MdB Anette Kramme: Viele Bayreuther Hebammen stehen vor dem Aus – Hohe Berufshaftpflichtprämie bereitet große Probleme

Für viele der freiberuflichen Hebammen in Stadt und Landkreis Bayreuth sind schwere Zeiten angebrochen. Denn für sie stellt sich die Frage, ob sie ihren Beruf nun teilweise aufgeben oder nicht. Schuld an der verfahrenen Situation ist die neue Berufshaftpflichtprämie, die die Versicherer von freiberuflichen Geburtshelfern ab 1. Juli einfordern. Mit 3689 Euro pro Jahr ist sie um über 1318 Euro höher als noch vergangenes Jahr.

„Bei rund 230 Euro pro Geburt, die Beleghebammen laut Gebührenordnung bekommen, kann man sich ja ausrechnen, wie viele Entbindungen nötig sind, nur um die Haftpflichtprämie aufzubringen“, erklärt Gudrun Rennecke, freiberufliche Hebamme aus Bayreuth. Zusammen mit ihrer Kollegin Friederike Engelen von der Hebammenpraxis Bayreuth sprach sie mit der Bayreuther SPD-Bundestagsabgeordneten Anette Kramme über die vielfältigen Probleme, die sich nun für die freiberuflichen Hebammen auftun.

Die Hebammenpraxis Bayreuth in der Alexanderstr. 2 ist im Großraum Bayreuth/Kulmbach führend bzw. einzigartig in Sachen Hausgeburten. Auch Praxisgeburten und Beleggeburten im Klinikum Kulmbach werden angeboten. Die Hebammenpraxis Bayreuth erfüllt damit die wichtige Aufgabe, den Frauen überhaupt eine Alternative in Form der Hausgeburt zu ermöglichen. In den letzten Jahren zeichnet sich ein stetig wachsendes Interesse an Hausgeburten ab.

Durch die unglaublichen Belastungen der rasant steigenden Versicherungsprämien und sonstigen Fixkosten rechnen sich aber für die Hebammen künftig die Hausgeburten und Beleggeburten nicht mehr.

Befremdlich ist zudem, dass eine Hausgeburt den Krankenkassen erheblich billiger kommt, als eine normale Klinikgeburt. Man sollte meinen, dass angesichts dieser Ersparnis ein gewisses finanzielles Entgegenkommen zugunsten der Hebammen mit Hausgeburtsangebot möglich sein müsste.

„Wenn sich nichts ändert, werde ich künftig nur noch Kurse zur Vorbereitung und Nachbetreuung und alles rund um die Geburt anbieten, aber keine Geburtshilfe mehr. Damit ist dann ab Januar Schluss“, so Friederike Engelen.

Zwar hoffen die beiden Bayreuther Hebammen noch auf eine faire Einigung bei der Anhebung der Gebührenordung, die Verhandlungen zwischen dem Bund der Krankenkassen und den Verbänden der Hebammen gestalten sich jedoch schwierig. Daher findet derzeit ein Schiedsverfahren statt. Sollte dieses Verfahren die Probleme der Hebammen nicht lösen, droht ein langes Klageverfahren vor dem Sozialgericht und somit das Aus für viele Hebammen.

„Mit der jetzigen Situation wird ein ganzer Berufsstand kaputt gemacht. Es müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um eine faire Bezahlung der freiberuflichen Hebammen sicherzustellen und so die Wahlfreiheit werdender Mütter beim Ort der Geburt ihres Kindes zu garantieren“, fordert daher Anette Kramme.

Als Sofortmaßnahme hält Kramme die Einführung eines Fonds beim Bundesministerium für Gesundheit für unumgänglich, um Hebammen bis zu einer Neuregelung finanzielle Sicherheit zu verschaffen.

„Dies kann aber nur eine Übergangslösung sein. Lippenbekenntnisse der Politik reichen nicht mehr aus, jetzt ist aktives Handeln gefragt. Auch Versicherer und Krankenkassen müssen sich bewegen, um Frauen auch weiterhin eine Geburt in vertrautem Umfeld zu ermöglichen und Geburten nicht zur anonymen Massenabfertigung verkommen zu lassen“, so Kramme.