Kontroversen in Kichehrenbach um Änderung des Bebauungsplans „Lindenanger“
Auf den ersten Blick in die Tagesordnung der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Kirchehrenbach las sich der erste Tagesordnungspunkt recht unspektakulär. Es ging dabei lediglich um die inzwischen dritte Änderung des Bebauungsplans „Lindenanger“. Das dieser Beratungspunkt jedoch „Sprengstoff“ birgt, wurde zu Beginn der Sitzung schnell klar, nachdem sich 15 Zuhörerinnen und Zuhörer im Rathaussitzungssaal dazu eingefunden hatten.
Wie Bürgermeisterin Anja Gebhardt (SPD) dazu eingangs erklärte, sind einige Widersprüche von Anliegern des bereits vorhandenen Baugebiets eingegangen, dessen Bebauungsplan nun geändert werden soll. Eigentlich handelt es sich um eine vollkommen neue Erschließung von Baugrundstücken, die innerhalb des bestehenden Bebauungsplans auf Betreiben der Gemeinde auf einer Wiese oberhalb der bereits bestehenden Wohnbebauung in Richtung Pretzfeld erschlossen werden sollen. Baurecht besteht dort schon jetzt, die Gemeinde will dies aber nun in geordnete Bahnen lenken. Mit Straßenbau und allem was dazu gehört. „Jetzt“, so die Rathauschefin, „haben wir eine vernünftige Lösung gefunden, mit der jeder Leben kann.“
Allerdings waren es nicht nur einige Stellungnahmen der bisherigen Bewohner des Bebauungsgebiets, sondern 24 Stück an der Zahl, einige davon sogar mit Unterschriftenlisten untermauert. Verstärkung hatte sich die Bürgermeisterin in Form von Ingenieur und Fachreferent Jörg Meier Planungsbüro Höhnen und Partner aus Bamberg geholt. Meier hatte die ganze bisherige Planung der Gemeinde nach den Einwänden der bisherigen dort ansässigen Hausbesitzer noch einmal überarbeitet und in die neue Planung einfließen lassen. „Man nehme die Einwände sehr ernst“, so der Planer, der betonte, das man für absolute Transparenz sorgen wolle.
„Wenn wir die alle einzeln behandeln, sitzen wir morgen früh noch hier“, warf Gebhardt ein. Der Gemeinderat einigte sich daher stillschweigend die Einwände der Bürger en bloc abzuhandeln. Denn im Prinzip ging es bei den einzelnen Kritikpunkten aus der Bürgerschaft um die gleichen Themen, wenn auch oftmals anders formuliert. So waren in der bisher vom Gemeinderat beschlossenen Baugebietserweiterung auf besagter grünen Wiese künftig drei Vollgeschosse für Wohnhaushausneubauten vorgesehen. Also fast schon kleine „Hochhäuser“. Der neue Plan sieht nun maximal zwei Vollgeschosse vor. Die maximalen Wohneinheiten in dem quasi Neubaugebiet wurden von 50 auf maximal 40 reduziert. Minimal sogar auf 20. Dies reduziert nun auch die Anzahl der Stellplätze für PKW auf den jeweiligen Baugrundstücken nach der Kirchehrenbacher Stellplatzverordnung und logischerweise somit auch das Verkehrsaufkommen. Wo weniger Leute wohnen, ist weniger Verkehr.
Ein weiterer Kritikpunkt der Anlieger war, dass der Gemeinderat die Verkehrserschließung mit dem Bau von zwei Stichstraßen inklusive Wendehammer beschlossen hatte. Wie der Planer dazu erklärte, teile die Öffentlichkeit diese Einschätzung nicht. Auch auf Rat von Verwaltungsrat Klemens Denzler wurde die Stichstraßenlößung nun in eine Ringstraßenlösung umgewandelt. Die sechs Meter breite Ringstraße, die die Gemeinde wahlweise mit einem Gehweg reduzieren kann, erfordert aber 300 Quadratmeter mehr an Versiegelungsfläche. Die Ringstraße hat aber nicht nur Vorteile für die Müllabfuhr, die sonst rückwärts und dann vorwärts in die Stichstraßen hätte ein- und wieder ausfahren müssen, sondern insgesamt für den Verkehr in der 30ger Zone.
Befürchtet wurde auch, das die Verbindung zur Hauptstraße wegfällt. Dies war aber schon im vorherigen Plan nicht der Fall. Eine weitere Befürchtung war, das es in Folge der Erhöhung der Wohneinheiten zu einer Überlastung des Mischwasserkanals des Abwasserzweckverbands der Ehrenbürggruppe kommen könnte. Dazu gab dessen Vorsitzender und Gemeinderat Johannes Schnitzerlein (CSU) Entwarnung. Dennoch floss nun in den neuen Plan ein, das zwingend Zisternen errichtet werden müssen um eine Überlastung des Kanals Zeit verzögernd zu verhindern. Eine weitere Befürchtung war, dass das Trinkwasser der gemeindlichen Wasserversorgung nicht mehr ausreicht. Dies konnte die Rathauschefin jedoch entkräften. Auch dem Natur- und Artenschutz wurde in der neuen Planung Rechnung getragen. Bestandsgehölze, vor allem Obstbäume, sollen erhalten bleiben. Dadurch müssen zukünftige Bauherren weniger Ausgleichsbepflanzungen machen. Bemängelt wurden auch öffentliche Parkplätze im Ursprungsplan. Diese entfallen nun wegen Überflüssigkeit gänzlich.
Ergänzt wurde der Plan vor dem Hintergrund des Klimawandels um Dach- und Wandbegrünungen. Der Rat billigte am Schluss einstimmig die erneute Planauslegung. „Damit sind wir einen großen Schritt weiter und hoffentlich haben wir nun auch einen Kompromiss, mit dem auch jeder leben kann“, war Bürgermeisterin Gebhardts Kommentar nach der Ratszustimmung.
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