Hof: Die Gründer Oleksii Solntsev und Anton Yakhno erhalten das EXIST-Gründerstipendium für die Weiterentwicklung eines vollautomatisierten 3D-Druckers
Hofer Startup erhält Bundesförderung
Die Gründer Oleksii Solntsev und Anton Yakhno erhalten vom Bundeswirtschaftsministerium den Zuschlag für das EXIST-Gründerstipendium und damit 125.000 Euro für die Weiterentwicklung eines vollautomatisierten 3D-Druckers.
Oleksii Solntsev, 26 Jahre, und Anton Yakhno (27) sind Masterabsolventen im Studiengang Maschinenbau an der Hochschule Hof und Gründer der Startups SmartZavod (ukrainisch für Smarte Fabrik). Zusammen mit Eugenia Solntseva, die sich im Gründungsteam vor allem um Marketing und Kommunikation kümmert, arbeiten sie seit einem Jahr an der Entwicklung eines multifunktionalen 3D-Druckers. Für ihr Projekt erhalten sie jetzt eine Förderung in Höhe von 125.000 Euro.
Die Freude bei den Gründern und ihren Unterstützern an der Hochschule Hof und im Gründerzentrum Einstein1 ist groß. „Wir sind sehr glücklich, dass es geklappt hat“, sagt Anton Yakhno. „Der Antrag war komplex und das Warten auf die Entscheidung aus Berlin hat uns einige schlaflose Nächte bereitet, weil die Weiterentwicklung unseres Projektes ohne diese Förderung gefährdet gewesen wäre.“ Mit dem EXIST-Gründerstipendium, dass das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz für technologieorientierte und wissensbasierte Existenzgründungen aus Hochschulen vergibt, bekommen die drei Gründer nun ordentlich Rückenwind, um ihre Idee voranzutreiben. Sie erhalten ein Jahr lang eine monatliche Zuwendung, die die Lebenshaltungskosten deckt, damit sich die Gründer voll und ganz auf ihr Projekt konzentrieren können und abgesichert sind. Zusätzlich erhalten sie rund 35.000 Euro für Sachausgaben und Beratungsleistungen, um die technische Weiterentwicklung ihrer Idee voranzutreiben und einen detaillierten Businessplan auszuarbeiten. Am Ende des Jahres muss sich dann zeigen, ob die Entwicklung von SmartZavod eine Chance auf dem freien Markt hat.
Vollautomatisierter 3D-Drucker, der auch fräsen und laserschneiden kann
Oleksii und Anton beschäftigen sich mit dem Bau eines spezielles 3D-Druckers. 3D-Drucken ist eine Zukunftstechnologie, deren Einsatz vor allem in der Herstellung von Einzelanfertigungen und Ersatzteilen, etwa bei Prothesen in der Medizin, von Modellen, Kleinserien und Prototypen, seit Jahren stark zunimmt. Es handelt sich dabei um ein additives Fertigungsverfahren, bei dem ein Material, im Fall von SmartZavod Kunststoff, Schicht für Schicht aufgetragen und so dreidimensionale Werkstücke erzeugt werden. Die Vorteile gegenüber herkömmlichen Produktionsverfahren liegen vor allem in der schnelleren und günstigeren Produktion, weil die vorgelagerte Herstellung der Formen für die Gießverfahren wegfällt. Viele der am Markt verfügbaren 3D-Drucker sind aber reine Insellösungen. Das heißt, sollen unterschiedliche Materialien verarbeitet werden oder neben dem Druck auch zum Beispiel Fräs- oder Laserarbeiten gemacht werden, sind in aller Regel mehrere Geräte notwendig.
