Sonntagsgedanken: „Der König der Löwen“

Symbolbild Religion

Liebe Freunde,

Ich glaube, es dürften gut 15 Jahre her sein, da war ich mit unserem Organisten aus Christkönig in Fürth in New York gewesen. Er hatte mich eingeladen. Für mich war dort eine völlig andere Welt, ganz anders als unsere hier: so groß, so laut, doch irgendwie auch faszinierend.

Ebenso faszinierend war für mich damals der Besuch des Musicals „Der König der Löwen“, das am Broadway lief.

Ganz besonders war ich von den beiden Löwenbrüdern Scar und Mufasa beeindruckt.

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel …

Scar, der Bösewicht, der nur eines im Sinn hat, nämlich den alten König Mufasa zu stürzen, die Macht an sich zu reißen und auf Kosten der anderen zu leben. Er war mir nicht so ganz geheuer, irgendwie Angst einflößend, denn Scar benutzt seinen Löwenmut nur dazu, um böse zu sein.
Ganz anders sein Bruder Mufasa, der ein liebevoller, barmherziger König ist und sein Reich mit Liebe und Weisheit regiert.

Er benutzt seinen ganzen „Löwenmut“, um zu dienen und für die Tiere da zu sein, ihnen beizustehen und zu helfen.

Mufasa, einer, der den Mut hat, zu dienen, der „dien-mutig, oder anders ausgedrückt, der demütig ist.

Freilich ein Märchen. Aber stehen die beiden Löwen nicht auch für uns?

Wer möchte denn noch anderen dienen?

Sich über andere zu erheben, Macht in den Händen zu haben, das ist weit angenehmer, als demütig zu sein.

Dabei hat Demut nichts damit zu tun, mit hängendem Kopf und mit Minderwertigkeitskomplexen durch die Welt zu gehen.

Demut ist der Mut zum Dienen, der Mut, sich nicht über andere zu erheben, sondern ihnen auf Augenhöhe zu begegnen, der Mut, ihnen beizustehen und Mut zu machen.

Und genau das braucht es in unserer Welt und in unserer Kirche.

Denn auch in der Kirche braucht es Menschen, die den Mut haben, anderen wirklich zu dienen. Denn ich bin überzeugt, dass auch in der Kirche, genauso wie in unserer Gesellschaft, viele meinen, etwas Besseres zu sein und sich über andere erheben zu müssen.

Wenn wir in unserer Kirche wenigsten damit anfangen würden, wieder „dien-mutig“, also demütig zu sein, also dem anderen auf gleicher Augenhöhe zu begegnen, sich nicht über ihn zu stellen oder ihn gar zu mobben, sondern dem anderen beizustehen und ihn zu ermutigen, dann würden wir der Vision des Jesus von einem Reich, in dem Gerechtigkeit, Frieden und Leben für alle herrschen, ein Stück näherkommen, dann könnten wir sogar die Welt ein Stück verändern.

Dass Sie in dieser Woche auf Menschen treffen, die Ihnen auf Augenhöhe begegnen, die sich nicht über Sie erheben und der Meinung sind, etwas Besseres zu sein, das wünsche ich Ihnen. Und ebenso wünsche ich Ihnen den „Löwenmut“ eines Mufasa, dass auch Sie es schaffen, anderen „dien-mutig“ zu sein.

Gott schütze Sie!

Klaus Weigand


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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand

  • Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
  • Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
  • Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
  • Priesterweihe 1998
  • Tätigkeiten:
  • Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
  • Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
  • seit 2015 in Heroldsbach und Hausen