Zettels Reflexionen: Für was ist das viele Gerede gut?
Oder das ständige Diskutieren?
Mit Bach würde ich ja auch nicht über seine Toccata und Fuge in D Moll diskutieren, lebte er noch und würde er mit mir reden. Ich würde dann allenfalls feststellen, dass mir das Stück auf einer Orgel besser als auf einer Gitarre gespielt gefällt. Andere mögen lieber Mozart. Ok, nur weshalb darüber diskutieren? Macht keinen Sinn.
Jeder Musiker drückt in seiner Musik etwas aus, das bei mir spezifische Empfindungen auslöst. Und jeder, der Musik hört spielt das, was zu seiner aktuellen Stimmung passt. Darüber zu reden lohnt nicht, es sei denn, jemand würde mich danach fragen. Kommt aber nicht vor, zumindest noch nicht.
Bei Musik mache ich genau das, was ich auch im „normalen“ Leben machen sollte: Die eigene wie die Stimmung des anderen feststellen und nebeneinander stehen lassen. Nicht mehr und nicht weniger. Das genügt vollkommen.
Wie hat es Jiddu Krishnamurti formuliert? „Verstehen kann sich nur dann einstellen, wenn direkte Wahrnehmung da ist und keine logische Schlussfolgerung.“ Exakt! Nur wenn ich keine Absicht habe – mit anderen Worten – mich also nicht in Szene setzen will, nur dann kann ich den anderen überhaupt wahrnehmen.
Und geht es nicht genau darum, so wie ich mir bei Bachs Musik vielleicht meine eigene Stimmung bewusst machen will? Wahrnehmen was ist, bei dem anderen wie bei mir selbst. Mehr braucht es nicht, der Rest ergibt sich.
Peter Zettel
ist pensionierter Anwalt. Seit ein paar Jahren ist er begeisterter Motorradfahrer – sein persönlicher Weg der Selbsterkenntnis. Er interessiert sich für das, was die Welt bewegt und schreibt darüber in seinem Blog zettel.biz.
Alle bisher im Wiesentboten erschienen „Zettels Reflexionen“
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