Das Team von SmartZavod möchte dieses Problem durch einen vollautomatisierten und multifunktionalen Hybriddrucker lösen. Damit würde der Entwicklungs- und Produktionsprozess von neuen Werkstücken deutlich verschlankt und beschleunigt. „Unser Drucker soll bis zu 30 verschiedene Materialien verarbeiten können, über acht Werkzeugköpfe verfügen, die vollautomatisch gewechselt werden können. Die fertigen Werkstücke werden automatisch vom Drucktisch genommen, so dass kontinuierliches Drucken ohne Unterbrechung zwischen den einzelnen Druckteilen möglich ist. Damit würde Drucken, Fräsen und Laserschneiden in einem einzigen Gerät möglich“, sagt Anton Yakhno. „Wir können den Herstellungsprozess über eine Webapplikation von jedem Ort der Welt komplett remote steuern, ohne dass ein Bediener manuell eingreifen muss“, sagt Mitgründer Oleksii Solntsev. „Wenn uns das gelingt, wären wir der erste Anbieter weltweit, der diese Vielfalt in einem einzigen Gerät ermöglicht.“
Gründungsförderung an der Hochschule trägt Früchte
An der Hochschule Hof und im Gründerzentrum freut man sich über so viel Innovations- und Gründergeist. „Oleksii und Anton treffen mit ihrer Entwicklung einen Nerv und sie bringen ganz wesentliche Charakterzüge mit, die erfolgreiche Gründer auszeichnen, nämlich Hartnäckigkeit, Experimentierfreunde, Mut und nicht zuletzt auch Know-how und die Überzeugung, dass die eigene Idee gut ist“, sagt Dr. Jens Löbus, der Geschäftsführer des Digitalen Gründerzentrums Einstein1 am Campus der Hochschule, der Anton und Oleksii bei der Antragstellung unterstützt hat. Mit ihrer Geschäftsidee haben die beiden Gründer bereits einige Preise gewonnen, beispielsweise den mit umgerechnet rund 20.000 Euro dotierten Gründerpreis Ukrainian Startup Fund in ihrer Heimatstadt Kiew. Vor einigen Wochen belegte SmartZavod bei einem bundesweiten Gründerwettbewerb in Leipzig den zweiten Platz. Mit dem Zuschlag für das begehrte EXIST-Gründerstipendium erhalten sie die bisher höchste Förderung.
„Wir haben an der Hochschule und im Digitalen Gründerzentrum Einstein1 von Anfang an sehr gute Unterstützung bekommen. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken, besonders beim Projekt Startuplab und dessen Koordinator Jörg Raithel, der uns mit der Kickstart-Förderung überhaupt erst den Start ermöglicht hat, und bei Dr. Löbus, ohne dessen Hilfe wir das Antragsverfahren für EXIST nicht geschafft hätten“, sagt Anton Yakhno. Während des einjährigen Stipendiums bekommen Oleksii, Anton und Eugenia weiterhin Unterstützung von der Hochschule und vom Gründerzentrum. Das Programm ist so angelegt, dass den Gründern jeweils ein technischer und ein betriebswirtschaftlicher Mentor an die Seite gestellt wird. In diesem Fall sind das Dr. Robert Honke, Professor für Ingenieurwissenschaften an der Hochschule Hof, der Anton Yakhno bereits während seiner Masterarbeit betreut hat, und Dr. Michael Seidel, Professor für Entrepreneurship und wissenschaftlicher Leiter des Digitalen Gründerzentrums Einstein1.
Für Seidel ist der Zuschlag durch das Wirtschaftsministerium auch eine logische Konsequenz aus dem breiten Angebot für Gründerinnen und Gründer an der Hochschule Hof. „Mit der Studienrichtung „Entrepreneurship und TechStartups“, dem Digitalen Gründerzentrum als Leuchtturm und dem Startuplab mit Makerspace und Kickstartprogramm, sind wir hier mittlerweile sehr professionell aufgestellt. Wir freuen uns natürlich, dass unser Engagement jetzt auch Früchte trägt“, sagt Seidel. „Wer in Hof studiert, findet ein außerordentlich gutes Umfeld für die eigene Unternehmensgründung vor.“
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