 31 ist ein selbstverwaltetes Jugend- und Kulturzentrum in der Nürnberger Südstadt. In dem Freiraum wird seit über acht Jahren diverse, offene und einzigartige Kultur gelebt und erlebt, sowie der Stadtteil mitgestaltet. Verschiedenste Menschen aus der Nachbarschaft und Nürnberger Umgebung treffen beim gemeinsamen Kochen, Essen, Feiern und kreativ sein aufeinander. Die Strukturen sind dabei bewusst möglichst hierarchiefrei und diskriminierungsfrei. Im Projekt 31 finden vielfältige Formate wie Konzerte gegen Spende, ein Umsonstladen, Foodsharing, eine Hall of Fame, Urban Gardening, Vorträge oder die vegane Küche für Alle ihren Platz. Genutzt werden sie von einem breiten Publikum unabhängig von der Größe des Geldbeutels. Das Projekt 31 stellt somit ein einzigartiges und wichtiges Gegenmodell zum Großteil des in Nürnberg bestehenden Kulturangebots dar. Das Konzept „Kultur für alle“ wird beispiellos umgesetzt.

Doch dem Projekt 31 droht der baldige Hausverlust. Vor zwei Jahren wurde das Grundstück von dem ehemaligen Vermieter an die Investmentfirma AAA+ aus Erfurt verkauft und soll nun als Baugrundstück für einen Preis von etwa einer Millionen Euro weiterverkauft werden. Das Projekt 31 musste sich 2021 bereits gerichtlich gegen eine Räumungsklage wehren. Auch wenn diese gewonnen wurde, kann damit nur der Erhalt der Räumlichkeiten bis Anfang 2026 garantiert werden. Danach bekommt das Haus, wer es kauft. Nach mehrjähriger erfolgloser Suche nach einem geeigneten Ausweichobjekt hat sich für das Projekt die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Immobilienmarkt keinen Platz für Freiräume lässt. Auch eine Unterstützung durch die Stadt Nürnberg ließ abgesehen von dem Engagement einzelner Personen bisher auf sich warten.

Der Verein möchte sein Schicksal jetzt selbst in die Hände nehmen und den Ort, in den über so lange Zeit so viel Kreativität, Herzblut und Leidenschaft gesteckt wurde am Leben erhalten – der Beschluss steht: das Haus soll selbst gekauft werden. Der Kampagnenname dabei: stayin‘ alive.

Trotz der aktuell sehr angespannten wirtschaftlichen Lage und all der Krisen muss der Hauskauf jetzt in Gang gesetzt werden, denn die Zeit bis zur Kündigung durch die Firma AAA+ läuft ab und eine Alternative zum Bleiben fehlt. Das heißt: Um den Grund und das Gebäude An den Rampen 31 weiterhin langfristig für selbstverwaltete und unkommerzielle Kultur zu sichern, bleibt nur der Kauf.

Der Verein plant den Hauskauf zusammen mit dem Mietshäuser Syndikat, nicht zuletzt um das Projekt 31 mit dem Grundstück dauerhaft dem spekulativen Immobilienmarkt zu entziehen. Das Mietshäuser Syndikat ist ein fester Verbund von ca. 180 Hausprojekten und Projektinitiativen und agiert nach dem Solidarprinzip: Mieteinnahmen dienen dabei nicht der Kapitalanhäufung, sondern werden zum einem zum Abbezahlen der Direktkredite verwendet und fließen zum Anderen in einen Solidarfond. Gemeinsam mit dem Mietshäuser Syndikat gründet das Projekt 31 nun eine GmbH, welche das Haus und Grundstück kaufen soll.

Um die von der AAA+ geforderten eine Millionen Euro stemmen zu können braucht das Kulturzentrum jetzt Unterstützung. Die Summe soll zum Großteil durch Direktkredite zustande kommen. Bei Direktkrediten handelt es sich um Nachrangdarlehen, die von Privatpersonen oder von Institutionen zur Verfügung gestellt werden. Laufzeit und Verzinsung können dabei individuell vereinbart werden. 1.000 x 1.000 € Direktkredite bräuchte es, um die Kaufsumme zu erlangen.

Zudem sind auch Spenden und Fördermitgliedschaften eine mögliche Form der Unterstützung. Das Projekt 31 hofft hierbei auf eine solidarische Gemeinschaft in der Stadt und über Stadtgrenzen hinaus.

Wer unterstützen möchte erhält mehr Infos auf der Homepage des Projekts: www.projekt31.org. Zudem kann ab sofort auch telefonisch Kontakt mit den Mitwirkenden aufgenommen werden, unter der Nummer: 0163 / 646 03 99.