Unterstützerkreis Pegnitz lud zur Info-Veranstaltung über Afghanistan

Fast 50 Menschen folgten der Einladung des Unterstützerkreis Pegnitz e.V. zur bereits beim Eltern-Info-Abend von Landrat Florian Wiedemann in der Realschule angekündigten Info-Veranstaltung Afghanistan: Susanne Bauer, Co-Vorsitzende hatte hierzu gemeinsam mit Integrationslotsin Silvia Hermann eingeladen: So stellten sich Tina Karimi-Krause als erfahrene Brückenbauerin und Expertin aus Erfahrung in Sachen Afghanistan sowie Integrationsbeirat Mohammad Nazeri, der selbst einst aus Afghanistan floh und sich nun unter anderem in der Freiwilligen Feuerwehr engagiert für den Austausch zur Verfügung: Hinzu kam Dolores Longares-Bäumler vom Caritas Verband, die Fragen zur Asylbewerberleistungsgesetz beantwortete. Fragen zur Klärung wurden aus der Runde gesammelt, aber auch aus den teils heißen Facebookdebatten aufgegriffen: So konnten wilde Behauptungen zur finanziellen Ausstattung der Geflüchteten geklärt werden: nach dem Asylbewerberleistungsgesetz stehen Einzelpersonen rund 330€ zu, im Falle der in der Turnhalle in Pegnitz untergebrachten Menschen abzüglich der Pauschalen für Lebensmittel und Ernährung also deutlich unter 5€/Tag.

Dem hartnäckigen Gerücht, Geflüchteten würden „Heimaturlaube finanziert“ erteilte Longares-Bäumler eine deutliche Absage: „Das ist einfach falsch, das gibt es nicht und gab´s noch nie.“

Nach den Ursachen, weswegen hauptsächlich Männer fliehen würden gefragt erläuterten Karimi-Krause und Nazeri: Frauen hätten in den Taliban regierten Regionen keine Chance die Grenze überqueren zu können – schon gar nicht ohne Begleitung. Zudem erpressten Taliban afghanische Männer sich ihnen anzuschließen: auch hier sei Flucht die einzige Möglichkeit dem zu entrinnen. Bauer ergänzte zudem: wer vor der schrecklichen Wahl steht Sohn oder Tochter losschicken zu müssen auf eine so ungewisse Reise, würde allein wegen der wesentlich größeren Gefahr der Frauen durch sexualisierte Gewalt ausgesetzt seien, vermutlich ebenso entscheiden. Dies bestätigte einer der geflüchteten Afghanen: Seine und die ihm bekannten Fluchterlebnisse waren so gespickt von Gefahren, dass sie dies keinen Frauen zumuten könnten.

Auch Ängste wurden zur Sprache gebracht: wie sei man auf mögliche Spannungen vorbereitet, wie könne man die Geflüchteten, aber auch die Bevölkerung schützen: Die beste Möglichkeit Ängste abzubauen sei sich kennenzulernen und auszutauschen, sich mit der Kultur auseinanderzusetzen und vor allem auch eine gemeinsame Sprache zu sprechen: darin waren sich alle Expert:innen einig. Vorsicht sei verständlich, aber Vorurteilen und Vorverurteilungen nicht: keiner der Menschen, die nun hier angekommen seine, habe sich etwas zuschulden kommen lassen – jeder habe eine faire Chance verdient und Isolation und Ausgrenzung hingegen seien für niemanden hilfreich: für die Neuankömmlinge, auf die vielerlei Informationen und Anforderungen einprasseln und denen zugleich ein hohes Maß an Geduld für bürokratische Vorgänge und bis zum Angebot qualifizierter Sprachkurse abverlangt würde ebenso wenig wie für die Einwohner:innen von Pegnitz oder dem Landkreis: denn so Wiedemann, man müsse sich darauf einstellen, dass rund 125 weitere Geflüchtete in den nächsten Monaten ankommen werden. Diese würden voraussichtlich in Containerdörfern an verschiedenen Standorten im Landkreis untergebracht – so sich keine geeigneten Unterkünfte fänden. Hier sei der Druck seitens der Regierung auf den Landkreis sehr hoch: man habe 2015 seine Aufnahmequoten nicht erfüllt.

Florian Wiedemann betonte: niemand sei glücklich mit der Unterbringung in der Turnhalle – man sei intensiv auf der Suche nach Alternativen. Die Geflüchteten ihrerseits machten hingegen deutlich, dass sie hochmotiviert seien die Sprache zu lernen, sie sich nach einem normalen eigenständigen Leben und Arbeit sehnten: der Verlust des eigenen Zuhauses schmerze, die erzwungene Untätigkeit sei belastend und die Sorgen um Angehörige seien groß. Die Anwesenden dankten sehr dem eifrig um Übersetzungshilfe bemühten jungen Mann, der selbst vor einigen Jahren als Flüchtling nach Deutschland kam und der nun die Mittlere Reife anstrebt. Ohne die Unterstützung der Übersetzer:innen wären die Aufgaben kaum zu bewältigen: auch wenn unter den Geflüchteten bereits vereinzelt Sprachkompetenzen vorhanden sind und man sich teils mit Englisch behelfen könne. Abschließend betonte Hermann: die ersten Bemühungen mit Sprachkursen den dringendsten Bedürfnissen Alltagskommunikation zu erlernen würde bereits begegnet, allerdings werden hierfür weitere Freiwillige gesucht.

Quelle:Unterstützerkreis Asyl Pegnitz <unterstuetzerkreis.pegnitz@gmail.com>